Garmins Sport-Gadgets für Ambitionierte im Test

(c) Barbara Grech
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Es gibt jene Fitness-Tracker, die vorrangig zur Beruhigung des sportlichen Gewissens dienen und dann gibt es solche, mit denen Freizeitathleten sich selbst vermessen können. "Die Presse" hat zwei von der genauen Sorte unter die Lupe genommen.

Der Markt bietet heute für alle Bewegungs- und Sportbegeisterten die richtigen Helfer. Hier sollen stellvertretend für dieses Segment drei Geräte von Garmin vorgestellt werden, die sich an ambitionierte Freizeitathleten richten. Der Forerunner 920XT ist ein Begleiter, der speziell auf die Bedürfnisse von Triathleten ausgerichtet ist, der am Handgelenk getragen wird. Der Edge 520 ein Fahrradcomputer. Die Geräte fühlen sich beim Auspacken sehr hochwertig an. Vergleichbaren Vorgängermodellen gegenübergestellt sind sie leichter und kompakter geworden, obwohl sich der Funktionsumfang erhöht hat.

Wie heute üblich finden sich in den Verpackungen keine umfassenden Bedienungsanleitungen mehr, sondern nur Quick-Start-Guides. Bei den Grundfunktionen ist jedoch keine Bedienungsanleitung zwingend. Das Menüführung präsentiert sich intuitiv und selbsterklärend. Je weiter man aber in die Funktionen eintaucht, schadet ein Blick in die detaillierten Online-Anleitungen nicht. Erspart Zeit und Nerven.

Vor dem Training ist nach dem Update

Nach dem ersten Aufladen lassen sich die Geräte direkt verwenden, die Menüs sind sehr bedienerfreundlich aufgebaut. Sinnvoll ist es, die Geräte vor der ersten Verwendung am Computer zu registrieren und allenfalls Firmware Updates durchzuführen. Verrät man den Geräten einige persönliche Daten (Alter, Gewicht, Größe), für fortgeschrittene Nutzer beispielsweise auch Maximalpuls oder Wattleistung an der Leistungsschwelle, können sehr viel genauere Berechnungen für Intensität, Kalorienverbrauch oder Erholungszeiten angestellt werden.

An wen richten sich die Geräte
Für Einsteiger in den Sportarten liefern die Geräte zu viele Daten, zur bloßen Dokumentation von Trainings gibt es einfachere und günstigere Produkte. Profis vertreten oftmals die Meinung, dass eine Stoppuhr und das Körpergefühl für das Training ausreichen sollten. Dazwischen finden sich aber sehr viele Sportler, die gerne strukturierter trainieren wollen, sich einen Trainer und den damit verbundenen Zeit- und/oder Kostenaufwand aber nicht leisten können bzw wollen. Im Internet finden sich zunehmends gute Trainingspläne für diverse Sportarten. Darin werden aber viele Vorgaben zu Dauer, Puls oder Streckenlänge gemacht, weswegen technische Hilfsmittel wieder nützlich sind.

Zur Umsetzung ist es daher nötig, die Einheiten zu steuern. Hier kommen die Geräte ins Spiel. Richtig, wenn der Trainer mit einer Stoppuhr am Rand des olympischen Schwimmbeckens steht, Vorgaben zuruft, Durchgangszeiten nimmt und die Ergebnisse anschließend protokolliert, dann ist ein Computer am Handgelenk nicht nötig. Gleiches gilt, wenn man sich auf einer Leichtathletikanlage bewegt, die 400m Runden sind richtig vermessen, dort wäre nur eine Stoppuhr nötig. Gerade der Zugang zu vermessenen Laufbahnen ist in Österreich allerdings beinahe nirgendwo gegeben und die meisten Sportler trainieren sich selbst.

Keine Ausreden mehr - Raus aus der Wohlfühlzone

(c) Garmin

Oft wird daher die gesamte Trainingszeit in einem eingelernten Wohlfühlbereich absolviert. An gleichbleibende Belastungen gewöhnt sich der menschliche Körper aber sehr schnell. Findet das Training meist in der gleichen Intensität statt, so wird es nach anfänglichen Erfolgen bald zu einer Stagnation kommen. Die Trainingspläne geben Anleitungen, um ruhige Einheiten wirklich ruhig und intensive wirklich intensiv zu gestalten.

Die Produktgruppe stellt hier ein sehr mächtiges Werkzeug für den Sportler dar. Der Forerunner 920XT und der Edge 520 nutzen für die Vermessung der zurückgelegten Distanzen nicht nur GPS, sondern auch Glonass (das russische Satellitensystem), was die Genauigkeit erhöht. Gerade bei den tiefen Temperaturen zuletzt, weiß man aber auch zu schätzen, dass dadurch zu Trainingsbeginn das Warten am Straßenrand auf ausreichenden Satellitenempfang deutlich verkürzt wird.

Kein Profi unter Wasser

Gekoppelt mit einem Ant+ (ein offener Übertragungsstandard) fähigen Pulsmesser wird die Herzfrequenz aufgezeichnet, der Garmin Premium Brustgurt Run liefert beim Laufen über einen Beschleunigungsmesser auch Daten zur Schrittfrequenz und -länge, den Bodenkontaktzeiten und der vertikalen Bewegung. Am Rad lassen sich sehr einfach Geschwindigkeits-, Trittfrequenz- und Leistungssensoren koppeln.

Beim Freiwasserschwimmen leidet die Genauigkeit der Distanzmessung, weil der Empfang unter Wasser unterbrochen wird. Im Training lässt sich dem entgegenwirken, indem man die Uhr unter der Badekappe trägt. Im Hallenbad werden Strecke und Schwimmstil durch den Beschleunigungssensor gemessen. Die Uhr erkennt jede Länge am Abstoß vom Beckenrand und die Stile ziemlich verlässlich an der unterschiedlichen Bewegung.

