Heute vor ... im Mai: Der Thronfolger, das unbekannte Wesen

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Viel Klatsch bei Hofe über die Ehe des Thronfolgers Franz Ferdinand.

Wiener Montags-Journal am 1.6.1914 (Pfingstmontag)

Die ernstliche Krankheit des greisen Monarchen hat naturgemäß die Aufmerksamkeit wieder auf den einstigen Thronerben gelenkt, der nach menschlichem Ermessen - Gott erhalte den Kaiser noch viele, viele Jahre - berufen ist, das Erbe anzutreten. Die Person des Thronfolgers ist den Völkern Österreichs ein unbeschriebenes Blatt, und es ist nur natürlich, wenn sich die Neugierde allenthalben Umrisse klarmachen will. Der ganze Hofklatsch macht sich darüber her. Die Ursachen dieses Klatsches liegen auf einem Gebiete, das wegen der wirklich sympathischen Grundlinien zur höchsten Bewunderung locken sollte. Die Heirat des Thronfolgers, der gibt der Hofsippe immer wieder den Anlass, die hohen Laubengänge mit Apercus und Anmerkungen zu füllen, die leicht den Weg hinaus auf die Straße und ins Volk finden. Das traurige Gewerbe blüht eben immer noch bei Hof, wie vor vielen hundert Jahren.

Neue Freie Presse am 31.5.1914

Welche sind nun die markantesten dieser Berufe, sofern sie die Frau im Dienste der Öffentlichkeit betreffen? Naturgemäß steht da der Lehrberuf an erster und vorgerücktester Stelle. Hier sogar droht der Beruf des Lehrers - man sagt, noch unaufhaltsamer in Amerika -ein Frauenberuf zu werden. An Elementarschulen sind Frauen in der Majorität und auch an vielen Mittelschulen, obgleich da in den meisten Fällen Mädchen als ihre Zöglinge erscheinen. An den Universitäten sind - mit Ausnahme der Frauencolleges - nur wenige Lehrstühle mit weiblichen Kräften besetzt. Eine soziale Dienstleistung, die der ärztlichen untergeordnet, aber ebenso nützlich ist als jeder andere Beruf, den eine Frau ergreifen könnte, ist das Amt einer Pflegerin. Bis zu dem Augenblick, da Florence Nightingale zur Zeit des Krimkrieges den Pflegerinnendienst reformierte, war er nur Handlangerarbeit. Heute ist die Schulung äußerst langwierig; drei bis vier Jahre werden meistens in den Spitälern verbracht, die Anforderungen sind sehr hoch.

Heute vor 100 Jahren: Luxusschiff sinkt, hunderte Tote in Kanada

Neue Freie Presse am 30.5. 1914

Die Nachricht von einer Schiffskatastrophe, die Hunderten von Menschen das Leben gekostet hat, fliegt durch die zivilisierte Welt. Der Name „Titanic" ist uns allen zu einem Menetekel geworden. Kaum mehr als zwei Jahre sind verflossen, und wieder sinkt einer jener Meeresgiganten binnen Minutenfrist in die schwindelnde Tiefe. Der Name des Unglücksschiffes „Empreß of Ireland" wird in der Katastrophengeschichte der modernen Menschheit dicht neben dem der „Titanic" verzeichnet stehen. Es geschah im St. Lorenzostrom, wo dieser etwa achtzehn Kilometer breit und zweihundert Meter tief ist.

Elfhunderteinundneunzig Personen waren an Bord. Der Kapitän stand auf der Kommandobrücke, da sah er plötzlich auf der Seite des Schiffes einen großen Dampfer auftauchen. Rasch gab er den Befehl, die „Empreß" zu wenden. Aber zu spät. Der Dampfer fährt in die Flanke der „Empreß", ungefähr in der Höhe des Maschinenraums. Die "Empreß" wird förmlich in zwei Teile geschnitten und sinkt mit Blitzesschnelle. Unter den vierhundert Geretteten befinden sich nur zwölf Frauen! Man wird den erniedrigenden Gedanken nicht los, dass sich Schlachten zwischen den Schiffbrüchigen abgespielt haben müssen, erbitterte, lautlose Verzweiflungskämpfe, in denen die physisch Schwächeren erdrückt, zu Boden getreten wurden. Zwölf Frauen unter vierhundert Geretteten!

Neue Freie Presse am 29.5. 1914

Der Kaiser hat in einem Handschreiben jene serbischen Untertanen, die in Bosnien wegen Spionage gegen die Monarchie verurteilt wurden, begnadigt und das noch schwebende Strafverfahren niedergeschlagen. Der kaiserliche Gnadenakt wird in der ganzen Monarchie zweifellos mit großer Sympathie begrüßt. Die öffentliche Meinung in beiden Staaten ist einig darin, dass nach dem Abschluss der Balkankrise wieder freundnachbarliche Beziehungen zu dem Königreich Serbien, das aus den Kriegen mit einem ansehnlichen Zuwachs von Macht und Land hervorgegangen ist, eintreten mögen. Die Monarchie hat stets die selbständige Entwicklung der Balkanstaaten gefördert und ist von größtem Wohlwollen für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg des Königreiches Serbien erfüllt. Österreich-Ungarn wünscht, dass die Vergangenheit begraben sei und dass in dem Nachbarland Vertrauen in die aufrichtige Gesinnung der Monarchie herrsche.

