ÖFB-Stürmer Janko: Ohne Jetlag, aber mit Selbstvertrauen

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FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: �STERREICH - SCHWEDEN(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Marc Janko, 32, hat Australien hinter sich gelassen und beim FC Basel angeheuert. Der Stürmer wirkt ausgeruht und treffsicher, am Samstag soll er Österreich nach Frankreich schießen.

Wien. Marc Janko hat in seiner Karriere vieles erlebt. In Salzburg etwa war er Schützenkönig, ein gefeierter Held. Trabzonspor hingegen entpuppte sich als ein einziges großes Missverständnis. Dazwischen ging der Mann mit dem Torriecher in den Niederlanden (Twente Enschede) und Portugal (FC Porto) seinem Dienst nach, im Sommer 2014 führte ihn sein Weg bis nach Australien. Das Jahr in Sydney war ein erfolgreiches, wenngleich der Abschied seitens des Vereins ein unschöner war.

Vor wenigen Wochen kehrte Janko nach Europa zurück, die siebente Station seiner Vita heißt FC Basel. Der 32-Jährige fühlt sich wohl in der Schweiz, privat wie beruflich. In bislang sieben Pflichtspielen traf er fünfmal. In der Meisterschaft trägt Basel eine weiße Weste, Janko berichtet von „einem der besten Saisonstarts der vergangenen Jahre“. Eigentlich wäre in dieser noch jungen Spielzeit alles perfekt gelaufen, wäre da nicht das Aus gegen Maccabi Tel Aviv im Play-off zur Champions League gewesen. „Ein sehr großer Wermutstropfen. Als FC Basel musst du Maccabi eigentlich schlagen.“

Nichtsdestotrotz, Janko ist in Form. Erst am Wochenende steuerte er beim 3:1-Sieg gegen FC Zürich einen Treffer bei. „Wir sind froh, dass er gut in Schuss ist“, sagt Teamchef Marcel Koller, der bei der Zusammenkunft am Montag in Wien auch einen gut erholten Marc Janko begrüßen durfte. Das war in den vergangenen zwölf Monaten nicht so, als der Stürmer von Sydney aus um die halbe Welt flog, um zum Nationalteam zu stoßen. „Den Jetlag“, bemerkt Janko, „gibt es nicht mehr.“

Lieber siegen statt rechnen

Marcel Koller hat mit Beginn seiner Amtszeit als Teamchef auf Janko gesetzt. Er ist ein wesentlicher Baustein im Spiel des Schweizers, an vorderster Front ist der 1,96 Meter große Hüne seine erklärte Nummer eins. Wenn Janko einmal passen musste, war Rubin Okotie zur Stelle. „Auch er hat schon wichtige Tore gemacht“, erinnert Koller an Okoties Beiträge zu den 1:0-Siegen vergangenen Herbst gegen Montenegro und Russland. Für den Angreifer von 1860 München ist die Zeit beim Nationalteam eine willkommene Abwechslung. Seit knapp sieben Monaten und 15 Pflichtspielen hat Okotie im Klub nicht mehr getroffen.

Am Samstag benötigt Österreichs Nationalteam in der EM-Qualifikation gegen die Republik Moldau (20.45 Uhr, live in ORF 1) Tore, ganz egal von wem. Sollte das ÖFB-Team gewinnen und Russland im Parallelspiel gegen Schweden (18 Uhr) selbiges nicht gelingen, wären Kollers Mannen schon drei Spiele vor Ende der Qualifikation fix unter den Top zwei der Gruppe und damit für die Endrunde in Frankreich qualifiziert. Janko möchte sich nicht an Spekulationen beteiligen, auch nicht an Rechenspielen, „auf diese Fragen steigen wir nicht ein“. Es gilt, die nächsten drei Punkte einzufahren, egal wie. Dass dieses Vorhaben ein durchaus kompliziertes werden könnte, belegt das Hinspiel. In Chisinau quälte sich Österreich zu einem 2:1-Sieg, der in einer hektischen Schlussphase in Gefahr geriet. „Jeder, der dieses Spiel gesehen hat, weiß um die Schwierigkeit der Aufgabe“, betont Janko, der ein kampfbetontes Spiel erwartet. „Aber wir werden jede Art von Zweikampf annehmen.“

„Wir müssen nur sterben“

Teamchef Koller weiß um die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, alles andere als ein Sieg des Tabellenführers gegen das Schlusslicht käme einer herben Enttäuschung gleich. Im Vorfeld der Begegnung von einem „Muss-Sieg“ zu sprechen, lehnt der 54-Jährige aber kategorisch ab. „Wir möchten gewinnen, wir müssen nur sterben“, sagt Koller, der seine Mannschaft gewohnt offensiv ausgerichtet auf den Rasen schicken wird. „Aber wir müssen auf Konter aufpassen.“

Mit dem für Österreich nicht unbedeutenden Parallelspiel in Moskau, das noch vor dem Anpfiff in Wien zu Ende sein wird, wird sich Koller erst ab Sonntag beschäftigen. „Wir sind zu dieser Zeit in der unmittelbaren Vorbereitung auf unser Match, werden also nicht darauf schauen. Es würde uns nur ablenken.“

Auf einen Leistungsträger muss Koller verzichten: Martin Hinteregger fällt wegen Knieproblemen für beide Spiele aus, für ihn wurde Michael Madl nachnominiert. Julian Baumgartlinger (Rücken) und Zlatko Junuzović (Wade) konnten Dienstagvormittag nicht trainieren, sollen aber rechtzeitig fit werden.

AUF EINEN BLICK

Österreichs Nationalteam könnte schon am Samstag die Qualifikation für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich gelingen. Voraussetzung dafür ist ein Sieg gegen die Republik Moldau (20.45 Uhr, live in ORF 1) und eine Niederlage oder ein Unentschieden Russlands im Parallelspiel gegen Schweden.

Das ÖFB-Team hat sich noch nie aus eigener Kraft für eine EM qualifiziert. Die letzte erfolgreiche Qualifikation bestritt man vor 18 Jahren zur WM 1998.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2015)

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