Österreichs Fußball: Die brutale Demaskierung

SOCCER - EL, Rapid vs Helsinki
SOCCER - EL, Rapid vs Helsinki(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Josef Bollwein)
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Salzburg will sich in der Europa League gegen Celtic, Dinamo Zagreb und Astra Giurgiu schadlos halten, bei Rapid hingegen wird man noch viel Geduld aufbringen müssen.

Wien. Die einen blickten gespannt zur Auslosung der Europa League, die anderen versuchten ihre Wunden zu lecken. Große Ziele wurden verpasst, den Salzburgern bleiben wenigstens noch die Gruppenspiele gegen Celtic Glasgow, Dinamo Zagreb und Astra Giurgiu aus Rumänien. Rapid hingegen wird nun vom Bundesliga-Alltag, der am Sonntag Grödig heißt, eingeholt. Die beiden Duelle mit Helsinki haben die Schwächen und Probleme dieser grün-weißen Mannschaft schonungslos aufgedeckt. Einem Großteil der Spieler ist dabei kaum ein Vorwurf zu machen, weil man aus einem VW-Käfer eben keinen Ferrari machen kann. Unter dem Strich fehlt es dem Rekordmeister an Klasse, gegen die Finnen vielleicht auch am nötigen Glück, vor allem aber an Effizienz und Reife.

Aufstieg als Ziel

Die Salzburger verfügen über eine ganz andere Mannschaft, für die europäische Eliteliga aber hat es in der Red-Bull-Ära dennoch noch nie gereicht. Nun hat man die Verpflichtung, den Verein (Sponsor) professionell im „Trostbewerb“ zu vertreten. Nicht verwunderlich, dass das Los schöngeredet wurde. „Mit Celtic haben wir einen Klassegegner zugelost bekommen, gegen den es sicher ein volles Haus geben wird“, sagt Sportdirektor Ralf Rangnick. „Ich denke, dass auch gegen Dinamo Zagreb viele Fans mit dabei sein werden und eine gute Atmosphäre herrschen wird.“ Die Strahlkraft von Astra, rumänischer Cupsieger und Europacup-Neuling, ist hingegen überschaubar. „Ein unbeschriebenes Blatt.“

Trainer Adi Hütter sprach von attraktiven Gegnern, steckte das Ziel auch klar ab. „Wir wollen aufsteigen und im neuen Jahr international spielen.“ Im Vorjahr war gegen den FC Basel dann Endstation.

Da Geld zum Ausgeben da ist, haben die Salzburger auch noch einen Transfer ins Trockene gebracht. Kommenden Sommer wird Österreichs U21-Teamtormann, Cican Stankovic, von Grödig nach Wals-Siezenheim übersiedeln. Rangnick sieht das als beste Investition in die Zukunft. „Es ist schön, dass er seine Perspektive trotz Angeboten aus dem Ausland bei uns sieht.“ Gleichzeitig hat der Verein aber auch den Vertrag mit der Nummer eins, Peter Gulacsi, vorzeitig bis 2019 verlängert. Das ist eigentlich nicht ganz nachvollziehbar, schließlich hat der Schlussmann beispielsweise gegen Malmö nicht gerade bewiesen, dass man mit ihm in der Champions League spielen könnte.

Von Transfers kann Rapid nur träumen, das Budget für die Kampfmannschaft wurde abgespeckt, jetzt heißt es weiterwurschteln. Die schnellen Tore von Louis Schaub haben nicht gereicht, am Ende musste man froh sein, noch den Ausgleich zum 3:3 erzielt zu haben. Vielleicht muss dieses Team aber genau solche Erfahrungen machen, um zu wachsen. Gezeichnet war jedenfalls auch Sportdirektor Andreas Müller. „In gewissen Momenten fehlt uns die Abgebrühtheit. Wir müssen noch sehr viel lernen.“

Trainer Zoran Barišić verstand die Welt nicht mehr, er sprach sogar davon, eine „hoch begabte Mannschaft“ gesehen zu haben. Eine maßlose Übertreibung, in seinem Kader steckt viel Durchschnitt – kein einziger Spieler ist für Teamchef Marcel Koller gut genug; doch fünf Rapidler stehen im U21-Team. Bis die so weit sind, einen Gegner wie Helsinki eliminieren zu können, wird es noch ein wenig dauern. Auf Klubebene kann man in dieser Saison keine internationalen Erfahrungen mehr sammeln. „Die Meisterschaft“, sagt Barišić, „ist jetzt unser Europacup.“

tipico-Bundesliga 7. Runde

1.Salzburg660029118
2.WAC660018418
3.Grödig62228148
4.Altach6213397
5.Rapid61326116
6.Sturm6123895
7.Ried61237115
8.Austria60516105
9.Admira6123914 5
10.Wr. Neustadt61141021 4


Heute: Salzburg – Sturm Graz (16.30), Admira – Austria, Altach – Ried, WAC – Wr. Neustadt (alle 19 Uhr).

Sonntag: Rapid – Grödig (16.30 Uhr).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2014)

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