(c) Garmin

Die Geräte lassen sich nach dem Training sehr bequem über WLAN mit verschiedenen Trainingstagebüchern synchronisieren. Musste man früher noch den Computer hochfahren, die Geräte anstecken und in manchen Fällen sogar noch entsprechende Programme starten, so kommt man heute zu Hause an und noch bevor man unter der Dusche steht, sind die Daten hochgeladen.

Geräte trotzen dem Wetter

Die Akkuleistung war auch bei den zuletzt widrigen Verhältnissen ausgezeichnet, wer nicht gerade einen 24h Lauf plant oder im Dunklen bei dauernd aktiver Displaybeleuchtung unterwegs ist, wird keine Einschränkungen erfahren. Trotz der für Akkus sehr fordernden tiefen Temperaturen und täglicher Nutzung mussten die Geräte nie öfter als einmal pro Woche an die Steckdose.

Der Forerunner 920XT wird über Knöpfe gesteuert, der Edge 520 vorwiegend über den Touchscreen. Das hat in beiden Fällen sehr gut funktioniert, beim Touchscreen haben nur sehr dicke Winterhandschuhe gelegentlich Probleme gemacht; bei Temperaturen deutlich unter Null sind allerdings nicht allzuviele Enthusiasten oft im Freien am Rad unterwegs.

Die Geräte selbst fassen nach jeder Einheit die Eckdaten übersichtlich zusammen und motivieren durch die elektronische Verleihung von Medaillen bei neuen Trainingsbestleistungen. Sie geben auch Empfehlungen zu Ruhezeiten in Abhängigkeit von der Intensität des Trainings.

Die satellitenunterstützte Streckenvermessung hat systemimmanente Ungenauigkeiten. Studienergebnisse aus dem Jahr 2015, wonach mit GPS ermittelte Strecken immer zu lang sind, decken sich mit der eigenen Wahrnehmung auf einer Laufbahn.

Bei allen Läufen auf der selben Strecke war jedoch zu bemerken, dass die Abweichungen sehr ähnlich sind, wodurch die Vergleichbarkeit der Daten gegeben ist. Schwierig wird es bei sehr kurzen Intervallen, in Hochhäuserschluchten oder in dichten Wäldern, wo es zu Ausreißern kommen kann. Garmin hat hier aber auch jene im Blick gehabt, die es mit dem Training sehr genau nehmen. Penible Datensammler können im Nachhinein am PC die Werte korrigieren.
Ist man sich dieser Umstände bewusst, so kann man trotz Ungenauigkeiten mit den Geräten sein Training auch abseits einer Laufbahn sehr genau steuern.
Die Gadgets zeichnen aber nicht nur ein Training auf.

Im Online Trainingstagebuch kann man sehr bequem ein vorgegebenes Training programmieren und auf die Geräte laden (auf den Geräten selbst ist das etwas fummeliger, aber möglich). Während des Trainings erhält man dann sofort akustisch oder durch Vibration Rückmeldungen, wenn man beispielsweise die Puls- oder Geschwindigkeitsvorgaben nicht einhält. So lässt sich durch die Pulsvorgabe also beispielsweise sicherstellen, dass man nicht zu intensiv trainiert oder durch eine Pace Vorgabe, dass man nicht zu langsam wird.

Ehrgeiz ankurbeln mit Strava

Vor allem bei Radfahrern ist die Online Platform Strava sehr bekannt und beliebt. Nach dem Training können die gefahrenen Strecken direkt auf die Plattform hochgeladen werden und für von den Nutzern definierte Streckenabschnitte werden automatisch Bestenlisten erstellt. Der Edge 520 liefert - für Strava Premium Kunden - die Möglichkeit, selbst vorausgewählte Streckenabschnitte schon während der Fahrt angezeigt zu bekommen. Der Computer informiert rechtzeitig über den nahenden Beginn des Abschnitts und zeigt, so gewünscht, auch den direkten Vergleich zum Führenden der Bestenliste oder aber auch dem Vereinskollegen oder Bekannten an.

Wer bereit ist, sich ein wenig mit Trainingsplanung zu befassen und dann während der Einheiten entsprechend zu motivieren (sei es zum bewusst langsamen oder zum ungewohnt schnellen und harten Training) wird in derartigen Geräten sehr hilfreiche Instrumente finden, neue persönliche Höchstleistungen zu erreichen.

(c) Barbara Grech
(c) Barbara Grech

Zum Test wurde auch eine Garmin Virb 30 Action-Kamera zur Verfügung gestellt. Mit der Kamera lassen sich erwartungsgemäß sehr einfach, Fotos und Videos während verschiedenster Aktivitäten machen. Dazu lässt sie sich leicht an Helmen, Lenkern oder Stativen befestigen. Gerade bei Helmmontage erwies sich der Schalter zum Starten der Aufzeichnungen als hilfreich, da damit Beginn und Ende der Aufzeichnung erfühlt werden konnten. Die Besonderheit dieser Kamera liegt darin, dass sie sich wiederum über Ant+ mit verschiedenen Sensoren koppeln lässt. Und mit der online zur Verfügung gestellten Software können die Videos mit Leistungsdaten überlagert werden. Das kann für den Sportler oder dessen Trainer zur Videoanalyse von Trainings und Wettkämpfen sehr hilfreich sein. Werden derartige Videos von Wettkampfstrecken auch noch geteilt, so kann man sich auf kommende Wettkämpfe auf unbekannten Strecken in einer ganz neuen Form vorbereiten. Ein derartiges Video doch sehr viel aufschlussreicher, als ein Höhenprofil oder eine Straßenkarte.

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