Von Beck's bis Budweiser: Die Weltbrauerei ist in Sicht

 - Stella Artois: Die belgische Brauerei ist nur eine von unzähligen Marken des belgisch-brasilianischen Bierkonzerns.
- Stella Artois: Die belgische Brauerei ist nur eine von unzähligen Marken des belgisch-brasilianischen Bierkonzerns.(c) REUTERS (Victor Fraile)
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InBev plus Anheuser - die größte Brauerei der Welt will die drittgrößte kaufen. Damit könnte ein neuer Biergigant entstehen, der alle Konkurrenten an die Wand drückt.

Bei den internationalen Brauereikonzernen kündigt sich eine neue Mega-Hochzeit an. Die Gruppe InBev ("Stella Artois", "Beck's") hat dem US-Marktführer Anheuser-Busch ("Bud") ein Übernahmeangebot gemacht. InBev - 2004 aus der belgischen Interbrew und der brasilianischen Ambev entstanden - will demnach gut 46 Mrd. Dollar (rund 30 Milliarden Euro) für den US-Konkurrenten bieten.

InBev mit einem Brauvolumen von gut 270 Mio. Hektolitern bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer, gemessen am Bierausstoß. Mit der Nummer zwei, SABMiller, gibt es seit langem ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Anheuser-Busch kam im vergangenen Jahr auf knapp 190 Millionen Hektoliter. (Eine Übersicht der weltgrößten Brauereikonzerne findet sich unten.)

Beide Konzerne teilten mit, dass Inbev 65 Dollar je Aktie zahlen will. Das liegt deutlich über dem Schlusskurs vom Mittwoch von 58,35 Dollar. Entsprechend machten die Papiere von Anheuser-Busch einen Sprung und gingen vorbörslich um mehr als 8 Prozent auf 63,20 Dollar hoch.

Der Anheuser-Busch-Konzern ließ zunächst offen, ob er auf das Angebot eingehen will. Der Vorstand werde das Offert "sorgfältig und in Zusammenhang mit allen relevanten Faktoren" prüfen, erklärte das Unternehmen. Das seit Wochen bekannte Interesse des belgisch-brasilianischen Konkurrenten ließ den Aktienkurs von Anheuser-Busch bereits kräftig steigen.

Gründererbe gegen Übernahme

Experten glauben, dass das Angebot noch nach oben getrieben werden könnte. Auch ein Gegenangebot von SABMiller oder von Heineken wird für möglich gehalten.

Unter Dach und Fach ist die Übernahme aber noch lange nicht. Nach US-Presseberichten ist der aus der Gründerfamilie stammende Unternehmenschef August Busch gegen die Übernahme, seine Familie besitzt aber nur etwa vier Prozent des Aktienkapitals. USA befürchten Jobverluste

Auch Politiker in den USA machen gegen die Elefantenhochzeit mobil. Sie sorgen sich um die Jobs der 24.000 Mitarbeiter des Budweiser-Herstellers, ganz besonders unter dem Aspekt der bevorstehenden Präsidentenwahl. Der Republikaner Matt Blunt, Gouverneur von Missouri, dem Heimatstaat von Anheuser-Busch, kündigte Widerstand an. Auch die Demokraten dürften sich anschließen. InBev-Chef Carlos Brito sagte, er werde keine US-Brauerei schließen. Stattdessen wolle er die US-Marke Budweiser zum globalen Flaggschiff des neuen Konzerns machen. Bereits seit Jahren geht InBev weltweit auf Einkaufstour. Zu den in Deutschland erworbenen Marken gehört die Bremer Brauerei Beck (Beck's), daneben unter anderem Hasseröder, Diebels sowie die bayerischen Marken Franziskaner, Löwenbräu und Spaten. Mit den beiden letzteren wehen die Fahnen von InBev mittlerweile auch auf dem Münchner Oktoberfest. Aus Belgien kamen unter anderem Stella Artois und Leffe dazu, vom brasilianischen Partner die Marke Brahma. Marktanteile bis 90 Prozent

Der Marktanteil der InBev-Biere liegt in den USA bei knapp zwölf Prozent. In Ländern Osteuropas und Lateinamerikas hält die Gruppe Marktanteile von länderweise bis zu 90 Prozent. Anheuser-Busch versorgt fast 50 Prozent des US-Biermarkts. Den Weltmarkt-Anteil der beiden Fusionskandidaten bezifferte der österreichische Brauereiverband basierend auf Daten aus Ende 2006 mit 13,1 Prozent (InBev) und 10,8 Prozent (Anheuser). Neuere Marktanteilszahlen nach den Ergebnissen 2007 sind noch nicht verfügbar. Von Beck's bis Budweiser

InBev entstand 2004 aus dem Zusammenschluss der belgischen Interbrew und der brasilianischen AmBev. Zum Konzern gehören Marken wie Beck's, Stella Artois, Löwenbräu, Spaten, Diebels und Hasseröder. Anheuser-Busch, Ende des 19. Jahrhunderts von zwei deutschen Auswanderern gegründet, steht vor allem für die in den USA führende Marke Budweiser. In Europa gehört der Markenname allerdings der tschechischen Brauerei Budweiser Budvar, die darüber nach ihren Angaben mit Anheuser-Busch in ständigem Rechtsstreit liegt. InBev beschäftigt nach Unternehmensangaben 89.000 Menschen weltweit, die Mitarbeiterzahl bei Anheuser-Busch wird auf etwa 24.000 geschätzt. Der Nettoumsatz von InBev lag 2007 bei 14,4 Mrd. Euro. Anheuser-Busch kam auf umgerechnet rund 12 Mrd. Euro. Fusionskarussell rutiert noch schneller


Marktgerüchte über eine Bierehe zwischen der Nummer eins und der Nummer drei am Weltmarkt für Bier zirkulieren bereits seit Monaten.



Damit dreht sich das Fusionskarussell unter den Braugiganten schneller. Auch der niederländische Heineken-Konzern - der erst vor fünf Jahren den österreichischen Brau-Union-Konzern übernommen hat - stemmt gemeinsam mit dem dänischen Rivalen Carlsberg in diesen Wochen den größten Zukauf in der Unternehmensgeschichte: Zusammen mit den Dänen übernehmen die Holländer für mehr als 10 Mrd. Euro den britischen Wettbewerber Scottish & Newcastle (S&N).

Heineken und Carlsberg zerlegen S&N

(Ag./Red.)

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