Canon 7D II: Der kleine Profi

  • Drucken

Canon stellt mit der 7D Mark II den lange ersehnten Nachfolger der 7D vor: Eine abgespeckte 1Dx als neue Profikamera im APS-C-Sektor.

Einige hatten ja schon geglaubt, dass Canon den APS-C-Sensormarkt zur reinen Einstiegsklasse macht. 2009 hatte der Weltmarktführer mit der Eos 7D eine abgespeckte Profikamera für ein Drittel des Preises der Top-Serie 1D vorgestellt. Dadurch blieben viele ambitionierte Amateure beim kleineren Sensor und stiegen nicht auf Kameras mit teureren Vollformatsensoren um.

Doch dann kam - nichts mehr. Während im Vollformatbereich interessante Produkte vorgestellt wurden, gab es im APS-C-Bereich nur reine Amateurgeräte. Über eine Nachfolgerin der 7D gab es in den vergangenen fünf Jahren nur - hoffnungsvolle - Gerüchte.

Auf der heurigen Photokina in Köln, der weltgrößten Kameramesse, verpasste Canon dem APS-C-Sektor aber eine massives Belebungsspritze: Die Nachfolgerin der 7D, die 7D Mark II (Canon gehen die Produktnamen aus), ist ein beeindruckender kleinerer Bruder des Profigeräts 1Dx. Sie bietet sogar ein paar Vorzüge, die die Profiklasse nicht hat: So gibt es beispielsweise 65-Autofokuspunkte, die alle aus Kreuzsensoren bestehen. Die 1Dx hat nur 41. Neu bei einer APS-C-Kamera ist auch, dass der Autofokus selbst noch bei Blende 8 funktioniert. Das konnten bisher nur die 1Dx und die 5D III.

Geradezu revolutionär für die Einstiegsklasse ist der 150.000 Pixel-Messsensor, der mehrere Vorzüge bringt: Einerseits sollte die Belichtungsmessung damit besser arbeiten, als mit dem 63-Zonenfeld der Vorgängerin und der aktuellen 5D III. Andererseits ist dieser RGB-Sensor bei der Schärfeverfolgung von Objekten von besonderer Hilfe. “Intelligent Tracking and Recognition” verwendet Farbinformationen, die der erste Autofokuspunkt liefert. Mit Hilfe dieser Information kann die Kamera ein sich bewegendes Objekt (etwa einen Fussball-Spieler oder einen fliegenden Vogel) automatisch über mehrere Autofokusfelder hinweg verfolgen. Der Effekt: Man bekommt mehr scharfe Fotos.

Erst Tests werden freilich zeigen, ob sich die 7DII in der Praxis an diese Theorie hält. Der niederländische Sportfotograf Frits van Eldik, der einer der Beta-Tester der 7DII war, meinte freilich im Gespräch mit der “Presse”, dass die Autofokus-Performance an die seiner 1Dx herankomme. Er habe bei mehreren Sportveranstaltungen fotografiert und habe nur eine sehr geringe Ausschussrate wegen unscharfer Bilder gehabt.

Die Neuerungen im Detail: Die 7DII hat einen 20,2 Megapixel-Sensor, der eine Weiterentwicklung jenes Sensors ist, den man zuerst in der 70D gesehen hat. Der ISO-Bereich reicht von 100 bis 16.000 und kann auf 51.200 erweitert werden. Die Ansprüche in Bezug auf Bildrauschen bei hohen ISO-Werten variieren - für uns aber waren die Fotos, die wir bei der Präsentation in Köln mit Vorserienmodellen machen konnten, bei 1600 ISO weitgehend rauschfrei. 6400 ISO lieferte für den kleinen APS-C-Sensor bemerkenswerte Bilder, die durchaus verwendbar sind. Canon betonte mehrmals, dass es sich um Vorserienmodelle handelt und die Leistung der endgültigen Modelle variieren könne.

Für Sport- und Naturfotografen - die hauptsächliche Zielgruppe der neuen Kamera - sind die 10 Bilder pro Sekunde interessant. Bei jpeg ist die Anzahl der Fotos, die man hintereinander machen kann, nur durch die Größe bzw. die Schnelligkeit der Speicherkarte beschränkt. Im RAW-Format kann man 31 Bilder machen, bevor die Kamera auf die Karte schreiben muss. Hilfreich ist diesbezüglich, dass der Verschluss- und Spiegelmechanismus neu konzipiert wurde und jetzt mit einer Haltbarkeit von 200.000 Auslösezyklen angegeben ist.

