Prödl schwer verletzt: "Mir geht es dreckig"

Prödl erlitt schwere Gesichtsverletzungen.
Prödl erlitt schwere Gesichtsverletzungen.APA
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Der 24-jährige Werder-Verteidiger erlitt am Samstag gegen Kaiserslautern einen Kiefer- und Nasenbeinbruch sowie eine Gehirnerschütterung. Der Schiedsrichter pfiff nicht einmal ein Foul.

[APA/RED] Sebastian Prödl verbrachte die Nacht auf Sonntag im Krankenhaus in Kaiserslautern. Wann er das nächste Mal wieder Fußball spielen wird, weiß der 24-jährige Grazer nicht. Selbst sein Einsatz für das ÖFB-Länderspiel gegen Finnland am 29. Februar ist fraglich.

Nach dem 0:0 zwischen Kaiserslautern und Bremen gab es nur ein Thema. Das Foul von Kaiserslautern-Stürmer Dorge Kouemaha an dem Österreicher. In der 23. Minute will Kouemaha im eigenen Strafraum einen hohen Ball wegschlagen und trifft Prödl mit dem Fuß voll im Gesicht. Der Bremer geht benommen zu Boden, Blut rinnt aus seiner Nase. Aber kein Elfmeter, nicht einmal ein Pfiff. Schiedsrichter Robert Hartmann lässt die Partie weiterlaufen, unterbricht das Spiel erst als sich bereits Spieler um den am Boden liegenden Prödl kümmern.
Prödl wird sofort ins Krankenhaus gebracht. Am Abend steht die Diagnose fest: Fraktur des Oberkiefers, Nasenbeinbruch und Gehirnerschütterung. Die „Bild-Zeitung“ bezeichnet die Aktion tags darauf als „Blut-Tritt“.

Tatsächlich kann man Kouemaha keine Absicht unterstellen. Der Teamspieler Kameruns stand mit dem Rücken zu Prödl, als dieser den Ball mit dem Kopf aus dem Tor zirkeln wollte. Doch hoher Fuß, gefährliches Spiel war es allemal, meinen Kommentatoren und Betreuer.

Allofs und Schaaf empört

Bremen-Manager Klaus Allofs zeigte sich zuallererst über die Verletzung Prödls bestürzt, meinte aber auch: „Traurig bin ich aber auch darüber, dass eine solche Aktion nicht geahndet wird. Es ist für mich unverständlich, dass weder der Schiedsrichter noch sein Assistent das als elfmeterwürdig ansieht. Es geschehen schon seltsame Dinge.“

Schon zur Pause hatte Allofs dem Unparteiischen seinen Unmut kundgetan. „Wir haben in der Halbzeit darüber gesprochen. Er hat mir gesagt, er hätte es nicht gesehen. Aber dafür hat man dann einen Assistenten. Die zeigen sonst ja auch alle möglichen Dinge an. Es gab drei Leute im Stadion, die es nicht gesehen haben. Und die, die am Bierstand waren“, wetterte Allofs.

Auch Bremen-Trainer Thomas Schaaf ärgerte sich über den Schiedsrichter. „Es ist mir unverständlich, wie man so etwas nicht sehen kann“, schimpfte er. Auch die Bremer Profis waren verärgert. „Dem Schiedsrichter hat vielleicht die Unterstützung von der Linie gefehlt. Der Assistent muss das gesehen haben“, erklärte Kapitän Clemens Fritz. Und Goalie Tim Wiese meinte: „Der Fuß war so hoch, das habe sogar ich gesehen.“

Prödls Ausfall zwingt Werder dazu, noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. „Ich denke schon, dass wir uns jetzt Gedanken machen müssen“, sagte Allofs.
Und Prödl? Er meldete sich am Sonntag in seinem Blog zu Wort und schrieb: „Es geht mir – ehrlich gesagt – dreckig.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2012)

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