Heute vor 100 Jahren: Penzinger Bad neu eröffnet

Neue Freie Presse am 28.5.1914

Wie uns mitgeteilt wird, hat die Eröffnung dieser Badeanstalt in der Hadikgasse 128 (Penzinger Au), unmittelbar an der Stadtbahnhaltestelle Braunschweiggasse, bereits am 21. stattgefunden. Die Badeverwaltung hat einem wiederholt geäußertem Wunsche der Badegäste entsprechend durch Neuerrichtung einer Warmwasseranlage die Möglichkeit geschaffen, das Wasser in den beiden großen Herren- und Damenschwimmbassins ständig auf einer Temperatur von 18 bis 19 Grad Reaumur zu erhalten, was der Wärme des Vöslauer Bades gleichkommt. Diese Einrichtung wird von den zahlreichen Badegästen freudigst begrüßt und erhöht den Reiz dieser prächtig in einer schönen Gartenanlage gelegenen Badeanstalt, die von allen Richtungen, nicht bloß mit der Stadtbahn, sondern auch mit den städtischen Straßenbahnen leicht und bequem zu erreichen ist.

Heute vor 100 Jahren: Neue Ladenschlussregelung für Wien

Neue Freie Presse am 27.5.1914

Mit Verordnung der Statthalterei wird für einen Teil des Jahres in Wien die Siebenuhrladensperre verfügt. Durch diese Maßnahme wird einem seit Jahren von den kaufmännischen Angestellten zuweilen in sehr stürmischen Agitationen geäußerten Wunsche Rechnung getragen. Wenn auch fakultativ, insbesondere seitens der großen Kaufhäuser, bereits durch längere Zeit die Laden um 7 Uhr abends geschlossen wurden, stellt sich die gesetzliche Einführung dieser Maßregel doch als eine in das tägliche Leben der Bevölkerung tief einschneidende Maßregel dar. Die frühere Sperre wird vorläufig für fünf Monate des Jahres angeordnet. Ausgenommen davon sind die Tage vor Sonntagen und Feiertagen, an denen gesetzlich die Sperre verfügt ist. Ausgenommen von der frühen Sperre ist ferner der Verkauf von Lebensmitteln und Naturblumen.

Heute vor 100 Jahren: Unerhörte Szenen bei Suffragettenprozessen in London

Neue Freie Presse am 26.5.1914

Am Freitag kam es bei der Vorführung der Suffragetten, die gewaltsam in den Buckinghampalast hatten dringen wollen, zu unerhörten Skandalen, wie sie selbst das Bowstreet-Polizeigericht, das seit Jahr und Tag mit diesen Guerillakriegerinnen zu tun hat, noch nicht erlebte. Bevor noch der Richter mit einem Aufseufzer dem Gerichtsdiener den Auftrag gab, die sechzig verhafteten Frauen eine nach der andern vorzuführen, hatte schon ein artiger Prolog begonnen. Auf dem Balkon eines benachbarten Hauses saßen nämlich mehrere Frauen, die auf Waldhörnern, Trompeten und anderen Instrumenten ununterbrochen die Marseillaise zum Herzerweichen bliesen. Die verhafteten Frauen standen an den Fenstern ihrer Zellen und klatschten dazu stürmisch Beifall. Die dem Richter vorgeführten Frauen begannen, ihn mit wüsten Worten zu beschimpfen, andere im Zuschauerraum schrien und johlten. Eine der Verhafteten nach der anderen weigerte sich, vor den Richtertisch zu treten, und sie mussten hingeschleift, getragen, gestoßen werden. Dann kamen Eier an die Reihe, die klatschend und schmatzend auf den Richtertisch fielen.

Heute vor 100 Jahren: Alpinisten sind gegen die Beschränkung der Bergfreiheit

Neue Freie Presse am 25.5.1914

Gestern hielt der Präsident des Touristenklubs eine Rede, in welcher er die Notendigkeit des Zusammenschlusses aller Touristen, in erster Linie aller Touristenvereine, betonte, um mit Erfolg die sich in jüngster Zeit immer mehrenden Versuche, der den Bergsport liebenden Bevölkerung ihren Anteil an den Herrlichkeiten der Natur, der Bergfreiheit, zu verkürzen, abwehren zu können. Mit einer deutlichen Spitze gegen die Pläne, das Glocknergebiet abzusperren, sagte der Präsident, dass durch jahrzehntelange Arbeit die Erschließung und der Zugang zu wundervollen und mächtigen Naturplätzen erzielt wurde und dass es die Pflicht aller sei, für die Erhaltung dieses Erholungsreservoirs einzutreten.

