Beachvolleyball: Der Doyen der Sandkiste

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Clemens Doppler feiert in Klagenfurt ein emotionales Comeback: 2013 riss das Kreuzband zum zweiten Mal am Wörthersee, 2014 erreichte er ungeschlagen das Achtelfinale.

Klagenfurt/Wien. Große Sportler geben niemals auf. Sie strotzen vor Selbstvertrauen, sie zeigen Willen, feiern Erfolge und stecken mit der gleichen Härte unentwegt Verletzungen weg. Es gehört zum Geschäft, dessen ist sich jeder bewusst. Damit müssen Profis umgehen können, denn sind sie dazu nicht mehr in der Lage, haben sie ihre Karriere ohnehin längst in den Sand gesetzt . . .

Clemens Doppler, Österreichs dienstältester Beachvolleyballer, kann darüber nur lachen. Der 33-Jährige tritt bereits zum 15. Mal beim Beach-Event in Klagenfurt an. Der zweimalige Europameister hat drei Kreuzbandrisse überstanden, aufgeben aber ist ihm weiterhin fremd. Den letzten zog er sich genau vor einem Jahr, am 1. August 2013, just hier in Klagenfurt auf dem Center Court zu. Es war ein böses Déjà-vu am Wörthersee, auch den ersten hatte er sich hier zugezogen.

Die Erinnerungen daran begleiteten ihn wohl im Vorfeld des Turniers, doch auf dem Platz war von Angst, zögerlichem Spiel oder einem nicht unberechtigten Misstrauen gegenüber dem Areal nichts zu merken. Das Zusammenspiel mit Alexander Horst funktionierte perfekt, Doppler und er gewannen alle Gruppenspiele und zogen am 1. August 2014 in das Achtelfinale ihres Heimturnieres ein.

Viele Partner, neue Ziele

„Was kann es Schöneres geben?“, fragte Doppler, dem die Emotionen deutlich anzumerken waren nach dem 2:1-Sieg gegen die Brasilianer Ricardo/Filho. Es sei ein Jahr vergangen, ein Jahr voll Schmerzen, Arbeit, Schweiß und unbeschreiblichen Gefühlen abseits des Platzes mit der Geburt von Tochter Lilli. „Ich bin überwältigt“, rang Doppler nach Worten. „Davon haben wir nur geträumt. Es ist einfach nur wunderbar.“
Traumhaft war bereits vieles in der Karriere des 1,96 Meter großen Volleyballers verlaufen. Als 15-Jähriger tauchte erstmals mit Steyr in der Bundesliga auf, später gewann er mit den Hotvolleys zweimal die Meisterschaft, zweimal den Cup, er spielte 60 Länderspiele. 1996 versuchte er sich erstmals auf Sand, seitdem spielte er mit Helmut Hirner, Dietmar Maderböck, Nik Berger, Peter Gartmayer und Matthias Mellitzer, seit 2012 reist er nun mit Horst um den Planeten. Er gewann sechsmal die Meisterschaft, doch es ist der Traum vom Turniersieg – kein ÖÖV-Paar gewann bislang auf der World Tour –, der ihn vorantreibt. Auch den Wunsch, bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro noch dabei zu sein, kann man ihm von den Lippen ablesen. Nicht nur, weil es seine dritten Spiele wären; welcher Beachvolleyballer will nicht auf der Copacabana spielen?

Physiotherapeut ist Geld wert

Das Geld in den stets mitreisenden Physiotherapeuten sei jedenfalls „sehr gut investiert“, sagt Doppler, der dem heutigen Achtelfinale mit Freude entgegenblickt. Die Rückkehr nach Klagenfurt hat er mit Bravour gemeistert, nun komme die Kür. Wie weit das Comeback führen werde, darüber wollte Doppler kein Wort verlieren. Es sei schön hier, in der K.-o.-Phase zu sein, einfach mittendrin, vor 10.000 Zuschauern dieses Gänsehaut-Feeling zu erleben. Über Siege und Niederlagen wurde schon so viel erzählt, er sagt: „Ich habe so viel Freude und Spaß, ich sauge diese Emotionen auf. Wir spielen mit viel Power, hauen befreit auf die Kugel drauf. Und was dabei rauskommt, wissen wir erst nach dem Spiel.“
Platz neun ist ihnen jedenfalls gewiss, für weitere ÖVV-Duos kam hingegen das Aus in Klagenfurt. Alexander Huber und Robin Seidl verpassten als Gruppenletzte den Aufstieg, auch für die 20-jährigen Steirerinnen Katharina Schützenhöfer/Lena Plesiutschnig endete der Sandtraum jäh. Im Achtelfinale unterlagen sie den Brasilianerinnen Antonelli/Juliana nach nur einer halben Stunde mit 0:2.



Gruppe C: Felipe/Evandro (BRA-19) – Winter/Petutschnig 2:0. H: Doppler/Horst – Ricardo/Filho (BRA) 2:1. G: Nicolai/Lupo (ITA-7) – Huber/Seidl 2:0

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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