Bei Rekordmeister KAC fand ein nicht ganz freiwilliges Umdenken statt, Legionäre wurden ausgemustert, ein Farmteam aufgebaut. Der Lohn: ein Finalduell gegen die Vienna Capitals und die Chance auf Titel Nummer 31.
Klagenfurt. Dass sich der KAC ab Freitag (20.15 Uhr, live ServusTV, Sky) mit den Vienna Capitals um den Meistertitel duelliert, und das keinesfalls als Außenseiter, wie die Play-off-Serien gegen Vizemeister Znojmo (4:0) und Titelverteidiger Salzburg (4:2) gezeigt haben, war vor Saisonbeginn so nicht zu erwarten. Dreimal haben die Klagenfurter in den vergangenen drei Jahren die „Pick Round“ der besten sechs Vereine des Grunddurchgangs verpasst, dazu kamen „deutliche wirtschaftliche Einschränkungen“, wie der sportliche Leiter Dieter Kalt, 42, erklärt. Und dennoch hat der Rekordmeister nun die Chance auf den 31. Titel.
Ein im Sommer des Vorjahres eingeleiteter Paradigmenwechsel führte die Kärntner zurück in die Erfolgsspur. Ganz freiwillig war dieser nicht, 35 Prozent weniger Budget wegen geringerer Unterstützung von Gönnerin Heidi Horten und von der öffentlichen Hand führten zum Umdenken. Eine Politik, ausgerichtet auf kurzfristigen Erfolg, sollte der Nachhaltigkeit weichen.
Routiniers mussten gehen
Kalt stellte fest, dass seit geraumer Zeit nur noch sehr wenige Nachwuchsspieler den Sprung in den Profibereich schaffen. KAC intensivierte also die Nachwuchsarbeit und stieg mit einem Farmteam in die zweitklassige AHL ein. Die Kosten für den Profikader wurden reduziert, Routiniers wie Thomas Pöck, Oliver Setzinger und Bernd Brückler abgegeben, sieben Legionäre nicht verlängert, dafür junge Österreicher geholt.
Der Erfolg stellte sich trotzdem ein. „Es waren einige riskante Umstellungen, aber das Vertrauen hat sich bezahlt gemacht. Es lässt sich (mit den Erfolgen) besser rechtfertigen und wir sind glücklich, dass das so geklappt hat. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, erklärt Kalt. Zuletzt im Halbfinale bewies die Mannschaft von Trainer Mike Pellegrims ihren Siegeswillen, nach 0:2-Rückstand in der „Best of seven“-Serie gegen Salzburg schaffte sie das Comeback.
Vor dem Finale schmerzt einzig der Ausfall von Verteidiger Steve Strong, der wegen einer Sperre drei Spiele pausieren muss, alle anderen Leistungsträger sind mit von der Partie. „Wir sind im Finale, es fehlt noch der letzte Schritt. Wir müssen ganz gleich weiter arbeiten und versuchen, unsere Duftmarke abzugeben“, sagt Kalt. 3:3 steht es im direkten Duell der Endspielgegner, die Klagenfurter sind das einzige Team der Liga, das den Capitals in dieser Saison Probleme bereitet hat.
Wiener Vergangenheit
Seinen KAC sieht der ehemalige Nationalteam-Kapitän dennoch als Außenseiter. „Man muss den Caps zu einer bisher herausragenden Saison gratulieren. Das wird schwer genug gegen eine Mannschaft, die bewiesen hat, dass sie ganz oben hingehört. Sie haben sich die Rolle als Topfavorit erarbeitet. Jetzt werden wir sehen, wer den längeren Atem hat.“
2005 hatte Kalt übrigens die Capitals als Kapitän zu deren bislang einzigem Meistertitel geführt, Finalgegner damals: KAC. (joe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2017)