Heute vor 100 Jahren: Aufruf zur Gründung eines Mietervereins

Neue Freie Presse am 24.5.1914

Jeder Druck erzeugt naturgemäß einen Gegendruck, und kaum ist dieser irgendwo unangenehmer zu spüren wie bei den oft bedauernswerten Mietern. Viele von ihnen haben es am eigenen Leibe erfahren, was es heißt, den Hauseigentümern alles zu Liebe tun und dabei noch zittern zu müssen, ob nicht gelegentlich eines Zinstermines ihrer die Kündigung oder eine Zinssteigerung harrt. Was muss sich sonst noch alles ein solch armer Mieter in Wien gefallen lassen und ist bisher verurteilt gewesen, sich schön brav und ruhig zu verhalten, wenn er nicht noch Unangenehmeres erfahren wollte. Gewiss gibt es eine Reihe hochanständiger Hausbesitzer, die mit den Mietern menschlich verfahren, aber die Mehrzahl derselben ist Mitglied des Hausbesitzervereines, und gegen diesen soll der neu zu gründende Verein der Mieter energisch Stellung nehmen.

Neue Freie Presse am 23.5.1914

Woher das Studentenelend kommt? Wir haben heute eine Überfülle von Studenten und Beamten. Denn die meisten Juristen, die nicht gut situiert sind, streben unmittelbar nach Absolvierung ihrer Studien eine Beamtenstellung an, um sofort zu einem, wenn auch noch so bescheidenen Verdienst zu kommen, und würden vielleicht das Studium gar nicht in Angriff nehmen, wenn ihnen nicht diese Aussicht, oft verbürgt durch irgend einen einflußreichen Abgeordneten, winken würde. Die nationale Agitation führt zur Überfüllung der Gymnasien und diese wieder zur Überfüllung der Universitäten, und die mittellosen Absolventen müssen wieder im Staatsdienst untergebracht werden, nachdem sie durch allerlei Unterstützung mühselig und künstlich durch ihr Absolutorium gebracht worden sind.

Heute vor 100 Jahren: Bitte ältere unverheiratete Frauen nicht "Fräulein" nennen"!

Neue Freie Presse am 22.5.1914

Eine Dame bittet uns, nachstehenden "Aufruf an die Frauenvereine, an die Kämpferinnen für Frauenrechte, an alle unverheirateten älteren Damen" zu veröffentlichen: Ein Ministerialerlass verlieh den definitiv angestellten Lehrerinnen den Titel "Frau". Vielleicht ist damit der Anstoss gegeben, die seltsame Bezeichnung "Fräulein" - man nennt doch den jüngsten Herrn nicht "Herrlein" - für Erwachsene weiblichen Geschlechts überhaupt fallen zu lassen, darin dem Beispiel Frankreichs folgend, wo jedes dem Backfischalter entwachsene Mädchen "Madame" tituliert wird. Ist es doch auch in Österreich Sitte, ältere Baronessen mit "Baronin", ebensolche Komtessen mit "Gräfin" anzusprechen. Am wirkungsvollsten könnten Frauenvereine aufklärend dahin wirken, dass sich Gleichgesinnte zu dem Streben zusammenschließen, die Gepflogenheit, sich "Frau" zu nennen und schreiben zu lassen, zur Sitte auszubilden.

Heute vor 100 Jahren: Käufer des Großglockner will Wanderer aussperren

Neue Freie Presse am 21.5.1914

Der Großglockner soll teilweise abgesperrt werden. Herr Willers in Bochum hat den Großglockner angekauft und hat diese Tatsache dem Hauptausschusse des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines mit folgendem Brief angezeigt: „Der Großglockner nebst einem Gebiet bei demselben ist in meinen Besitz übergegangen. Da ich beabsichtige, dort oben Steinwild auszusetzen, bin ich gezwungen, das Gebiet für den Touristenverkehr ab 1. August d.J. zu sperren." Der österreichische Touristenklub dazu: „Die Nachricht der drohenden Absperrung des Glockners wird nicht nur in österreichischen Touristenkreisen, sondern bei den Alpinisten der ganzen Welt große Bestürzung und lebhaften Widerspruch hervorrufen. Es gibt bereits Gerüchte, dass der Großglockner für Wintersportzwecke industrialisiert werden soll."

Heute vor 100 Jahren: Geldmangel an Österreichs Universitäten

Neue Freie Presse am 20.5. 1914

Im niederösterreichischen Landtag hat der Rektor der Wiener Universität Hofrat von Wettstein eine Rede gehalten, die wie ein greller Blitz in die Schattenseiten unserer Hochschulverhältnisse hineinleuchtet. Der Rektor hat konstatiert, dass es Studenten gibt, die in Massenquartieren leben und im Sommer überhaupt obdachlos sind. Er hat festgestellt, dass unser ganzer Universitätsbetrieb überhaupt unzureichend ist, dass wir beispielsweise nicht mehr imstande sind, den Studierenden der Medizin jene Ausbildung zu geben, die sie als Ärzte fürs Leben brauchen. Die Ausführungen des Rektors machten tiefen Eindruck. Sie wirkten ganz seltsam in dem Milieu des niederösterreichischen Landtages, wo man es ganz und gar nicht gewohnt ist, dass ein Redner sich für geistige Interessen erwärmt.

