Heute vor...im Oktober: Eine „großartigste“ Neuerung in Schönbrunn

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Eine neue Heizanlage wurde in Betrieb genommen.

Neue Freie Presse am 31. Oktober 1906

Dieser Tage ist nächst der Schönbrunner Orangerie beim Meidlinger Tore eine neue Heizanlage in Betrieb gesetzt worden, die zu den großartigsten in den österreichischen Gärten gehört und zugleich für Schönbrunn eine lang gewünschte Neuerung bedeutet. Die Erwärmung der Kulturbeete und Vemehrungskästen, in denen die Pflanzen für das Parterre und die Gruppen zwischen Schloß und Neptun-Bassin, sowie für die Blumenarrangements im ganzen Park – zusammen etwa eine Million Exemplare! - herangezogen werden, geschah seit alter Zeit in primitiver Weise durch Pferdedünger, der aus den Wiener Kavalleriekasernen in langen Wagenkolonnen herbeigeführt wurde. Abgesehen vom häßlichen Eindruck, den diese Wagen im Bereiche des Schlosses machten, war die Ausdüngung des Düngers alles eher als hygienisch. Das Obersthofmeisteramt hat nun mit dem alten System gebrochen und eine moderne Warmwasserheizung einrichten lassen, die sich im praktischen Gebrauche bestens bewährt und zudem nur die Hälfte der früheren Kosten verursacht. Die Orangerie selbst ist eines der in seiner historischen Gestalt noch erhaltenen Glashäuser Schönbrunns, das anläßlich der internationalen botanischen Ausstellung auch dem großen Publikum zugänglich war. Es ist die Stätte, an der Kaiser Josef II. mitten im Winter glänzende Feste veranstaltete und zugleich Schauplatz der Uraufführung von Mozarts „Schauspieldirektor“, die auf Befehl des Kaisers vor ihm und dem ganzen Hofe stattfand.

Der Wahlkampf in Amerika

Der Kampf um die Präsidentschaft ist in das Stadium von Anklagen und Gegenanklagen getreten.

Neue Freie Presse am 30. Oktober 1916

Durch Funkspruch wird gemeldet: Der Kampf um die Präsidentschaft ist in das Stadium von Anklagen und Gegenanklagen getreten. In Beantwortung der Beschuldigung der Demokraten, Hughes schließe mit den Vertretern der Deutsch- und Irischamerikanern einen Handel ab, behaupten die Republikaner, daß die Führer der Demokraten, unter Einschluß des Senators Stone, während Wilson das sogenannte Bindestrichwesen brandmarkte, doch heimlich mit den bedeutenden Deutschamerikanern Besprechungen abhielten, in dem vergeblichen Bemühen, ihre Stimmen zu erlangen. Auf die Anklage der Demokraten, Hughes hätte ein geheimes Abkommen mit den sogenannten Bindestrichamerikanern, erwiderte dieser in einer hier gehaltenen Rede: Es ist kaum nötig zu sagen, daß wir im Falle meiner Wahl ausschließlich amerikanische Politik treiben werden, die nur den amerikanischen Interessen dienen wird. Wir haben keine geheimen Abmachungen und keine unausgesprochenen Absichten. Wer erwartet, daß im Falle meiner Wahl amerikanische Rechte oder Interessen irgendeinem weiteren Zwecke oder der Politik irgendeiner fremden macht untergeordnet werden, wird sicher enttäuscht werden.

Anmerkung: Am 7. November 1916 fanden die US-Wahlen zwischen dem demokratischen Kandidaten Woodrow Wilson und seinem republikanischen Herausforderer Charles Evans Hughes statt. Am Wahlabend lag zunächst Hughes vorne, in einigen Zeitungen wurde er schon zum Sieger erklärt.Wilson gelang es allerdings, im Süden und Westen aufzuholen und sicherte sich das Präsidentenamt.

