Smarte Zukunft: Wearables noch großes Experimentierfeld

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Smarte Uhren und Armbänder sind auf der IFA ein großes Thema. Die Technologie steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Sonys Lifelog ist eine App, die interessante Einblicke in jene Daten bietet, die bei der Nutzung von Smartphones täglich anfallen. Sie zeigt jedes Detail des persönlichen Tagesablaufs: Wann ist man zur Arbeit gefahren, wann hat man welche Fotos gemacht, wieviele Minuten oder Stunden auf Facebook verbracht, welche Musik gehört und wann mit wem kommuniziert. Angesichts der jüngsten Entwicklungen rund um Überwachung und Datenschutz eine beinahe beängstigende App. Aber Sony ist sich sicher: das ist die Zukunft. Und sogenannte Wearables werden diese persönliche Datensammlung noch nahtloser machen. Armbänder zeichnen auf, wieviele Schritte getätigt werden, wieviele davon gelaufen wurden, wieviele Treppen man gestiegen ist und sogar wieviel Sonnenlicht man genossen hat. Droht womöglich ein Sonnenbrand? Wie gesund war die letzte Nachtruhe? Selbst auf solche Fragen wollen die Accessoires Antworten parat haben. 

Eine Frage des Betriebssystems

Die Lösungen der Hersteller sind in einigen Punkten sehr unterschiedlich und viele kleine Erstaunlichkeiten zeigen: Wearables sind eindeutig noch ein Experimentierfeld. Noch scheint keiner so genau zu wissen, wozu soviel "Tracking" eigentlich gut ist und wohin die Reise geht. Im Groben teilen sich die neuen Geräte in zwei Lager: Die Fitness-Armbänder, die nicht notwendigerweise für Sportler gemacht sind, und die Smartwatches, die den Alltag generell erleichtern sollen. Sony hat bereits 2007 eine der ersten "smarten" Uhren auf den Markt gebracht. Auf der IFA in Berlin wurde nun das dritte Modell präsentiert.

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Es ist Sonys erster Versuch mit "Android Wear", Googles Betriebssystem für solche Geräte. Die Funktionalität ist noch sehr eingeschränkt und die Hersteller warten noch auf die zündende Idee der App-Entwickler, die Smartwatches zum unverzichtbaren Begleiter machen soll. Derweil können über Sprachbefehle SMS verschickt werden, Termine werden angezeigt, das Wetter und die schnellste Route nachhause oder in die Arbeit - je nach Tageszeit. Samsung setzt bei seiner neuen "Gear S" auf das eigene Betriebssystem "Tizen", das bereits auf früheren Samsung-Smartwatches eingesetzt wird. Der Grund liegt auf der Hand: Für Tizen gibt es bereits zahlreiche Partner für Apps und Inhalte. Noch ist Tizen also quasi fortschrittlicher als Googles Android Wear - lange wird das aber nicht so bleiben.

Cool, elegant und mit SIM-Karte

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Sonys Smartwatch ist sehr geradlinig geblieben und bietet kaum Extravaganz. Andere Hersteller versuchen mit mehr oder weniger innovativen Extras auf die vielen Problemfelder der jungen Gerätekategorie zu reagieren. Samsung etwa will mit David Hasslehoff als Aushängeschild daran erinnern, dass es "cool" ist, mit dem eigenen Handgelenk zu reden. Die neue "Gear S" hat außerdem eine SIM-Karte. Das hat den Vorteil, dass die Verbindung zum Smartphone nicht zwingend ist. Es hat den Nachteil, dass neben den SIM-Karten in Smartphone und Tablet eine Dritte notwendig wird.

Andere Hersteller kümmern sich vor allem um das Problem, dass Smartwatches nach wie vor weder dezent noch elegant aussehen. LG zeigte auf der IFA nach Motorola ein Modell mit rundem Display. Auf den Produktfotos ist die "G Watch R" kaum von einer herkömmlichen Herrenuhr zu unterscheiden. Ähnliches gilt für ein neues Modell von Asus - die ZenWatch. Ein helles Lederarmband und ein leicht gebogenes Display sorgen für eine recht alltägliche Optik. Asus hat sich zudem Gedanken gemacht, wie man die recht beschränkte Funktionalität von Android Wear ab Werk ausbauen könnte. 

Ein Armband für die Gesundheit

Fitness-Armbänder verkaufen sich im Unterschied zu Smartwatches bereits relativ gut für eine neue Produktkategorie. Das hat mehrere Gründe. Einerseits sind sie mit 100 Euro bis 200 Euro billiger als die Uhren, die sich preislich zwischen 200 und 300 Euro bewegen. Und sie haben einen klaren Fokus: den Gesundheitswahn. Nach dem Willen der Wearables sind wir gesund und einigermaßen fit, wenn wir täglich mindestens 8000 Schritte machen. Auch der Schlaf wird aufgezeichnet - wobei es bei einer Darstellung der Schlafphasen bleibt. Tadel für zu wenig oder Lob für viel Tiefschlaf gibt es nicht. Die erste Generation dieser Armbänder kam noch ohne Display aus. Langsam werden aber zumindest einige Daten auch direkt auf dem Band angezeigt.

Display-Experimente

Sony wagt sich mit einem neuen Konzept noch ein wenig darüber hinaus. Das SmartBand Talk lässt auch Musik am Smartphone steuern. Ein witziger Gag: Dank Bewegungssensor kann man in die Luft schnippen, um Musik am Smartphone anzuhalten oder zu starten. Außerdem kann mit dem Talk-Band telefoniert werden - David Hasslehoff wäre begeistert. Sony hat sich für ein E-Ink-Display entschieden. Das ist jene Technologie, die auch bei E-Readern eingesetzt wird. Das hat den Vorteil, das der Akku drei Tage hält und dass Sonnenlicht die Lesbarkeit nicht beeinträchtigt. Die leicht ausgefransten Konturen und die Verzögerung bei dem Wechsel der Ansicht zeigen, dass auch hier die beste Lösung noch nicht gefunden ist. 

Offenlegung: Die Reise der Presse zur IFA 2014 wurde durch die Unterstützung von Sony ermöglicht.

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