Heute vor 100 Jahren: Manöver in Sarajewo werden angekündigt

Neue Freie Presse am 19.5.1914

Am 25., 26. und 27. Juni finde im Bereiche der Truppen des Armeeinspektorats von Sarajewo große Gebirgsübungen statt, denen der Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht Erzherzog Franz Ferdinand und der Chef des Generalstabes Freiherr von Conrad beiwohnen werden. Da die Kämpfe, dem Charakter des Gebirgskrieges entsprechend, vornehmlich auf den vielfach unwirtlichen Höhen zum Austrage kommen dürften, werden die Truppen große Leistungen zu vollbringen haben und vor schwierige Aufgaben gestellt sein. Das Übungsterrain ist ein ausgesprochenes Gebirgsgelände; Truppen, die hier verwendet werden, müssen für den Gebirgskrieg eigens organisiert und ausgerüstet sein.

Heute vor 100 Jahren: Militärische Übungsfahrt des Freiwilligen-Motorfahrerkorps

Neue Freie Presse am 18.5.1914

Gestern fand die alljährliche militärische Übungsfahrt der Wiener Korpsgruppe des k.k. Freiwilligen Motorfahrerkorps statt. Der Regen hielt auch am Tag der Übungsfahrt an und versetzte die Straßen in einen Zustand, der ihr Befahren streckenweise sehr schwierig und gefährlich machte. Solange die Route die Fahrer über die großen Reichsstraßen führte, ging es ja noch an, aber sobald sie im Verlaufe der militärischen Aufgaben auf Nebenstraßen einbiegen mussten, kamen sie auf grundloses Gebiet und nur der Kunst und dem Eifer ihrer Lenker war es zu danken, dass der größte Teil der ausgerückten Fahrzeuge auch das Ziel, Mönichkirchen am Wechsel, erreichte. Der Schreiber dieser Zeilen, der die Fahrt in dem famosen Sechziger-Mercedes des Korpsmitgliedes Karl Heinrich Hirsch mitmachte, konnte sich zwar eines Wagens erfreuen, der dank seiner großen Motorstärke, seiner Stabilität und seiner sonstigen Qualitäten alles das, was man von ihm verlangte, spielend leistete, aber man erkannte am Zustand der Straßen, die sich zum Teil wie ein frischgepflügter, aufgeweichter Acker ausnahmen, mit welchen enormen Schwierigkeiten die Lenker der kleineren Wagen und der Motorräder zu kämpfen hatten.

Neue Freie Presse am 17.5.1914

Wirkliche Gefahren entstehen nur dort, wo Russland eine übergreifende Politik führt, die das Gleichgewicht Europas bedroht und die uns in ihren letzten Zielen ebenso gefährdet wie andere große Nationen. Es ist ein eigenartiger Anblick, dieses Riesenreich, das Raum für eine Milliarde Menschen hat, in seinen ungeheuren Grenzen alle Erzeugnisse birgt, deren die Bevölkerung für ihr Dasein bedarf, von niemandem bedroht wird und das sich gleichwohl in Unzufriedenheit verzehrt und unter Einbildungen leidet, die sich bei näheren Betrachtungen als Phantome erweisen. Diese seelische Stimmung, von der uns die großen russischen Dichter und Denker so ergreifende Proben geben, beherrscht leider in zunehmendem Maße die politische Presse des Landes und sie kann, auf das Gebiet der internationalen Beziehungen übertragen, zu einer Gefahr werden.

Heute vor 100 Jahren: Die jungen Männer von 1914 und der englische Snobismus

Das Feuilleton macht sich lustig über die blasierten Jugendlichen in Wien.

Neue Freie Presse am 16.5.1914

Vom Äußeren muss man zunächst sprechen, denn es ist das Wesentliche am jungen Mann von heute. Sein höchsts Ideal ist, möglichst englisch zu wirken. Nicht nur die Kleiderstoffe, der Zuschnitt, die Krawatten und Schuhe, auch die Haartracht und sogar der Gesichtsausdruck, alles muss englisch sein. Dabei schwebt ihm ein idealer Gentleman vor, dessen Charakterzüge er sich zum Teil aus den Werken Oscar Wildes, zum größeren aus den Modeberichten erstklassiger Schneider zusammengetragen hat. Und da alle um die Wette dasselbe Schneiderideal anstreben, so ist schließlich eine Art Klischee entstanden, einer sieht genau so aus wie der andere: gklattrasiert, auch im Nacken, links gescheitelt, im Auge ein unbefugtes Monokel, der Gesichtsausdruck feierlich ernst und genauso didtinguiert hoffärtig wie die Sorgfalt der Kleidung. Und immer sind sie frisch geputzt und gebügelt, immer wie aus dem Schachterl,als ob diese jungen Leute den ganzen Tag nichts anderes zu tun hätten, als tradellos und korrekt auszusehen.