Neue Freie Presse am 29. Oktober 1906

Die Kaiserin von China besitzt eine außerordentlich  große Zahl einer reizenden Gattung von Schoßhunden. Kein chinesischer Untertan darf dieselbe Rasse halten. Vierhundert Eunuchen sind nur mit der Erziehung dieser Tiere beschäftigt. Eine außerordentliche Auszeichnung widerfuhr Gordon Bennett, als die Kaiserin ihm ein Pärchen dieser, außer China vollständig unbekannten reizenden Hunde zum Geschenke machte. Bei der am 10. und 11. November hier stattfindenden Ausstellung des Österreichischen Klubs für Luxushunde wird ein der österreichischen Gesandtschaft in Peking zugeteilter Herr ein Pärchen dieser in Europa noch nie gesehenen Tiere, welche er von Ihrer Majestät als Hochzeitsgeschenk erhielt, ausstellen. Diese Hunde, die den bezeichnenden Namen “kaiserlich chinesische Palasthunde” führen, sind nicht mit dem sogenannten Chow-Chow, welcher in Kanton gezüchtet und auch am 10. und 11. November in Wien zu sehen sein wird, zu verwechseln.

5 Milliarden für die französische Luftflotte

Die Regierung hat den Plan von Luftfahrtminister Cot angenommen.

Neue Freie Presse am 28. Oktober 1936

Ein neuer Plan einer Vermehrung der französischen Luftflotte ist von der Regierung auf Vorschlag des Luftfahrtministers Pierre Cot angenommen worden. Der ursprüngliche Plan sah den Bau von tausend Einheiten vor, doch wird ungefähr die doppelte Zahl von Einheiten und in viel kürzerer Zeit gebaut werden. Ein Kredit von fünf Milliarden Francs ist dafür vorgesehen.

Raimund Theater muss Betrieb einstellen

Das Theater kann die Gehälter der Angestellten nicht mehr zahlen.

Neue Freie Presse am 27. Oktober 1936

Die Direktion des Raimund-Theaters hat gestern den Betrieb einstellen müssen, da sie nicht in der Lage war, die Forderungen der Angestellten, die auf Auszahlung eines Teiles der rückständigen Gehälter bestanden, zu erfüllen. Da der Beschluß, nicht mehr zu spielen, erst um 19 Uhr gefaßt wurde, bestand keine Möglichkeit mehr, das Publikum hievon zu verständigen. Den Theaterbesuchern wurde das Geld für die gekauften Karten an der Kasse zurückerstattet.

Die Saison des Raimund-Theaters hat nur drei Wochen gedauert. Als Direktor trat keine Einzelperson auf, vielmehr wurde eine Raimund-Theater-Betriebs G.m.b. H. gegründet. Das ursprünglich vorhandene Kapital betrug 35.000 S., später wurden noch 7000 S. eingebracht. Die Hauptfinanciers waren die Brüder Wilhelm und Ing. Franz Hoffmann, die der Lebensmittelbranche angehören. (...) Trotz des sehr bescheidenen Betriebskapitals hätte das Experiment noch glücken können, wenn die erste Vorstellung eingeschlagen hätte. Aber weder die Wahl des Stückes “Drei arme kleine Mädel”, noch die Besetzung war glücklich. Die Folge davon war, daß der Besuch bald in bedenklicher Weise sank.

Damen fahren in Militärautos spazieren

Berichte einer französischen Zeitung belegen die “nicht immer pflichtgetreue” Militärorgansiation in Frankreich.

Neue Freie Presse am 26. Oktober 1916

Den besten Beweis für die äußerst mangelhafte und nicht immer pflichtgetreue Militärorgansiation in Frankreich liefert der Unfug, der mit den Militärautomobilen getrieben wird. Während die Offiziere an der Front sich über  ständigen Mangel an Kraftwagen beklagen, sieht man in Paris eine große Zahl Militärautos, in denen junge und höchst unkriegerische Damen spazieren fahren. Zur Bekämpfung dieses Übels hat die Zeitung “L’Oeuvre” sich darauf geworfen, über jedes Militärauto in privatem Gebrauch zu berichten und es durch Veröffentlichung seiner Nummer zu brandmarken. Ganz besonders sollen die Frauen hoher Militär- aber auch Zivilstaatsbeamter die Kriegsautos für ihre Privatzwecke auf den Pariser Boulevards in Anspruch nehmen. So findet sich in der neuesten Nummer des “Oeuvre” die folgende lakonische Notiz: “In dem Militärautomobil R. D. A. 986, das als “im Dienste der Marine” bezeichnet ist, wurde ein Dokument mit der folgenden Aufschrift gefunden: `Bei Julien eine Torte für 7 Francs abzuholen. Außerdem acht schöne Pfirsiche.’”

