Taus: Herold, Libro und bald Weltbild?

Josef Taus
Josef Taus(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Wiener Industrielle und ehemalige ÖVP-Politiker Josef Taus zeigt Interesse am insolventen Weltbild Verlag – „aber nicht aktiv“.

Wien. Es würde ins Firmengeflecht passen: Da gibt es bereits die Buch- und Schreibwarenkette Libro, die Büromaterialkette Pagro, die Druckerei Herold. Der Weltbild Verlag wäre also durchaus sinnvoll. Das sieht auch Josef Taus so: „Ja, wir haben Interesse“, meint der Mitgründer der Management Trust Holding, der all diese Firmen gehören. Aber: „Wir verfolgen unser Interesse derzeit nicht aktiv.“

Der 81-jährige Taus war in seinem Leben schon viel: Staatssekretär, ÖVP-Bundesparteiobmann, Kanzlerkandidat, Bankdirektor, Journalist – warum also nicht auch Verleger? Der Weltbild Verlag mit seinen etwa 6500 Mitarbeitern ist seit Jänner in der Insolvenz, sein Besitzer – die römisch-katholische Kirche in Deutschland – wollte kein Geld mehr zuschießen. Seither wird nach einem Retter gesucht, und den könnte man in Österreich finden – vielleicht.

„Genau prüfen“

„Wir haben verhandelt“, bestätigte Taus gestern im „Presse“-Gespräch einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Man habe sich aber wieder zurückgezogen und sei derzeit „nicht involviert“.

Als Grund für die Zurückhaltung nannte Taus den Zeitplan. Der Insolvenzverwalter möchte bis Mitte Mai eine Entscheidung über die Zukunft von Deutschlands zweitgrößtem Buchhändler herbeiführen. Das ist dem Wiener Industriellen aber zu kurzfristig. „Man muss so ein Geschäft genau prüfen, bevor man entscheidet.“

Der kolportierte Preis für den Verlag ohne Filialen liegt bei 50 bis 70 Millionen Euro. „Es geht um viel Geld, da kann man nicht so schnell Ja oder Nein sagen.“ Zuvor müsse man das Unternehmen genau kennenlernen, die Führungskräfte und die Abläufe. Erst dann könne man seriös entscheiden. Und das dauere eben. Wie lange? „Zwei, drei Wochen.“

Allzu weit ist man also nicht von den terminlichen Vorstellungen des Insolvenzverwalters entfernt. Allerdings: „Er verhandelt jetzt mit anderen Interessenten (angeblich gibt es insgesamt vier, Anm.). Wir sind nicht im Rennen.“ Zweites Allerdings: „Wir stehen bereit, wenn man uns will. Aber dafür muss sich der Insolvenzverwalter an uns wenden.“ Ein Bluff im Bieterpoker? „Nein, das ist nicht Taktik oder sonst etwas. Wir wollen das einfach sorgfältig prüfen, aber dafür muss man uns die Zeit geben.“

Die Verlagsgruppe Weltbild, gegründet 1948 als Winfried-Werk GmbH, schlitterte nach starken Umsatzrückgängen im Geschäftsjahr 2013/14 Anfang des Jahres in die Insolvenz (nicht betroffen sind die Filialen und die Gesellschaften in Österreich und der Schweiz). Im März mussten 600 Mitarbeiter in der Zentrale in Augsburg den Verlag verlassen, dort arbeiten jetzt noch 1800 Menschen.

Josef Taus ist mit der von ihm und zwei Kollegen gegründeten Management Trust Holding (MTH) an 51 Gesellschaften beteiligt. Die MTH hat 6000 Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz von über 700 Mio. Euro. In Deutschland ist die MTH mit der Discounter-Kette Mäc Geiz aktiv, die sie mit Filialen aus der Schlecker-Pleite aufgestockt hat. Zu seinem 80.Geburtstag vor einem Jahr meinte Josef Taus, er arbeite noch immer gern und gehe täglich ins Büro. Launiger Nachsatz: „Ich hoffe, das schadet meinen Firmen nicht.“ (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2014)

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