Weltmeister der Sternenflotte: „Musst immer an dich glauben“

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Lewis Hamilton, 29, trägt Diamantohrringe, er polarisiert mit Aussagen und Fahrstil. Der Arsenal-Fan liebt Rapmusik und Vollgas.

Abu Dhabi. Der einst jüngste Formel-1-Weltmeister ist erneut die Nummer eins in der Motorsport-Königsklasse. Lewis Hamilton hat sich am Sonntag in Abu Dhabi seinen zweiten WM-Titel gesichert. Der 29-jährige Engländer, der 2008 in einem McLaren erstmals Champion wurde, krönte im Emirat seine überragende Saison, in der er dank der Dominanz von Mercedes insgesamt elf Siege feierte.

Schon in seinem Debütjahr 2007 wäre Hamilton beinahe Weltmeister geworden, doch ein Getriebeproblem machte ihm damals im letzten Grand Prix in São Paulo einen Strich durch die Rechnung. Am Ende fehlte ihm nur ein Punkt auf Weltmeister Kimi Räikkönen, der vor sieben Jahren den bisher letzten Fahrertitel für Ferrari holte.

Noch dramatischer ging es im Folgejahr in Brasilien zu, als Hamilton im Alter von 23 Jahren, neun Monaten und 26 Tagen zum bis dahin jüngsten Formel-1-Champion avancierte. Knapp vor dem Ziel überholte der Brite noch den Deutschen Timo Glock und sicherte sich mit Platz fünf einen Punkt vor dem im Heim-Grand-Prix siegreichen Ferrari-Piloten Felipe Massa den WM-Titel.

Senna war sein Idol

Danach folgten aber die dominanten Phasen des Mercedes-Vorgänger-Teams Brawn GP (2009) sowie von Red Bull (2010–2013), wodurch für Hamilton nur vierte (2010, 2012, 2013) und fünfte Plätze (2009, 2011) in den WM-Endwertungen herausschauten. Nach der Saison 2012 verließ der ehemalige GP2-Champion (2006) McLaren und übernahm dank der Überzeugungsarbeit von Niki Lauda in seiner Funktion als Team-Aufsichtsratsvorsitzender bei Mercedes das durch den Rücktritt von Rekordweltmeister Michael Schumacher frei gewordene Cockpit. Gelockt hatte ihn aber Ross Brawn, er habe ihm die Silberpfeile „schmackhaft“ gemacht.

Seinen ersten Sieg für die „Sternenflotte“ feierte Hamilton im Vorjahr in Ungarn. Heuer war das deutsche Werksteam in der neuen V6-Hybrid-Turbo-Ära kaum zu stoppen und stellte zahlreiche Rekorde auf. Lediglich der australische Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo durchbrach mit seinen drei Siegen die Mercedes-Dominanz. In mehr als der Hälfte der insgesamt 19 Rennen hieß der Gewinner aber Hamilton, der mittlerweile der Brite mit den meisten Grand-Prix-Siegen in der Formel 1 ist.

Die Basis dafür legte er bereits mit seinem kometenhaften Aufstieg im Jahr 2007: Neun Podestplätze fuhr Hamilton in seinen ersten neun Grand Prix heraus. „F1's first black driver“, wie sich der in Monte Carlo lebende Engländer mit Stolz nennt, sammelte in seinen ersten zwei Jahren in der Formel 1 mehr Punkte als jeder Pilot vor ihm – sogar sein großes Kindheitsidol Ayrton Senna.

Das Schicksal des in Imola tödlich verunglückten Brasilianers hatte ihn 1994 endgültig zum Motorsport gebracht. Seither ist Hamilton alles gefahren, was vier Räder hat. Mit zehn gewann er seine erste Kartmeisterschaft, bei der darauffolgenden Gala knüpfte er erste Kontakte zu McLaren.

Der gar nicht schüchterne Bursche hatte Teamchef Ron Dennis um ein Autogramm gebeten und gesagt: „Eines Tages möchte ich für Ihr Formel-1-Team fahren.“ Drei Jahre später bot Dennis dem Supertalent einen Platz im Nachwuchsprogramm des Traditionsteams an. Hamilton dankte es ihm und raste in jeder Nachwuchsklasse, in der er antrat, zum Titel. Auch in der Formel 1 verhielt sich der Musterschüler selbst in der Spionageaffäre 2007 und im Konflikt mit seinem damaligen Stallrivalen Fernando Alonso stets loyal zum britischen Rennstall, bei dem er mehr als 20 Millionen Euro pro Jahr kassierte.

Vater ermöglichte PS-Karriere

„Du musst an dich glauben. Nur so kannst du in deinem Leben etwas erreichen“, lautet das Motto des ersten dunkelhäutigen GP-Piloten, der stolz auf seine Herkunft ist. Sein Großvater väterlicherseits war in den 1950er-Jahren von der Karibikinsel Grenada nach Großbritannien emigriert. Hamiltons Mutter ist Engländerin, seine Eltern ließen sich aber scheiden, als er erst zwei Jahre alt war.

Sein Vater Anthony nahm mitunter zwei Jobs an, um die Motorsport-Leidenschaft seines begabten Sohns bezahlen zu können. Heute ist er als Manager bei allen Rennen mit dabei – sein Investment hat sich gelohnt. Auch die durch die Gruppe Pussycat Dolls bekannt gewordene US-Pop-Sängerin Nicole Scherzinger, mit der Hamilton verlobt ist, fiebert seit Jahren bei Rennen oft in der Box mit.

Sich durchzusetzen hat Hamilton schon in der Schule gelernt, als ihn Mitschüler wegen seiner Hautfarbe schikanierten. Um sein Selbstvertrauen zu stärken, lernte der Lewis als Kind Karate. Vor allem sein Wille hat den Arsenal- und Rap-Musik-Fan neben seiner herausragenden Schnelligkeit im Cockpit dorthin gebracht, wo Hamilton nun nach sechs Jahren wieder steht. Er ist Weltmeister der Formel 1. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2014)

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