Sicherlich, so meint “L’Oeuvre”, kann es sich bei diesem Militärauto im Dienste der Marine nur um die Verköstigung eines französischen Kreuzers handeln, zumal da die erwähnte Notiz auf ein amtliches Aktenpapier des Marineministeriums geschrieben war.

Trägt man in der Zukunft Radios in der Weste?

Vorhersage aus den USA: Eine drahtlose Botschaft wird man künftig ebenso leicht senden und empfangen können wie man heute auf die Taschenuhr sieht.

Neue Freie Presse am 25. Oktober 1936

Der Vorsitzende der American Radiophonetic Society Mr. Sarnow veröffentlichte unlängst einen Aufsatz, der interessante Aufschlüsse über die Zukunftsmöglichkeiten des Radios gibt. Mr. Sarnow entrollt vor den Lesern Zukunftsbilder von geradezu verblüffendem Optimismus. Unter anderem sagt er, in einer nicht allzu fernen Zukunft werde jedermann seine eigene private Welle mit speziellen Rufzeichen haben, so wie heute jeder seine eigene Telephonnummer haben kann. Es werde eine womöglich staatliche Zentrale geben, welche die Aufsicht über die Nummernverteilung haben wird. Und die Bedienung der einzelnen Radioapparate stellt sich Mr. Sarnow so vor, daß man sie wie Zigarrenschachteln oder Brieftaschen in Rock oder Weste tragen wird und daß man eine drahtlose Botschaft ebenso leicht senden und empfangen können wird wie man heute auf die Taschenuhr sieht. Die Ausnützung der Kurzwellen biete nämlich geradezu unerschöpfliche Möglichkeiten, die noch durchaus nicht ausgenützt wird.

“Die Welt gegen Europa”

Immer mehr Staaten emanzipieren sich von der europäischen Industrie.

Neue Freie Presse am 24. Oktober 1926

Die augenscheinlichste und weltwirtschaftlich auch folgenreichste Änderung, die sich im wirtschaftspolitischen Gefüge der Erde vollzieht, ist die Emanzipation von der europäischen Industrie, von deren Einzelgebieten, wie es scheint, nur die chemische Industrie und gewisse, auf jahrhundertelanger gewerblicher Tradition beruhende Gebiete des Gewerbes und des Kunsthandwerkes noch eine natürliche Überlegenheit behaupten. Der Bericht über die englische Enquete, der nach dem Vorsitzenden Balfour meistens als der “Balfour-Bericht” bezeichnet wird, hat in seinem “Survey of Oversea-Markets” über die fortschreitende Industrialisierung als einer der Hauptursachen einer Verminderung des internationalen Warenverkehrs folgende Zusammenfassende Feststellungen getroffen:

In Kanada ist die Industrie bedeutend gewachsen; in Australien wurden große Anstrengungen gemacht, um die Industrie und im besonderen die Wollindustrie zu entfalten. In Indien, das bisher von der Einfuhr der meisten industriellen Produkte abhing, rief der Krieg, um den Riß, der durch das Abschneiden der bisherigen Versorgungsquellen verursacht war, zu heilen, eine Anzahl von Industrien ins Leben. (...) In Südamerika und Brasilien hat sich eine Anzahl von Industrien entwickelt, deren jährlicher Produktionswert auf etwa 45 Millionen Pfund geschätzt wird. Für Argentinien wird der Umfang der industriellen Produktion auf das Zwei- bis Dreifache der Vorkriegszeit geschätzt. Für Chile ist festgestellt worden, daß fast in jedem Industriezweige Versuche gemacht wurden, und gewöhnlich mit Erfolg, im eigenen Lande Waren zu erzeugen, die bisher importiert wurden. (...)

