Schweiz: Ökonom kann sich Kapitalverkehrskontrollen vorstellen

File photo of wads of Swiss franc banknotes at the GSA Austria company's headquarters in Vienna
File photo of wads of Swiss franc banknotes at the GSA Austria company's headquarters in ViennaREUTERS
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Für den UBS-Chefökonom sind Kapitalverkehrskontrollen denkbar, wenn es zu einer "chaotischen Situation" in der Eurozone kommt.

Kapitalverkehrskontrollen könnten sich im eidgenössischen Kampf gegen den starken Franken unter Umständen als effizienter erweisen als Negativzinsen. Das sagte Daniel Kalt, Chefökonom der schweizer Großbank UBS. Die Einführung einer Kapitalverkehrskontrolle in der Schweiz erscheine noch wenig wahrscheinlich, sagte Kalt in einem Interview der Westschweizer Tageszeitung "Le Temps" vom Donnerstag. Wenn aber in der Eurozone eine "chaotische Situation" zu einer neuen Erstarkung des Schweizer Frankens führen sollte, könnte die Schweizerische Nationalbank (SNB) solche Maßnahmen einführen.

Kalt macht konkrete Vorschläge: Um zu verhindern, dass es zu einer Anhäufung von Franken kommt, könnten die täglichen Geldbezüge auf 100 Franken oder 500 Franken begrenzt werden. Der elektronische Geldtransfer würde dabei aufrechterhalten. Die Nationalbank könnte auch eine Gebühr von zwei Prozent für jeden Barbezug verlangen. In den 1970er-Jahren hätten die nicht in der Schweiz Niedergelassenen auf den Franken pro Halbjahr bis zu zehn Prozent Kommissionen zahlen müssen. Es habe sich dabei bereits um eine Art Kapitalverkehrskontrolle gehandelt.

Nur im Ausnahmefall eine Option

Solche Maßnahmen wären sehr wahrscheinlich effizienter als Negativzinsen, aber man dürfe den negativen Einfluss auf das Image des Finanzplatzes Schweiz nicht unterschätzen. Eine Kapitalverkehrskontrolle könnte nur im Ausnahmefall ins Auge gefasst werden und wenn die ausländischen Investoren wüssten, dass sie über ihr Geld in der Schweiz zu jedem Zeitpunkt frei verfügen könnten.

Auf diese Weise würde sich der Franken als Konsequenz auf das starke Signal der Nationalbank zweifellos abschwächen. Aber ein solches Szenario sei nur vorstellbar, wenn der Wert des Euros auf 95 oder 90 Rappen pro Franken tauchen würde. "Und wir glauben nicht, dass wir dort hinkommen", sagte Kalt.

(APA)

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