Formel 1: Der Frust wird immer größer

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Sebastian Vettel scheint vor den letzten Rennen für Red Bull nicht mehr glücklich zu werden. Der viermalige Weltmeister resigniert. In Austin wird er einmal zusehen.

Austin. Noch dreimal tritt Sebastian Vettel für Red Bull an. Dann ist Schluss. Der viermalige Formel-1-Weltmeister dürfte künftig einen roten Overall tragen. In Texas will sich der Deutsche notgedrungen im Zuschauen üben, denn ungeachtet seiner öffentlich noch ungeklärten Zukunft macht sich der entthronte Champion beim drittletzten Saisonrennen in Texas auf einen Start aus der Boxengasse gefasst.

„Wir müssen bei meinem Auto auf alle Fälle den Motor wechseln, und da würde es keinen Sinn haben, vorher noch das Qualifying zu fahren und unnötige Kilometer zu sammeln“, erläuterte der 27-Jährige schon nach dem letzten Lauf in Russland. Er werde „mit großer Wahrscheinlichkeit am Samstag aussetzen und am Sonntag (21 MEZ, live ORF 1, RTL, Sky) aus der Box starten“, sagte Vettel. Ernüchtert merkte er an: „Ich denke nicht, dass ich am Samstag viel zu tun habe. Ich glaube, ich werde an dem Samstag zuschauen beim Qualifying.“

Im Rahmen der Möglichkeiten

Am Renntag, wenn wegen des Fehlens der maroden Rennställe Caterham und Marussia ohnehin schon vier Plätze in der Startaufstellung frei bleiben, will der frühere Dauersieger wieder angreifen. Zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten. Wegen des Aggregatswechsels kommt er über die Zahl von fünf erlaubten Motoren in einer Saison. Die Folge: In der Startaufstellung wird Vettel um zehn Plätze zurückversetzt. Den Motorenwechsel hätte Vettel gern schon in Sotschi vollzogen. Damals fehlten Red Bull aber nötige Teile.

Die Frustwochen nehmen für Vettel nach seinem angekündigten Abschied von Red Bull wohl erst einmal kein Ende. In der Gesamtwertung ist er mittlerweile auf Rang fünf abgerutscht, auf WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton von Konstrukteursweltmeister Mercedes hat er 148 Punkte Rückstand und seinen 40. Grand-Prix-Erfolg wird der seit bald einem Jahr (24. November 2013 in Interlagos) sieglose Vettel vermutlich nicht bei Red Bull feiern.

Ferraris Sehnsucht

Das Ziel ist klar, nur die Bestätigung lässt auf sich warten. Vettel soll ab der kommenden Saison Ferrari wieder zur Titelreife führen. Acht Jahre nach dem Abschied von Rekordweltmeister Michael Schumacher von der Scuderia würde also wieder ein Deutscher die derzeit lahme „rote Göttin“ über den Asphalt steuern. Ferrari sehnt sich nach einem Heilsbringer. Denn der letzte WM-Sieg liegt schon sieben Jahre zurück. 2007 gewann ihn Kimi Räikkönen, den Sebastian Vettel schätzt.

Der Finne, dessen Vertrag bis Ende 2015 läuft, würde wohl auch der neue Teamkollege des Wahl-Schweizers werden. Hinter den Kulissen dürfte der Rennstall mit dem „Cavallino rampante“ (dem „sich aufbäumenden Pferdchen“) im Logo daran arbeiten, Alphatier Fernando Alonso aus einem bis Ende 2016 gültigen Kontrakt zu bekommen. „Ich werde das Beste für mich und die Zukunft von Ferrari tun“, erklärte der zweimalige WM-Champion jüngst, der seit 2010 in Maranello angestellt ist, aber nicht über drei Vize-Weltmeisterschaften hinauskam. Zumindest äußerlich geht der Spanier mit der Hängepartie auch um seine eigene Zukunft gelassen um. „Ich habe keine Eile“, betonte er beim Russland-Rennen.

Gas geben wird Vettel in dieser Saison für Red Bull nur noch in Austin, São Paulo und Abu Dhabi. Dann ist das Kapitel nach sechs Jahren für ihn beendet. Die neue Zeitrechnung dürfte für Vettel endgültig mit dem ersten Rennen am 15. März 2015 in Melbourne beginnen. Dann allerdings voraussichtlich ganz in Rot.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2014)

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