Alaba, Dragović und Arnautović sind von der Qualifikation für die Endrunde in Frankreich 2016 überzeugt, gegen Moldau dürfe man sich aber durch nichts ablenken lassen.
"Wenn Philipp Lahm nicht lächelt, wenn Österreich spielt, heißt das etwas. Oder wenn sich Matthias Sammer über uns äußert. Das zeigt, dass sich Österreichs Fußball Respekt erarbeitet hat!“ David Alaba sitzt im Presseraum des Happel-Stadions, es läuft wie immer vor nahenden Länderspielen die tägliche Pressestunde und der Bayern-Star legt klar, dass Platz 14 in der Weltrangliste durchaus wertvoll und nicht nur von statistischem Belang ist. Der Trend sei erfreulich, „etwas Großes, Schönes“ sei entstanden. Doch damit gebe sich in der Mannschaft keiner mehr zufrieden.
Österreichs Team wolle zur EM 2016 nach Frankreich. Nur das zähle, führte der Bayern-Legionär trocken, mit auffallend leiser Stimme weiter aus. Am Samstag dürfe man gegen Moldau nichts anbrennen lassen, es werde ein Geduldspiel gegen einen mauernden, auf Konter lauernden Gegner. Dass mit Anpfiff das Resultat aus Moskau vorliege – gewinnt Russland nicht gegen Schweden kann sich Österreich mit einem Sieg vorzeitig fix qualifizieren – spiele für ihn nur eine untergeordnete Rolle.
Zwei Kinder fahren zur EM
Alaba sagt, es sei schön, es könne passieren. Keiner seiner Wegbegleiter habe „Bock darauf“, dass die Erfolgsserie (siehe Artikel unten) ende, obendrein vor eigenem Publikum. Dass Moldau nicht zu unterschätzen sei, musste er nicht gesondert betonen, das Hinspiel sei ein 2:1-Arbeitssieg gewesen.
Für den Bayern-Spieler, 23, ist es gewissermaßen auch eine Rückkehr. Zuletzt musste er nach seiner Knieverletzung beim Spiel in Moskau zusehen, jetzt steige er wieder in den Betrieb ein. „Ich will helfen, dabei sein, wieder in die Mannschaft kommen und mitspielen“, sagt Alaba und es klang wie der fromme Wunsch eines kleinen Buben. Irgendwie stimmt diese Sichtweise auch, Alaba und Aleksandar Dragović kennen sich seit ihren Tagen bei der U11 der Wiener Austria.
Jetzt spielen sie gemeinsam im Team, „die Kinder von einst fahren zur Euro“. Alaba sagte es geradezu ehrfürchtig, auch habe er ein weiteres Ziel vor Augen, die Top Ten der Welt. „Wir haben sicher das Potenzial für eine Top-Ten-Nation, und ich würde lügen, wenn wir dort nicht hinwollen.“ Was Lahm wohl sagen wird, wenn sich beide wiedersehen und Österreich fix qualifiziert ist, Weltmeister Deutschland aber noch nicht?
„Die drei Musketiere“
Neben Alaba und Kiew-Spieler Dragović („Es war eine sehr ruhige Transferzeit, ohne Gerüchte!“) stand auch Marko Arnautović Rede und Antwort. Ja, er sei einer der „drei Musketiere“, er grinste verlegen. Ob nun drei oder doch vier, egal, er ist Fixstarter im Team.
Bei Stoke City müsse der Wiener diese Saison öfter auf der Bank auf den Einsatz warten, damit komme er aber zurecht. „Wenn ich spiele, geht es mir immer gut“, sagt der Ausnahmekönner. Auch Österreichs sei als Mannschaft besser geworden, sogar einen familiären Zusammenhalt habe Arnautović zuletzt ausgemacht und wenn er mit Alaba, Dragović und Pehlivan zusammen sei, fühle es sich so an. Man spiele in einem Zimmer Playstation, im anderen Poker, Fadesse und Eigenbrötlerei gebe es keine.
Dennoch, es warte eine schwere Aufgabe, gegen Moldau wolle man gewinnen. Arnautović mag polarisieren, aber er spricht auf seine Weise immer erfrischend Klartext. Ohne Wenn, Aber oder Vielleicht – selbst die Vision, die Gruppe ohne Niederlage zu beenden, spricht er an. Darüber reden sei aber zu früh, auch von Schweden wollte er noch nichts hören. „Wer will denn auch nur ein Spiel verlieren? Österreich will sich für die EM qualifizieren. Das klingt wunderbar.“
GRUPPE G
1.Österreich651011216
2.Schweden633010412
3.Russland6222948
4.Montenegro6123485
5.Liechtenstein61232125
6.Moldau6024392
Samstag: Russland – Schweden (18 Uhr), Österreich – Moldau, Montenegro – Liechtenstein (je 20.45 Uhr).
Dienstag: Schweden – Österreich (20.45 Uhr), Moldau – Montenegro, Liechtenstein – Russland
Bereits gespielt: Russland – Liechtenstein 4:0, Österreich – Schweden 1:1, Montenegro – Moldau 2:0, Liechtenstein – Montenegro 0:0, Moldau – Österreich 1:2, Schweden – Russland 1:1, Österreich – Montenegro 1:0, Russland – Moldau 1:1, Schweden – Liechtenstein 2:0, Österreich – Russland 1:0, Moldau – Liechtenstein 0:1, Montenegro – Schweden 1:1, Moldau – Schweden 0:2, Montenegro – Russland 0:3, Liechtenstein – Österreich 0:5, Russland – Österreich 0:1, Liechtenstein – Moldau 1:1, Schweden – Montenegro 3:1.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)