Europa League: Rapids höchst undankbares Los

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Rapid trifft in der Gruppenphase auf Spaniens „gelbes U-Boot“ Villarreal, den tschechischen Meister Pilsen und Salzburg-Schreck Dinamo Minsk. Poker um Berić hält an.

Monaco/Wien. Äußerst glanzvolle Namen warteten vor der Auslosung zur Europa-League-Gruppenphase auf Österreichs einzigen Teilnehmer Rapid. Dortmund, Schalke, Liverpool, Tottenham – diese Namen geisterten vielen Rapid-Spielern durch den Kopf. Als aber die Kugeln gezogen wurden und sich Rapid letztendlich in Gruppe E neben Villarreal, Viktoria Pilsen und Salzburg-Schreck Dinamo Minsk wiederfand, dürfte auch dem Klubkassier bange geworden sein.

Kein Kracher, kein Traumlos, kein Topklub – bis auf den „Revanche“-Charakter gegen Minsk lauter undankbare Aufgaben. Dennoch, es ist davon auszugehen, dass Rapid alle Karten für die Heimspiele im Happel-Oval in Dreierpaketen an den Mann bringen wird.

„Wir spielen Fußball“

Trainer Zoran Barišić verfolgte die Auslosung relativ emotionslos. Vom Rachegedanken hält er freilich nichts. Weder gegen Minsk noch gegen Spaniens „gelbes U-Boot“, beide Klubs stellten den Bullen schon effektiv ein Bein, dürften Emotionen eine Rolle spielen, es gehe um Vernunft, zielgerichtetes Spiel und den Erfolg für die Hütteldorfer. Der 45-Jährige sagte daher trocken: „Wir wollen und werden niemanden rächen, wir spielen Fußball.“

Natürlich, insgeheim hatten sowohl Barišić als auch Sportdirektor Andreas Müller auf einen „Kracher“ gehofft. Es wäre ein Ticket-Seller gewesen, ein Zugpferd. Und dennoch, es gehe ja auch um sportliche Chancen. „Das ist eine sehr attraktive Gruppe, auch wenn ich bis zuletzt auf Schalke gehofft hatte“, warf Müller ein und stellte sofort die Rangordnung klar. „Villarreal ist der Favorit. Mit allen anderen können wir uns messen, mit denen sind wir auf Augenhöhe. Unser Motto: Wir haben alles zu gewinnen und nichts zu verlieren.“

Villarreal ist Favorit, dahinter kommt es zu einem Rennen zwischen Rapid und Pilsen. Minsk, das wurde gegen die blamablen Salzburger offenkundig, ist eine eher kalkulierbare Größe. Die bevorstehenden sechs Herbstpartien (ab 17. September) auf internationalem Parkett seien für seine Truppe extrem wichtig, sagt Barišić. Es gehe um wichtige weitere Erfahrungen. „Wir freuen uns darauf, weil das für die Entwicklung der Mannschaft wichtig ist.“ Er wollte weder tiefstapeln noch zu viel versprechen. „Villarreal ist über uns zu stellen, Pilsen hat etwas mehr internationale Erfahrung und Minsk hat jeder gegen Salzburg gesehen. Jeder kann sich ausrechnen, was da für uns möglich ist.“

Auch die Fünfjahreswertung – Rapid könnte mit sechs Europa-League-Siegen für Österreich noch den fünften Europacup-Startplatz 2017/18 sichern – spielt in Barišićs Gedanken eine äußert untergeordnete Rolle. Daran denke man nicht.

Stars und Verkäufe

Villarreal beendete die Saison in der Primera Division auf Platz 6, im Sommer folgte ein Aderlass. Die Offensivspieler Luciano Vietto (um 20 Millionen Euro an Atlético Madrid) und Giovani dos Santos (6,35 Mio. Euro an LA Galaxy) wurden verkauft, dafür holte der Champions-League-Semifinalist von 2006 Roberto Soldado um 16. Mio. Euro von Tottenham sowie Samuel und Samu Castillejo um jeweils acht Mio. Euro von Malaga.

Pilsen schaffte es 2011 und 2013 in die Gruppenphase der Champions League, beim zweiten Versuch reichte es in einer Gruppe mit Bayern, Manchester City und ZSKA zu Platz drei und damit zum Umstieg ins Europa-League-Sechzehntelfinale. In diesem Sommer kam für den tschechischen Meister in der CL-Qualifikation gegen den späteren Basel-Bezwinger Maccabi Tel Aviv knapp das Aus.

Ob Rapid in der bislang gewohnten Besetzung spielen wird, ist offen. Die Verhandlungen über einen Abgang von Robert Berić sind noch nicht abgeschlossen, drei Klubs (Reading, St. Etienne, Brügge) sollen um seine Gunst buhlen. Rapid legte dem 24-Jährigen jedenfalls ein „sehr gutes Angebot“ vor, eine hoch dotierte Verlängerung bis 2019. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2015)

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