Das bittere Brot

Archivbild: Heuarbeit in den Südtiroler Dolomiten
Archivbild: Heuarbeit in den Südtiroler Dolomiten(c) imago/Südtirolfoto (imago stock&people)
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Maschine statt Mensch, allumfassende Digitalisierung. Wir finden uns mitten in einer neuen industriellen Revolution. Symbol dieser Revolution ist das viel diskutierte bedingungslose Grundeinkommen. Ich nenne es Gnadenbrot.

Zur Jahreswende beeindruckte Josef Urschitz in der „Presse“ mit einem Essay, worin bereits im Titel festgestellt wurde, dass wir am „Vorabend einer Revolution“ stünden. „Der Grund für diese aufkeimende Revolution“, schreibt Urschitz, „ist auch leicht zu verorten: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen passen mit der wirtschaftlichen Realität nicht mehr zusammen. Sie sind auf eine Wirtschaft des 20. Jahrhunderts zugeschnitten, die es seit mindestens zwei Jahrzehnten nicht mehr gibt.“ Symbol dieser Revolution ist in seinen Augen die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, das „die Region weltfremder linker Intellektuellenzirkel längst verlassen“ habe.

Zwar hatten sich die Schweizer in einer Volksabstimmung gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen ausgesprochen. Doch allein die Tatsache, dass diese Idee in einem traditionell konservativ agierenden Land einer Diskussion für würdig befunden wurde, lässt nachdenklich werden. Und in Deutschland reicht die Gruppe der Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens vom Gründer der Drogeriekette dm, Götz Werner, über den Chef von Siemens, Joe Kaeser, bis zum ehemaligen thüringischen CDU-Ministerpräsidenten Dieter Althaus. „Das World Economic Forum“, betontUrschitz, „widmet demThema am 18. Jänner einen Workshop.“ Und in Finnland wird ein erster zaghafter Versuch gewagt: „2000 per Zufallsgenerator ausgewählte finnische Arbeitslose bekommen“, so will es die finnische Regierung, „auf ein paar Jahre monatlich 560 Euro aufs Konto überwiesen. Auch dann, wenn sie wieder Arbeit gefunden haben.“ Es handelt sich bei den560 Euro um den Betrag, der arbeitslosen Finnen nach Abzug von Steuern auch von ihrem Arbeitslosengeld bleibt. Große Sprünge kann man damit zwar nicht machen, aber ein Anstoß ist gesetzt. Dabei sind es in Finnland nicht Sozialdemokraten und Linke, die das bedingungslose Grundeinkommen propagieren, sondern die aus Konservativen, Liberalenund Nationalen bestehende Regierung hat das Experiment, das nun beginnt, in ihrem Koalitionsvertrag von 2015 festgeschrieben.

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