Australian Open: Erst der Marathonsieg, dann das schnelle Aus

Dominic Thiem startete souverän, am Donnerstag wartet Jordan Thompson (AUS).
Dominic Thiem startete souverän, am Donnerstag wartet Jordan Thompson (AUS). (c) APA/AFP/PAUL CROCK
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Fünf Stunden und 15 Minuten hat die bisher längste Partie in Melbourne gedauert. Sieger Ivo Karlović erwartet nun eine Niederlage, sagt die Statistik. Auch Roger Federer plädiert inzwischen für ein Tiebreak im fünften Satz.

Melbourne/Wien. Die Australian Open haben ihre erste Marathonpartie. Mit einem 6:7 (6), 3:6, 7:5, 6:2, 22:20 über den Argentinier Horacio Zeballos zog der Kroate Ivo Karlović in die zweite Runde ein. 5:15 Stunden hat das Duell gedauert, fast zwei Stunden allein der letzte Satz. Und das, obwohl die Partien des Aufschlagriesen Karlović bekanntlich nicht von langen Grundlinienduellen geprägt sind. 75 Asse hat der Weltranglisten-21. serviert, Zeballos immerhin 33.

Mit jedem weiteren Game aber verringerten sich die Chancen von Karlović, auch die nächste Runde zu gewinnen. Nach allen zehn Partien, die 2016 auf Major-Ebene im fünften Satz in die Verlängerung gingen, haben nur zwei Sieger die nächste Runde überstanden, einer davon durch ein W.o. des Gegners.

Aber das ist nur ein Grund, warum immer mehr Profis ein Tiebreak beim Stand von 6:6 im Entscheidungssatz fordern. „Es ist nicht nur für die Spieler auf dem Platz hart, sondern auch für die Spieler, die als Nächstes an der Reihe sind“, gab Roger Federer einmal zu bedenken. In Wimbledon, Jo-Wilfried Tsonga und John Isner hatten sich gerade ein 4:24-Stunden-Duell geliefert (Tsonga gewann 19:17 im Fünften), brachte der Rekord-Grand-Slam-Sieger einen Kompromissvorschlag ins Rennen: ein Tiebreak zumindest beim Stand von 12:12 (Federers Tiebreak-Bilanz: 395:215).

Erfunden hat das Tiebreak der US-Amerikaner Jimmy Van Alen, 1970 führten es die US Open ein. Nach wie vor ist es das einzige Major-Turnier, bei dem die Entscheidung im fünften Satz per Tiebreak fällt. Und wird es wohl bis auf Weiteres bleiben. In Wimbledon sah man selbst nach der längsten Partie der Tennisgeschichte keinen Anlass, etwas zu ändern. 11:05 Stunden über drei Tage hinweg hatte 2010 das Match zwischen John Isner und Nicolas Mahut gedauert, Isner gewann den fünften Satz 70:68. Ein Martyrium für beide, Isner ging in der nächsten Runde sang und klanglos unter, Mahut brauchte Monate, um wieder in Form zu kommen.

Im Davis Cup fand ein Umdenken statt, in den Best-of-five-Partien wird der Sieger nun im Tiebreak ermittelt. Letzter Anstoß waren die 6:43 Stunden, die Leonardo Mayer (ARG) und João Souza (BRA) 2015 in Buenos Aires gelitten haben (Mayer siegte 15:13 im Fünften). In Melbourne, wo die Spieler ohnehin schon der Sommerhitze trotzen, bleibt vorerst alles beim Alten. (joe)


australian open 1. runde

Herren: Dominic Thiem (AUT/8) – Jan-Lennard Struff (GER) 4:6, 6:4, 6:4, 6:3. Novak Djoković (SRB/2) – Fernando Verdasco (ESP) 6:1, 7:6 (4), 6:2. Milos Raonic (CAN/3) – Dustin Brown (GER) 6:3, 6:4, 6:2. Rafael Nadal (ESP/9) – Florian Mayer (GER) 6:3, 6:4, 6:4.
Damen:
Serena Williams (USA/2) – Belinda Bencic (SUI) 6:4, 6:3. Agnieszka Radwańska (POL/3) – Zwetana Pironkowa (BUL) 6:1, 4:6, 6:1. Karolína Plíšková (CZE/5) – Sara Sorribes Tormo (ESP) 6:2, 6:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)

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