Treffer: Augenblick, eile doch!

Die kargen Farben der Häuser hiersehen aus, als schämten sie sich, Farben zu sein. Überhaupt ist dieses triste Stück Straße zwischen Bahnhof und Hotel für große Auftritte keineswegs geeignet. Sagen wir, es ermangelt der Dimension. So auch an diesem Vormittag im Monat März.

Doch der Mann, der da kommt, erweckt Hoffnung. Großer Bahnhof, gewaltiger Händedruck. Tausend Leute durchbrechen die Absperrung. Aber kein Lächeln überkommt den Gast auf dem Weg zum Hotel, als aus der Menge nicht nur sein Vorname, sondern sein voller Name gerufen und so jeder Zweifel beseitigt wird, welchem der beiden Herren – dem Gastgeber oder dem Besucher – all die Begeisterung, die Hoffnung gilt.

Der hohe Gast eilt auch nicht gleich ans Fenster, als sein Regierungssprecher ihn wissen lässt, nun riefen die Leute da draußen wahrhaftig immer noch nach ihm. Er zögert. Schließlich sagt er: „Aber nur einen Augenblick.“ Und in diesem Augenblick am Erkerfenster – halb links über der Reklameschrift für „Pilsner Urquell“, während Jubel tönt – wirkt er gar nicht wie ein Mann, der seinen Erfolg genießt; eher wie einer, der den Szenenwechsel schon erahnt, den es dort unten gleich geben wird. Und kaum eine Stundespäter ist der Platz tatsächlich von allen inoffiziellen „Elementen“ geräumt.

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