"Fußball ohne Titel ist einfach wertlos"

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Mourinho und Chelsea sind in dieser Saison wieder die Gejagten, die 0:1-Niederlage im "Community Shield" garantiert weitere Sticheleien gegen Arsène Wenger.

London. Bevor noch der erste Schuss abgegeben wurde, hatte die Auseinandersetzung schon mit Worten begonnen. Das ist im Krieg nicht anders als im Fußball, und keiner beherrscht diese Kunst besser als Chelsea-Manager José Mourinho. „Die Leute sollen einmal einen Taschenrechner zur Hand nehmen, um sich die Transferausgaben bei Arsenal anzusehen“, forderte Mourinho vor dem traditionellen Duell um den „Community Shield“. Es war ein klassischer Seitenhieb auf seinen Erzfeind: Arsène Wenger hatte die Ausgaben aller anderen Klubs kritisiert und damit zugleich den Misserfolg der Gunners erklärt. Mourinho war richtig grantig.

Mit der 0:1-Niederlage (Tor: Chamberlain) des Meisters (Chelsea) gegen den Cupsieger (Arsenal) kehrte Englands Fußball aus der Sommerpause zurück. Am Wochenende wartet der Auftakt zur Premier League; mit der Stichelei will Mourinho Druck von seinem Team nehmen und Wenger ärgern. Die beiden sind sich seit Jahren in heftiger Abneigung „zugetan“ und nun hat der Portugiese erstmals gegen den Franzosen verloren...

Mourinho geht einkaufen

Nach einer überlegenen Meisterschaft, die Chelsea vom ersten bis zum letzten Spieltag angeführt und mit acht Punkten Vorsprung auf Manchester City gewonnen hat, gehen die „Blues“ wieder als Favorit ins Rennen. „Fußball ohne Titel ist wertlos“, lautet die pragmatische Vorgabe Mourinhos, die man auch mit „Der Zweck heiligt die Mittel“ übersetzen könnte.

Auf dem Spielermarkt war Chelsea bislang kaum aktiv, am bemerkenswertesten war die Ausleihung von Radamel Falcao, dem Mourinho nach dem verpatzten Jahr bei Manchester United eine zweite Chance geben will. Von Everton versucht man, Verteidiger John Stones abzuwerben, 26 Mio. Pfund waren den „Toffees“ jedoch noch nicht genug. Angeblich wird man sich bei 30 Mio. Pfund einig.

Chelseas prominentester Abgang ist Arsenals bislang einziger Neuzugang: Torhüter Petr Čech. Er wechselte für elf Millionen Pfund von West- nach Nordlondon, soll den „Gunners“ die vermisste Stabilität in der Abwehr verleihen. Begeistert waren die Fans in der Vorbereitung auch von Youngsters wie Alex Iwobi (19) und Jeff Reine-Adelaide (17). „Wir stehen an der Schwelle zu etwas Großem“, sagt Wenger. Vielleicht kommt auch noch Karim Benzema. Real Madrid soll ein Ablöseangebot über 65-Millionen-Euro erhalten haben.

Der Manchester-Wahnsinn

Da wollen beide Manchester-Vereine nicht nachstehen. City will den Titel zurück und gab allein für Raheem Sterling, 20, 68 Millionen Euro aus. „Er gibt uns das Tempo, das wir brauchen“, sagt Manager Manuel Pellegrini. Oft machte Sterling freilich mehr mit Eskapaden als mit fußballerischen Glanzleistungen von sich reden. Dem Vernehmen nach steht auch Kevin De Bruyne (Wolfsburg) weiter auf der Wunschliste der „Citizens“.

Von sich reden machte in der Vorbereitungszeit auch Manchester United. Mit Morgan Schneiderlin, Bastian Schweinsteiger, Matteo Darmian, Sergio Romero und Memphis Depay wurden Spieler um 75 Millionen Pfund verpflichtet. Ebenso spektakulär die Liste der Abgänge: Robin van Persie wurde an Fenerbahçe weitergereicht, Ángel Di María wird wohl bei Paris Saint Germain landen, Falcao ist bei Chelsea, und Tormann David de Gea ist weiterhin bei Real Madrid ein Thema. Auch in diesem Fall wird noch mit viel Geld jongliert werden.

Nicht verstummen wollen Gerüchte, wonach United an der Rückkehr des verlorenen Sohnes Cristiano Ronaldo arbeitet. „Chelsea hat Hazard, City hat Agüero, Barcelona hat Messi“, sagt Manager Louis van Gaal freimütig. „Wir brauchen auch so einen Spieler.“

Milliarden, vier Österreicher

Am Geld würde die Verpflichtung eines Galactico wie Ronaldo, der von 2003 bis 2009 bei Manchester United spielte, nicht scheitern. Für die Jahre 2016–2019 zahlen Sky und BT allein für die heimischen Übertragungsrechte 5,14Milliarden Pfund, weit über sechs Milliarden Euro. Das entspricht zehn Millionen Pfund für jedes Spiel. Aus den weltweiten Ausstrahlungsrechten werden noch weitere 3,25 Milliarden Pfund dazukommen.

Mit vier Spielern ist in der neuen Saison eine Rekordzahl an Österreichern in der Premier League dabei. Marko Arnautović ist bei Stoke City längst Publikumsliebling, mit Spitzenvereinen der Liga wird er jedoch nicht mehr in Verbindung gebracht. Kevin Wimmer hat mit dem Transfer zu Tottenham den Sprung zu einem Klub geschafft, der unbedingt wieder in die Champions-League-Ränge kommen möchte. Ganz anders sieht die Lage bei Christian Fuchs und Sebastian Prödl aus. Sie kämpfen bei Leicester bzw. Watford vom ersten Tag an gegen den Abstieg.

SUPERCUP

Deutschland: Es war ein Fehlstart in die neue Saison – auch im dritten Anlauf als Trainer von Bayern München hat Pep Guardiola den Supercup-Sieg verpasst. Der Meister unterlag Wolfsburg mit 4:5 im Elfmeterschießen. Nach regulärer Spielzeit stand es 1:1 (Tore: Robben 49., Bendtner 89.). David Alaba spielte durch. „Wolfsburg ist eine große Mannschaft“, sagte Guardiola. „Schade, dass wir in den letzten Minuten nicht mehr gut verteidigt haben.“

Frankreich: Paris St. Germain besiegte Olympique Lyon mit 2:0, Tore: Auriers (11.), Cavani (17.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2015)

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