Heute vor 100 Jahren: Sollen Frauen zusammenhelfen, um Krieg zu vermeiden?

Am Frauenkongress in Rom werden neue - illusionäre - Ideen diskutiert.

Neue Freie Presse am 15.5.1914

Hierauf wurde die Debatte über den Punkt „Die Vermittlung der Frau bei kriegerischen Konflikten" fortgesetzt. Dem Kongress lag der Antrag vor, die Regierungen aufzufordern, bei Konflikten, die Vermittlung erheischen, sich der Frauen zu bedienen. Die Regierungen mögen aufgefordert werden, diese Bestimmung in das Reglement über internationale Konflikte aufzunehmen. Die Debatte hierüber gestaltete sich sehr lebhaft. Während der eine Teil der Frauen die Vermeidung des Krieges um jeden Preis propagiert haben wollte, wurde diese Ansicht von einem anderen Teile der Versammlung entschiedenst bekämpft. Dieser stellte den Satz: „Der Krieg muss um jeden Preis vermieden werden" als Phrase und undurchführbar hin. Der Satz sei ein Schlagwort. Es gibt Momente, meinen sie, wo der Krieg unvermeidlich ist, wenn es sich um Lebensinteressen des Volkes oder um die Ehre der Nation handle. Das seien Dinge, die mit Feilschen nicht wieder repariert werden können, wenn sie einmal verletzt sind. (Lebhafte, anhaltende Ruhestörungen).

Heute vor 100 Jahren: Außerordentliche Forderungen der Kriegsverwaltung

Budgetstreitigkeiten - die Delegierten staunten über die Kreditansprüche.

Neue Freie Presse am 14. Mai 1914

Die Vorlagen der gemeinsamen Regierung an die heute zusammentretenden Delegationen haben den Delegierten eine gewaltige Überraschung gebracht. Alle Mitteilungen, welche während der seit Ostern wiederholt abgehaltenen gemeinsamen Ministerkonferenzen über die Forderungen der Kriegs- und Marineverwaltung an die Öffentlichkeit drangen bleiben weit zurück hinter den außerordentlichen Kreditansprüchen, mit welchen die Kriegs- und die Marineverwaltung an die Delegationen herantreten. Die Kriegsverwaltung fordert als außerordentlichen Kredit außerhalb des Rahmens des gemeinsamen Budgets 88 Millionen Kronen, die Marineverwaltung 75,176.000 Kronen. Gegenüber diesen außerordentlichen hohen Forderungen tritt der gemeinsame Voranschlag im engeren Sinn in den Hintergrund und das allgemeine Interesse konzentriert sich ausschließlich auf die erwähnten beiden Kreditforderungen von zusammen mehr als 165 Millionen Kronen. Es ist aber wohl zu beachten, dass diese namhafte Summe nur einen Teilbetrag eines großen, auf mehrere Jahre zu verteilenden Kredits von 337-9 Millionen Kronen darstellt.

Heute vor 100 Jahren: Englischer Flottenbesuch in unseren Häfen

Als Österreich noch ein Meer hatte.

Neue Freie Presse am 13. Mai 1914

Gestern Abend gab der Kommandant des englischen Schlachtschiffkreuzers „Indomitable", Kapitän Kennedy, eine Soiree, zu der außer den Kommandanten der beiden hier weilenden englischen Schiffe mehrere englische Stabsoffiziere, der Seebezirkskommandant Konteradmiral Freiherr v. Koudelka und Gemahlin, der Kommandant der Kreuzerflottille Konteradmiral Seidensacher und Gemahlin und mehrere österreichische Stabsoffiziere, der hiesige englische Generalkonsul Hertslet mit Gemahlin, Vizekonsul Salvzi, der Vizepräsident des Österreichischen Lloydreiherr v. Bivante, Polizeidirektor Hofrat Manussi, Hofrat Graf Viktor Attems und einige hervorragende Mitglieder der hiesigen englischen Kolonie erschienen waren.

Heute um ½ 12 Uhr vormittags machten die englischen Gäste, im Ganzen 29 englische Seeoffiziere mit den beiden Schiffskommandanten und mehrere österreichische Schiffsoffiziere einen Ausflug nach Lippiza zur Besichtigung des dortigen Hofgestüts. Das Dejeuner wird im Hofgestüt genommen. Die Rückkehr erfolgte um 3/4 4 Uhr nachmittags.

Heute vor 100 Jahren: Österreich - ein Kulturstaat, der Frauen benachteiligt

Kritische Stimmen auf einem internationalen Frauenkongress in Rom.

