Paris-Terror: Anonymous erklärt IS den Krieg

Anonymous ruft in einem Video zu Cyberangriffen gegen den IS auf.
Anonymous ruft in einem Video zu Cyberangriffen gegen den IS auf.Screenshot
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Nach den Parisattentaten kündigte Anonymous massive Hackangriffe auf den IS an. Seit "Charlie Hebdo" geht das Hacknetzwerk gegen die Terrormiliz vor.

"Anonymous befindet sich mit Daesh im Krieg. Wir werden nicht aufhören, den Islamischen Staat zu bekämpfen", heißt es unter dem Hashtag #OpISIS auf einem Twitter-Account, der dem Hackernetzwerk Anonymous zuzuordnen ist. Seit den Anschlägen in Paris in der Nacht von Freitag auf Samstag riefen mehrere Twitter-Accounts dazu auf, den Islamischen Staat (IS) zu bekämpfen. Bereits 2256 IS-freundliche Nutzerkonten auf der Kurznachrichten-Plattform seien seit den Anschlägen gehackt worden.

Auch ein Video, in dem die Hackergruppe dem IS den Krieg erklärt, sei am Freitag im Internet aufgetaucht, berichtet der "Telegraph". "Wir werden die bisher größte Offensive gegen euch starten. Bereitet euch auf massive Cyber-Attacken vor. Es herrscht Krieg", erklärt ein Sprecher mit der für das Netzwerk typischen Guy-Fawkes-Maske in einem Video auf Französisch.

Auffällig sei, dass die populärsten Anonymous-Accounts sich nicht zu Wort gemeldet haben, schreibt die Tech-Plattform "FutureZone". Die Videos seien etwa nicht auf den YouTube-Channel "Anonymous Official" hochgeladen worden.

"Hacktivisten" gegen den IS

Mastermind des Cyberkriegs gegen den IS ist der aus Boston stammende Computerfreak John Chase, berichtet Foreign Policy. Nach dem Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" habe sich der 25-Jährige dazu entschlossen, gegen die Terrormiliz vorzugehen. Gemeinsam mit anderen Hackern erstellte er eine Datenbank mit 9200 Twitter-Accounts, die mit dem IS in Verbindung gebracht werden können. Er installierte eine Webseite, auf der die Liste öffentlich zugänglich ist und immunisierte sie gegen Hackattacken von IS-Sympathisanten. Infolge seiner Bemühungen habe sich Chase langsam zu einem inoffiziellen Sprecher von #OpISIS entwickelt, heißt es in dem Bericht.

Denn über mehrere Monate habe sich eine Armee von Computerinteressierten gegen den Islamischen Staat mobilisiert, von denen sich viele mit Anonymous identifizieren. Über die vergangenen neun Monate hätten die "Hacktivists" nach eigenen Angaben 149 mit dem IS in Verbindung stehende Webseiten gehackt sowie mehr als 100.000 Twitter-Accounts und 5900 Videos entlarvt.

Ursprünglich eine Spaßbewegung tritt Anonymous seit 2008 zunehmend politisch mit Protestaktionen für die Redefreiheit, die Unabhängigkeit des Internets und gegen das Urheberrecht zutage. Seit Mitte der 2000er Jahre ging das lose Netzwerk der "Hacktivisten" unter anderem gegen Scientology, staatliche Behörden, global agierende Konzerne und Urheberrechtsgesellschaften vor. Die Teilnehmer agierten anfangs nur im Internet, mittlerweile betreiben sie ihre Aktivitäten auch außerhalb, etwa mit Demonstrationen.

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(maka)

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