Jeder EU-Einwohner nutzt jährlich 198 Plastiksackerl

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Jetzt plant die EU, den Mitgliedstaaten ein Verbot, das bisher nicht zulässig war, zu ermöglichen.

EU-Umweltkommissar Janez Potocnik hat am Montag in Brüssel seine Pläne zur Reduktion der immer größer werdenden Menge von Plastiksackerl vorgestellt. Dabei sollen die EU-28 verpflichtet werden, insbesondere den Verbrauch meist nur einmal verwendeter Sackerl aus leichtem Kunststoff zu reduzieren. Welche Maßnahmen gewählt werden, steht den einzelnen Staaten frei. "Jedes Jahr landen in Europa mehr als acht Milliarden Plastiksackerl auf dem Müll und verursachen enorme Umweltschäden", sagte Potocnik.

Der Entwurf des Vorschlags betrifft dabei zwei Punkte der 1994 beschlossenen Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle. Neben Abgaben und nationalen Reduktionszielen sollen auch Marktbeschränkungen erlaubt sein. Als Option sollen diese laut Positionspapier auch abweichend vom Artikel 18 der Verpackungsrichtlinie möglich sein. Dieser Artikel untersagt das Verbot von Verpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen.

Sima: "Österreich muss Vorreiter sein"

Erfreut zeigt sich Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima über
die angekündigten Verbotsmöglichkeiten: "Derartige Möglichkeiten sind überfällig." Sie hat ein österreichweites Verbot der umweltschädigenden Einweg-Plastiksackerl schon seit langem gefordert und ist bei ÖVP-Umweltminister Berlakovich immer mit dem Verweis auf EU-Widrigkeit auf Ablehnung gestoßen. Sie wird mit den zuständigen Vertretern der neuen Bundesregierung dieses Thema so bald als möglich besprechen: "Ein echtes Verbot bedarf noch etlicher Schritte auf EU-Ebene und Österreich muss dafür eine Vorreiterrolle einnehmen - es darf keine Ausreden mehr geben", so Sima.

Dänen und Finnen als Vorbild

Laut den Zahlen der Kommission wurden in der EU 2010 schätzungsweise 95,5 Mrd. Plastiksackerl in den Verkehr gebracht, was wiederum einen Verbrauch pro EU-Bürger von 198 ausmacht - der größte Teil davon aus leichtem Kunststoff. Jeder Einwohner der Europäischen Union nutzt im Schnitt 198 Plastiksackerl pro Jahr. Zu denen, die am wenigsten zu den Sackerln greifen, gehören laut EU-Kommission die Iren. Bei ihnen sind es durchschnittlich 20 Stück, darunter 18 Einwegbehältnisse. In Dänemark und Finnland nutzen die Menschen 79 beziehungsweise 77 Sackerln - darunter sind jeweils nur vier Einwegtaschen. In Bulgarien sind es 421, mehr als die Hälfte davon wird nur ein Mal verwendet. Für Portugal werden insgesamt mehr als 500 angegeben. In Österreich sind es demnach 51 (45 davon Einweg).

Große Mengen von Plastik gelangen pro Jahr in die Weltmeere. Drei Viertel der rund zehn Millionen Tonnen Müll sind davon Plastik. Allein im Mittelmeer würden mehr als 200 Milliarden Kunststoffteilchen mit einem Gesamtgewicht von 500 Tonnen treiben, hieß es zuletzt. Das Material ist langlebig - Experten gehen von bis zu 450 Jahren aus - und daher eine Gefahr für die Umwelt. In der Folge sterben wegen der riesigen Müllteppiche im Meer jährlich hunderttausende Vögel und Meeressäuger. Sie verheddern sich zum Beispiel im Plastikmüll oder fressen Kunststoff. Eine Folge sind schwere Verletzungen, an denen die Tiere sterben können. Über die Nahrungskette könnten winzige Teilchen auch in den menschlichen Körper gelangen, warnen Fachleute.

(APA/dpa)

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