"Barbie Traumhaus" zeigt Kindern die Zukunft des Wohnens

(c) Mattel
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Das rosarote Barbie-Traumhaus wird zum technischen Vorreiter und zeigt den Kindern von heute das Wohnen von morgen – mit Sprachassistenten à la Siri und Wlan. Eine Analyse.

Es ist und war der Traum eines jeden jungen Mädchens: das zuckerlrosa Barbie-Traumhaus. In über 55 Jahren hat Mattel die sich ändernden Bedürfnisse von Kindern erkannt und ist immer rechtzeitig darauf eingegangen. Mit Erfolg. Denn nach wie vor hat die Barbie einen fixen Platz im Leben eines Mädchens. Etwa mit Barbie und Ken auf Reisen zu gehen und zu shoppen.

Im großen, rosaroten Traumhaus zu leben und im pinkfarbenen Cabrio die „Wohnzimmerküste“ entlang in den wohlverdienten Urlaub zu fahren, ist aber nicht mehr cool genug.

Bevor Mattel erstmals in der Firmengeschichte Barbie eine realitätsgetreuere Figur verpasste, wurde Hello Barbie vorgestellt. Unterschied zu bisherigen Modellen: das WLAN-Modul und der Siri-ähnliche Sprachassistent. Die einst so harmlose Puppe wurde damit zur Wanze mit blonden Haaren in den Kinderzimmern. Denn bereits beim Start entdeckten Sicherheitsforscher und Datenschützer schwerwiegende Lücken.

Barbies smartes Zuhause

Von den kritischen Stimmen ließ sich das Unternehmen nicht abhalten, auf der International Toy Fair in New York auch das erste voll vernetzte Haus zu präsentieren. Es dominieren nicht mehr nur alle Rosa-Facetten in Plastik und Karton, sondern auch WLAN- und Stimmerkennungsmodule: „Hallo Traumhaus, dreh das Licht auf!“ oder „Hallo Traumhaus, es ist Zeit für die Schule!“ und schon spricht das Haus und stellt die Dusche an.

In den ersten Stock des Hauses gelangt die Puppe nun auch nicht mehr über Stufen – obwohl welche vorhanden sind –, sondern über den Aufzug. Dieser lässt sich ebenfalls über die Stimme steuern und blinkt, sobald er in Betrieb ist. An Optionen mangelt es dem Haus nicht. Denn auch in eine Disco kann es dank der eingebauten steuerbaren Glühbirnen verwandelt werden. Zumindest erhalten in diesem Szenario die Stufen einen Sinn, denn sie können kurzerhand zur Partyrutsche umfunktioniert werden.

Die Zeiten, in denen Freunde miteinander gespielt haben und diese organisatorischen beziehungsweise erzählerischen Parts jeweils vom anderen übernommen wurden, sind vorbei. Dafür beginnen neue Zeiten. Zeiten, in denen Häuser und nahezu alle Gegenstände darin miteinander vernetzt sind. Statt mit Freunden interagiert man nun mit Technik. Die Miniaturversion braucht, um all die Funktionen nutzen zu können, Zugang zu Strom.

Mattel zeigt nur in Miniatur, worauf die Industrie uns seit Jahren versucht vorzubereiten. Denn keine der verwendeten Technologien sind Neuheiten, sondern alle bereits auf dem Markt erhältlich. Sei es Siri in Apples iOS-Geräten oder die Software von Google Now. Auch die Glühbirnen, die der Stimmung angepasst werden können, sind bereits auf dem Markt erhältlich.

Die Zukunft ist vernetzt

Die eigenen vier Wände können längst ähnlich wie Barbies Zuhause gesteuert werden. So gibt es Kühlschränke, die selbstständig die Einkäufe online absolvieren, um sicherzustellen, dass Milch, Butter, Eier und andere Lebensmittel des täglichen Lebens nicht unerwartet ausgehen.

In ersten Demonstrationen konnte die Software überzeugen. Denn auch Kinder wurden trotz ihrer nicht immer sehr deutlichen Aussprache sehr gut verstanden – zumindest in Englisch. Wie es sich mit anderen Sprachen verhält, wird sich erst zeigen müssen. Mattel verspricht, dass die Spracherkennung zudem noch smarter werden soll. Wie auch Siri und Google Now lernt sie über die Zeit dazu. In den USA wird das Puppenhaus für 300 US-$ im Lauf dieses Jahres auf den Markt kommen. Wann es hierzulande erhältlich sein wird, ist noch ungewiss.

Bei der Spracherkennungssoftware setzt Mattel erneut auf Toy Talk. Das Unternehmen zeichnet auch für die technische Umsetzung von Hello Barbie verantwortlich.

Noch vor dem eigentlichen Start konnten Sicherheitsexperten die Schwachstellen offenlegen. Gespräche konnten mitgeschnitten werden und die abgespeicherten Antworten können sich leicht von außen manipulieren lassen. So kann Barbie von der engsten Vertrauten schnell zu einer Gefahr für das Kind werden. Vor allem ist fraglich, warum Toy Talk beziehungsweise Mattel die Gespräche aufnimmt und bis zu zwei Jahre speichert.

Die Wanze im Zimmer

Die Bedenken der Datenschützer konnten nicht vollständig ausgeräumt werden. Einige Lücken wurden aber mittlerweile geschlossen, wobei nicht davon auszugehen ist, dass 100-prozentige Sicherheit gewährleistet werden kann. Und mit dem neuen Traumhaus zieht ein neues Must-have der Technik in die Kinderzimmer, dessen Ausstattung Gefahren mit sich bringt.

Eltern, die sich bislang darüber Gedanken gemacht haben, wann das Kind alt genug für ein Smartphone und ob dieses kindgerecht sei, sehen sich jetzt mit anderen Fragen konfrontiert. Nämlich solchen, ob das einst selbst geliebte Kinderspielzeug durch technische Innovationen überhaupt noch ein Spielzeug ist.

Es ist aber auch die langsame Vorbereitung darauf, wie die vier Wände unserer Kinder in der Zukunft aufgebaut sein werden. Denn in einigen Jahren ist es sicher Standard und leistbarer.

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