Air Race: Krönung des Lebenstraums wartet in luftiger Höhe

(c) GEPA pictures / Christian Walgram
  • Drucken

Vor Heimpublikum kämpft Hannes Arch am Wochenende beim Finale in Spielberg um den zweiten WM-Titel nach 2008. Sechs Jahre habe er sich auf diesen Moment vorbereitet: "Es gibt nur noch gewinnen oder verlieren."

Spielberg/Wien. Am kommenden Wochenende wird der Himmel über Spielberg zur Showbühne für rasante wie waghalsige Flugmanöver. Mit Heimvorteil will Hannes Arch sich im Finale des Red-Bull-Air-Race seinen zweiten WM-Titel sichern. Der Steirer reist mit fünf Punkten Rückstand auf den britischen Spitzenreiter Nigel Lamb an und gibt sich angriffslustig. „Rein mental bin ich in der besseren Position“, betonte der Weltmeister von 2008. „Ich brauche keine Taktik mehr, es gibt für mich nur noch gewinnen oder verlieren.“

In der „Formel 1 der Lüfte“ messen sich zwölf Piloten in einer spektakulären Kombination aus Speed, Präzision und Technik und absolvieren mit bis zu 370 km/h knapp über der Erd- oder Wasseroberfläche einen aus 25 Meter hohen, aufblasbaren Pylonen bestehenden Parcours. Das sieht nicht nur spektakulär aus, sondern bringt die Piloten an ihre Grenzen – Fliehkräfte von bis zu zehn G wirken auf ihre Körper ein.

Vor elf Jahren feierte das Air Race im benachbarten Zeltweg seine Premiere, in Spielberg wird nun der Schlusspunkt einer abwechslungsreichen und spannenden Comeback-Saison nach selbst verordneter dreijähriger Sicherheitspause gesetzt. Die bislang sieben Rennen brachten fünf verschiedene Sieger sowie vier Führungswechsel in der WM. Bis zur Mitte der Saison war Arch überlegen voran gelegen, ehe ihn ein Missverständnis in Ascot zurückwarf. Statt des traditionellen „smoke on“ vernahm der 47-Jährige ein anderes Kommando, wollte eine Notlandung einleiten und wurde nur Achter. „Es war ärgerlich, denn bis England hätte es nicht besser laufen können. Hätte ich auch Ascot gut hinter mich gebracht, wäre die WM eine gemähte Wiese gewesen“, ist sich Arch bewusst.

In der Folge machte sich Verunsicherung breit, „tausend Fragen“ gingen Arch durch den Kopf und der Versuch, das Flugzeug schneller zu machen, floppte. Nach einem weiteren achten Platz war schließlich auch die WM-Führung dahin. „Ich habe mich zu lange und zu sehr nur mit der Technik beschäftigt und auf das Fliegen vergessen“, erklärte Arch, der erst im letzten Rennen in Las Vegas wieder auf die gewohnte Abstimmung setzte. Widrige Windbedingungen sorgten allerdings für einen Abbruch, womit sein fünfter Platz aus der Qualifikation gewertet wurde.

Nur der bei 53 Punkten haltende Lamb sowie Arch (48) und Titelverteidiger Paul Bonhomme (47) haben in Spielberg noch Titelchancen. „Ich muss gewinnen, Nigel darf nur Dritter werden“, ist Arch bewusst, dass er mit seiner 400 km/h schnellen Zivko Edge auf dem anspruchsvoll engen und schnellen Kurs eine Topleistung bringen muss. Die erwartete Kulisse von rund 35.000 Zuschauern nimmt er inzwischen als besondere Motivation wahr. „Ich habe gemerkt, dass ich mir den Druck selbst mache. Die Fans kommen ja, um mich zu unterstützen und nicht, um mich fertigzumachen. Das motiviert mich sehr.“

Mit dem Titel würde für Arch ein Lebenstraum in Erfüllung gehen, hat der Steirer doch im nur 35 Kilometer entfernten Trofaiach seine Kindheit verbracht. Er ist praktisch auf der Rennstrecke aufgewachsen und hat früh eine enge Verbindung zum Motorsport geknüpft. Daheim und am Nationalfeiertag zu gewinnen, wäre deshalb für Arch „mega“. Seit sechs Jahren bereite er sich auf diesen Moment vor, betonte er. „Eigentlich reicht es schon, das Rennen hier zu fliegen. Der Titel wäre die Krönung.“ (red)


Red-Bull-Air-Race: Samstag: Qualifying ab 16 Uhr; Sonntag: Rennen ab 14.15 Uhr (jeweils live ServusTV).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.