Der Sensor wertet erstmals auch Infrarotlichtquellen und flackerndes Licht aus. Die bisher einzigartige Flacker-Erkennung sorgt dafür, dass die Auslösung erst dann erfolgt, wenn die Lichtquelle die größte Helligkeit aufweist. Dadurch will man sicherstellen, dass es durch flackerndes Licht keine unterbelichteten Bilder gibt.

Im Videobereich erweitert die Eos 7D Mark II die Möglichkeiten des Vorgängermodells mit neuen Aufnahmefunktionen auf professionellem Niveau. Die Canon Dual Pixel CMOS AF Technologie sorgt für eine kontinuierliche, präzise Scharfstellung, die man zuerst bei der 70D sah. Sowohl die Geschwindigkeit des Movie Servo AF als auch AI Servo Reaktion lassen sich erstmals bei einer Eos-Kamera einstellen – das ermöglicht die Steuerung professionell wirkender Pull-Fokus Effekte bei Übergängen zwischen Motiven. Die Aufnahmemodi wurden erweitert, die Kamera macht jetzt bis zu 60 Bilder pro Sekunde im HD-Format.

Dank des unkomprimierten HDMI-Ausgangs kann man Videos kontinuierlich auf einem externen Rekorder aufnehmen. Es gibt einen Mikrofon- und einen Kopfhörer-Anschluss, zudem kann man die Kamera bei Filmaufnahmen in den Modus „Leiser Betrieb“ stellen, um so zu verhindern, dass Betriebsgeräusche (beispielsweise beim Wechsel der Einstellungen) die Tonaufnahmen stören.

Weitere nette Neuerungen: Es gibt zwei Speicherkartenslots (einmal für CF, einmal für SD), der Witterungsschutz wurde verbessert, ein eingebautes GPS wird vor allem Reisefotografen freuen, bei den Aufnahmemodi kann man (wie bei der 5DIII) auf einen leisen Modus schalten, es gibt einen weiterentwickelten Akku (keinen neues, es können weiterhin die Akkus der 7D und der 5DIII verwendet werden), dessen Kapazität Canon sehr vorsichtig mit 670 Bilder angibt (in der Praxis werden es wohl deutlich mehr sein). Wifi, wie man es zuletzt bei der neuen Nikon D750 sah, gibt es allerdings nicht.

Wenn wir schon bei Kritik sind: Die Menüführung wurde von der 5DIII übernommen, was beim Wechsel des AF-Feldes zu vielen mühsamen Zwischenschritten führt. Bei der 7D drückte man zwei Knöpfe und konnte zwischen Einzel-, Mehrfeld-, Zonenfokus oder automatischem Fokusfeld wechseln. Bei der 7DII sind es drei Schritte, die aber so kompliziert angeordnet sind, dass selbst Canon-Mitarbeiter mehrere Versuche benötigten. Hilfreich ist auf jeden Fall, dass man die Knöpfe auf der Rückseite der Kamera individuell belegen kann.


In Östereich wird die 7D II ab November erhältlich sein, der unverbindliche Verkaufspreis beträgt 1699 Euro.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innovationen

Praxistest: Sony a7r II vs. Canon 5DsR

Mehr Megapixel gehen nicht: Wie bewähren sich die zwei Kameras mit der derzeit höchsten Auflösung in der Praxis?
Innovationen

Test Sony a7r II: Canon und Nikon müssen zittern

Mit der a7r II hat Sony die erste wirklich professionelle spiegellose Kamera präsentiert. Canon und Nikon müssen zittern.
Innovationen

Erste Testfotos mit Leicas SL

Leica verspricht mit seiner neuen spiegellosen 24-MP-Kamera "ein neues Zeitalter professioneller Fotografie". Ist die SL wirklich so gut, wie Leica behauptet?
Innovationen

Test: Canon 5Ds vs. Nikon D810

Mehr Auflösung geht im Kleinbildsektor nicht: 50,6 Megapixel bietet die neue Canon 5Ds, Nikons D810 hat 36,3 Megapixel. Wir haben die Kameras verglichen - und einige Überraschungen erlebt.
Innovationen

Test: Erste Eindrücke von Canons 5DsR

Mit der 5Ds und der 5DsR setzt Canon neue Maßstäbe: 50,6 Megapixel in einem Kleinbildsensor. Wir konnten eine 5DsR für ein paar Stunden testen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.