Neue Freie Presse am 12.5.1914

Der Frauenweltbundkongress in Rom ist auch in gesellschaftlicher Hinsicht ein Ereignis ersten Ranges. Österreich ist durch über 30 Damen vertreten, darunter auch die Präsidentin des Österreichischen Frauenbundes Marianne Hainisch. Die Sache der Frau hat überall - auf der ganzen Welt - große Fortschritte gemacht und in einigen Ländern steht die Frauenfrage im Mittelpunkt des gesamten Interesses. ... Leider bestehe in Österreich noch ein Vereinsgesetz, das sehr rückständig sei und das den Frauen die Teilnahme am öffentlichen Leben nicht gestatte. Von mehreren Seiten wurde bemerkt, dass Österreich wohl der einzige Kulturstaat sei, in dem ein solches unzeitgemäßes Gesetz noch herrsche. In privatem Gespräch meinten einige Delegierte, dass sie es bisher für unmöglich gehalten hätten, dass in Österreich, das doch ein allgemeines Wahlrecht habe, so ein Gesetz noch vorhanden sei.

Heute vor 100 Jahren: Blutige Duelle - Militärfolklore in Innsbruck

Ehrenangelegenheiten müssen unter Offizieren mit Waffen ausgetragen werden.

Neue Freie Presse am 11.5.1914

Vor ungefähr zwei Wochen kam es in einem Kaffeehaus zu vorgerückter Stunde zu einem Rencontre zwischen Offizieren und Studenten. Wobei die Ursache angeblich darin lag, dass einer der Offiziere ein slawisches Lied sang. Das Rencontre hatte mehrere Forderungen zur Folge, von denen eine mit der schweren Verletzung des Offiziers endete. Ein zweites Duell verzögerte sich, da das Korpskommando zunächst eine Untersuchung einleitete, dann jedoch die Austragung der Ehrenangelegenheiten mit Waffen anordnete. Das Duell wurde Freitag früh im Fechtsaale einer hiesigen Kaserne ausgetragen und endete abermals mit einer schweren Verletzung des Offiziers. Beim ersten und dritten Gang erhielt er zwei schwere Schädelverletzungen durch Säbelhiebe, die die Kopfschwarte durchtrennten, beim sechsten Gang wurde ihm das rechte Ohr abgeschlagen, worauf der Unparteiische die Einstellung des Kampfes verfügte.

Heute vor 100 Jahren: Protest gegen die Ausschaltung des Parlaments

Seit März 1914 ist der Reichsrat vertagt, regiert wird mit dem Notparagraphen § 14.

Neue Freie Presse am 10.5. 1914

Aufs schärfste missbilligen es die Wähler, dass in einer Zeit, wo das Volkshaus seine volle Arbeitskraft der Hebung des Volkswohlstandes zuwenden sollte, Parteien mutwilligerweise aus selbstsüchtigen Gründen den Lebensnerv des Parlaments unterbunden und ein unkonstitutionelles Regime des § 14 heraufbeschworen haben. Es ist der Wunsch der gesamten Wählerschaft, dass alle Mittel versucht werden, um wieder die Arbeitsfähigkeit des Volkshauses zu sichern. Wir wollen, dass das Parlament, die einzige freie Tribüne für Beschwerden der Bevölkerung, erhalten bleibe. Die schwere Krise, in welche unser Staat und dessen Bevölkerung infolge der Balkanwirren gestürzt wurden, der wirtschaftliche Tiefstand, machen ein energisches Eingreifen der Regierung dringend notwendig.

Heute vor 100 Jahren: Wildwestszenen in der Wiener Rotenturmstraße

Revolverschüsse vom Verdeck eines Autobus.

Neue Freie Presse am 9. 5. 1914

Heute Nachmittag spielte sich im Zentrum der Innern Stadt eine Schreckensszene ab, welche das größte Aufsehen und panikartiges Entsetzen unter den Augenzeugen hervorrief. Es war zwei Uhr und tausende von Menschen eilten in der City nach der Mittagspause ihren Büros und Geschäften zu, als eben einer jener modernen Autobusriesen, die sicher sehr notwendig und zweckdienlich sind, sich aber in ihrem Äußeren so schlecht dem alten Stadtbild anpassen wollen, durch die Rotenturmstraße gegen den Kai fuhr. Plötzlich richtete sich auf dem offenen Verdeck des Gefährtes ein junger Mann auf, zog zwei schwere Revolver aus den Taschen und eröffnete ein Feuer auf die Straßenpassanten. Entsetzensrufe erschollen, in wilder Angst stoben die Menschen fluchtartig auseinander. Immer neue Schüsse krachten, während das Auto, dessen Chauffeur nicht anzuhalten wagte, ratternd und tutend seinen Weg fortsetzte. ... Ehe die Wache den Mann erreicht hatte, jagte er sich aus dem Revolver eine Kugel in die rechte Schläge und sank zusammen.

Heute vor 100 Jahren: Wem gehört die Orientbahn?

Ständige Störmanöver Serbiens bei den internationalen Orientbahnen ärgern Österreich.

