Die Playstation als Werkzeug für Terroristen

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Das Internet ist längst Schauplatz des Kriegs. Wie Jihadisten im World Wide Web trotz des Zeitalters der Massenüberwachung unerkannt bleiben.

Drei Tage vor dem Terror in Paris. Der Moderator der Podiumsdiskussion in Brüssel muss schmunzeln. Belgiens Innenminister Jan Jambon hat ihm soeben erklärt, die Playstation 4 sei derzeit „das am schwierigsten zu überwachende Kommunikationsmittel zwischen Terroristen“. Nicht nur der belgische, auch die internationalen Geheimdienste würden sich mit der Spielkonsole schwertun, so Jambon. Zugleich nennt er Brüssel eine „Schwachstelle“ mit Blick auf Terrorismus.

Mittlerweile führt die wichtigste Terrorspur in Belgiens Hauptstadt – und es gibt Berichte, wonach dort bei einer Razzia unter anderem eine Playstation sichergestellt wurde. Ein Beweis, dass die Terroristen über die Spielkonsole kommuniziert haben, ist das freilich nicht. Ermittler stöhnen aber schon seit Langem, dass Terroristen für ihre Absprachen auf unkonventionelle Methoden zurückgreifen: „Und Spieleplattformen sind auch deshalb so interessant, weil sie ganz einfach zu bedienen sind, dort jede Menge harmlose Leute vom ganzen Erdball chatten, und sich die Gespräche oft mit Blick auf die Spiele um Waffen und Angriffe drehen“, sagt IT-Experte Otmar Lendl zur „Presse“. Die Geheimdienste sollen sich auch schwertun, die Chats im Play Station Network mit seinen 65 Millionen aktiven Nutzern zu entschlüsseln.
Aber vor allem erlauben Online-Spiele nonverbale Kommunikation. In einem Ego-Shooter könnte jemand einen Hinweis in eine Wand schießen, schreibt „chip.de“ Der Online-Spieler sieht das. Dann verschwinden die Einschusslöcher.

Die NSA zum Beispiel soll zudem in der Online-Welt von World of Warcraft präsent sein – und nach Verschwörern Ausschau halten, so skurril das klingt.
Aber die Spiele sind nur ein Weg. „Es gibt sehr viele Möglichkeiten, sich unbeobachtet auszutauschen, von Chat-Programmen auf Handys über Webplattormen, Tor-Browser bis zu kleinen und großen Spieleservern“, sagt Lendl. Die Schwierigkeit bestünde darin, das auch durchzuhalten – also ohne Ausnahme auf sicherem Weg zu kommunizieren und das Internet zu durchforsten, ohne digitale Spuren zu hinterlassen. Belgiens Innenminister erwähnte auch WhatsApp – dieser und andere Chat-Systeme wie Apples iMessage setzen mittlerweile auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, was den Geheimdiensten ebenfalls zu schaffen macht.

Eine Nachricht kann also auf zwischengeschalteten Servern bestenfalls verschlüsselt abgefangen werden. In Großbritannien wurde erwogen, diese starken Verschlüsselungsformen zu verbieten. Eine Forderung, die nun wieder aufs Tapet kommen könnte. Eine andere gängige Methode ist, dass sich Konspirateure ein E-Mail-Postfach teilen und gegenseitige Nachrichten dort als Entwürfe abspeichern, ohne sie abzusenden.

Das Internet ist längst Schauplatz des Kriegs. Am Montag tauchte ein Video der Hackergruppe Anonymous auf. Ein Mann mit schwarzem Kapuzenpulli und Guy-Fawkes- Maske – Markenzeichen von Anonymous – ist darin zu sehen. Eine Computerstimme verliest eine Botschaft, die sich an den IS richtet. „Wir werden euch finden und nicht nachlassen. Wir werden die wichtigste Operation gegen euch starten, die je gegen euch geführt wurde. Der Krieg hat begonnen." (mehr dazu hier)

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