Neue Freie Presse am 8.5.1914

Die Wegfreiheit zum Ägäischen Meer und zum Balkan müssen wir haben, und davon wird die Monarchie auch nicht abzubringen sein. Nur darf die Empfindlichkeit nicht dazu verlocken, dass wir uns wieder in einem toten Winkel verrennen, woraus uns schließlich der Säbel befreien muss. Das Wesen ist die Sicherung des Verkehrs. Die Kräfte im Streit über Privatbahnen und Staatsbahnen verzetteln, wäre sinnlos. Schon deshalb, weil an gewissen Orten in Europa die Freude desto größer wird, je mehr sich unsere Beziehungen zu Serbien vergiften. Die Gebrechen der Diplomatie sind die beständige Sorge, die das Volk heimsucht und die Monarchie immer mehr von der natürlichen Politik ablenkt, die uns den Balkan durch Pflege des Wohlwollens und durch Milderung der Feindseligkeiten öffnen soll.

Heute vor 100 Jahren: Neuer Athletik Sportklub in der Wiener Hegelgasse

Statt des Gymnasiums ein neues Gesundheitszentrum.

Neue Freie Presse am 7.5.1914

Es gibt jetzt mitten in der Stadt ein Haus, wo sich jeder ein klein wenig Gesundheit holen kann, wann immer es ihm beliebt. Die Gesundheit wartet auf ihn; jeder findet, was ihm taugt. Unscheinbar ist das Haus, in einer stillen Gasse gelegen, die den Namen des Philosophen Hegel trägt, vielen Lehranstalten benachbart, selbst noch vor kurzem ein Gymnasium, wo Generation auf Generation durch die Mysterien der lateinischen Grammatik geleitet wurde. Aber seltsam verwandelt ist dieses Haus, heller und freudiger, alle schreckhafte Gelehrsamkeit hat sich tief in das Mauerwerk verkrochen. In goldenen Lettern ist der Name des neuen Gymnasiums zu lesen: Wiener Athletik-Sportklub. Gleich in der Garderobe legt man die Verstaubtheit der eigenen Gedanken ab, wie in einem Seebad.  Weit geöffnet sind die Fenster des Turnsaals, eine Riege ist schon an der Arbeit,  man braucht nur einen Platz suchen. Je einfacher das Turnen, desto besser die Wirkung.

Heute vor 100 Jahren: Streit um den Wiener Heurigen im Landtag

Der Begriff „Winzerhaus" für die Buschenschank muss geschützt werden.

Neue Freie Presse am 6.5.1914

Abgeordneter Hengl stellt den Antrag, die Regierung aufzufordern, berufsmäßigen Weinschenkern das Wort „Winzerhaus" nicht mehr zu registrieren und weiter zu verordnen, dass künftighin nur jene gastgewerbliche Betriebsstätte als „Winzerhaus" bezeichnet werden darf, in welcher ein ortsansässiger Produzent oder eine ebensolche Produzentenvereinigung ihre Eigenbauweine zum Ausschanke bringt. Abgeordneter Tamussino bemerkt, dass die Anregung aus seinem Wahlbezirk stamme, der durch diese missbräuchliche Anwendung sehr geschädigt sei. In Perchtoldsdorf sei gewissen Industrierittern die Errichtung eines Weinschank mit der Bezeichnung „Winzerhaus" verboten, dagegen in der unmittelbar angrenzenden Gemeinde Mauer, welche keinen oder wenig Wein produziert, bewilligt worden.

Heute vor 100 Jahren: Österreich - ein Paradies für die Tschechen

Kein Verständnis für die stets aufmüpfigen Tschechen in der Monarchie.

Neue Freie Presse am 5.5. 1914

Die Tschechen haben zwei Minister im Kabinett, welche dafür sorgen, dass die Mittel des Staates in Gestalt von Lieferungen der tschechischen Industrie gewidmet und der tschechischen Landwirtschaft zugeführt werden. Österreich wird zu einem tschechischen Paradies eingerichtet. Im Publikum sind zahlreiche Geschichten verbreitet, wie gefällig die verschiedenen Zentralstellen gegen jeden tschechischen Abgeordneten sind. Warum sollen die Tschechen sich diesen behaglichen Zustand verderben und einen Ausgleich schließen, dessen Bedürfnis sie, verhätschelt von der jetzigen Regierung, gar nicht fühlen? Die serbische Begeisterung wurde ihnen verziehen, die Verwaltung ist ihnen dienstbar. Die innerste Zärtlichkeit für die Tschechen wird deutlich sichtbar.

Heute vor 100 Jahren: Die britische Flotte zu Besuch in Triest

Die Freundschaft zu England wird gepriesen, exakt drei Monate vor Kriegsbeginn.

Neue Freie Presse am 4.5. 1914

Die britische Mittelmeerflotte kommt heute nach Triest und die englischen Schiffe werden hier die herzlichste und wärmste Aufnahme finden. Die Bevölkerung der österreichisch-ungarischen Monarchie freut sich über jeden Beweis der guten Beziehungen zu England und nirgends vielleicht sind die Schiffe so sehr Vertreter des ganzen Volkes wie in Großbritannien. Jeder Mensch in England weiß, dass die, nach englischem Maß gemessen, noch immer sehr bescheidene Flotte, die Österreich-Ungarn in einigen Jahren haben wird, in keiner Weise die Vorherrschaft Großbritanniens auf dem Meere bedroht. Gar keine Empfindlichkeit ist durch die Flottenpläne der Monarchie in London erregt worden. Das ist ein wichtiges Zeichen der Entspannung. Zwischen England und Österreich-Ungarn, das kann nicht oft genug hervorgehoben werden, besteht an keinem Punkte der Welt ein Gegensatz der Interessen. England hat keinerlei Grund, sich mit Österreich-Ungarn und Italien zu verfeinden und dadurch den Wettlauf der Rüstungen noch mehr zu verschärfen und die Verhältnisse in Europa noch mehr zu verbittern.

Heute vor 150 Jahren: Der Erste Mai im Prater - ein frostiges Vergnügen

Der traditionelle Blumenkorso fiel ins Wasser.Die Presse am 3.5. 1864

Der Tag ließ sich gestern kühl an, aber die Sonne schien doch freundlich über Stadt und Prater, und man konnte sich mittags noch eine prächtige Fahrt versprechen. Eitles Hoffen! Just um die Stunde, wo der Corso beginnen soll, begann es zu regnen, und mancher will sogar Schneeflocken gesehen haben. Vor sechs nieselte es abermals, und wenn es auch vor sieben wieder trocken war, so wehte doch ein so kalter Wind, dass der erste Mai zu Schanden war. Menschenleer war der Prater gestern doch nicht. Schon am frühen Morgen versammelten sich tapfere Scharen, die zähneklappernd ihren Kaffee in einer Praterwirtschaft tranken. Mittags war der Tiergarten Sammelplatz, und des Abends fuhren auch ein paar hundert Wagen die große Allee auf und ab, und jene zehn Damen, die in ihren Frühlings-Toiletten sich in offenen Kutschen sehen ließen, waren allgemein Gegenstand halb der Bewunderung für ihren Heroismus, halb des Mitleids für die Folgen.

Heute vor 100 Jahren: Fußballklassiker Österreich - Ungarn

Vorbericht zum 24. Ländermatch der beiden Reichshälften.

Neue Freie Presse am 2. 5. 1914

Zum 24. Male werden ich morgen auf dem Pratersportplatze die repräsentativen Mannschaften von Trans- und Zisleithanien gegenübertreten. Die ersten Wettspiele wurden als Städtematches Budapest - Wien ausgetragen, seit dem Jahr 1910 wurde jedoch der Städtekampf in einen Länderkampf umgewandelt und hat dadurch ganz kolossal an Interesse gewonnen, denn in dem Ausgang der Länderwettspiele drückt sich das Verhältnis jedes Staates zu den anderen im internationalen Verkehr aus, er sagt, welchen Rang ein Land in der Sport- oder besser Körperkultur einnimmt. Von den bisher ausgetragenen Spielen hat Ungarn zwölf, Österreich sieben gewonnen, der Rest blieb unentschieden. Vor dem Wettspiel konzertiert eine Militärkapelle. Für das Publikum mit Entreekarten wurde gegen die Hauptallee zu ein eigenes Tor für Einlass und als Ausgang geschaffen.

Heute vor 100 Jahren: Abwechslung bei der Kreuzfahrt

Der Passagier auf den Transatlantikschiffen will unterhalten werden.

Neue Freie Presse am 1. 5. 1914

Die modernen Ozeanriesen, die dem Verkehr zwischen den deutschen, französischen oder englischen Häfen und New York vermitteln, haben längst das Außerordentliche ersonnen, um die sechs- bis achttägige Reise angenehm, abwechslungsreich und amüsant zu gestalten. Schwimmbäder, Schiffsorchester, Feste unter Mitwirkung der Passagiere, unter denen es ja fast nie an großen Künstlern fehlt, täglich mehrmals erscheinende Schiffszeitungen, fürstlich eingerichtete Salons, Spielzimmer und vor allem die Diners und Soupers mit ihren zehn und mehr Gängen sorgen dafür, dass die Zeit rasch vergeht. Und doch gibt es inmitten all dieses Luxus Stunden voll täglicher Langeweile, Stunden, in denen man an nichts denkt als an die Meilenzahl, die man noch zurückzulegen hat. Nun will man auch dem abhelfen. Der neue Riesendampfer „Aquitania" wird ein vollständiges Variete mitnehmen.

''Heute vor...''

Mit 1. Jänner 2014 hat DiePresse.com eine neue Serie gestartet. Was bewegte Österreich vor 50, 100 oder 150 Jahren? Unser Archivchef Günther Haller wühlt sich durch die Zeitungen der letzten 165 Jahre und sucht heraus, worüber die Österreicher gelacht oder sich geärgert haben, wann sie Geschichte gemacht haben und wann sie von ihr überrollt wurden.

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