Während so die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung zum Nachteil Europas eine grundlegende Umgestaltung erfährt, erweitert sich trotzdem zu gleicher Zeit der europäische Produktionsapparat. Der Krieg hat in Europa vieles zerstört, mehr aber der ihn abschließende Friede, indem er durch seine willkürlichen Grenzziehungen Zusammengehöriges auseinanderriß, Produktions- und Absatzgebiete voneinander trennte und Veranlassung zu einer Art von nationalem Größenwahn gab, der am liebsten aus jedem neuentstandenen Kleinstaat ein nicht nur in industrieller Hinsicht sich selbst genügendes, sondern auch zu starkem Export befähigtes Wirtschaftsgebilde machen möchte. Während der asiatische Markt durch politische und wirtschaftliche Vorgänge zahlreichen europäischen Industrien nahezu ganz verschlossen ist und während andere Gebiete der Erde durch die außerhalb Europas entstandenen Industrien okkupiert werden, benützen europäische Länder die Reste ihrer Finanzkraft oder ihren Kredit, um ihren industrieller Tätigkeit dienenden europäischen Wirtschaftsapparat treibhausmäßig zu entwickeln. 

Nach dem tödlichen Anschlag auf den Grafen Stürgkh

Der größte Krieg aller Jahrhunderte duldet keinen längeren politischen Aufenthalt am Sarge des hingemordeten Grafen Stürgkh.

Neue Freie Presse vom 23. Oktober 1916

Das menschliche Gefühl hört nicht auf, zu sprechen. Das Staunen über das in den Beweggründen so dunkle Verbrechen ist noch immer groß. Aber die Bedürfnisse des Volkes drängen und die Politik fordert bereits ihren Platz in der Tagesordnung. Die Eigentümlichkeit des Attentats wird den Psychologen noch lange beschäftigen. Sich in einen verworrenen Kopf hineindenken, ist gewiß schwer. Aber selbst unter der Voraussetzung der leidenschaftlichen Veranlagung kann die Erklärung nicht leicht gefunden werden, warum der Ausbruch eines ungebändigten Temperaments sich gegen den Grafen Stürgkh richtete. Er hatte seine Art und in dieser konnte er als typisch gelten. Er hatte jedoch nicht eine Persönlichkeit, die mit den Uebeln unserer Zeit unmittelbar in Zusammenhang gebracht wurde. Denn die Kennzeichen seiner Politik waren nach außen das Abgeschliffene und Glatte. Er wollte gar nicht vor dem Publikum der hohe Turm sein, der die Blitze anzieht. Deshalb kann die Erklärung für den Mordanschlag nur in dem Attentäter gesucht werden.

Ein ungebildeter Mann, dem die Zusammenhänge in der Verwaltung nur wenig oder gar nicht bekannt sind, wäre auf den Grafen Stürgkh, von dem die breite Oeffentlichkeit nicht sehr viel wußte, gar nicht verfallen. Dr. Friedrich Adler hat jedoch eine wissenschaftliche Erziehung. Er ist Philosoph, Chemiker und Schriftsteller und ihm war naturgemäß der Name des Grafen Stürgkh geläufiger als den breiteren Volksschichten. Nur so kann überhaupt verständlich werden, warum ein mit sich und auch mit seiner Partei zerfallener Mensch in seelischer Zerrüttung und durch den Krieg in der Nervenkraft geschwächt, auf den Grafen Stürgkh geschossen hat. Aber die Unerklärlichkeit des Attentats verschärft noch das Bedürfnis, daß die Lücke im Ministerium, welche durch den Tod des Grafen Stürgkh plötzlich entstanden, so rasch als die Verhältnisse irgendwie zulassen, ausgefüllt werde. (...)

Wir haben nicht den geringsten Zweifel, daß nach wenigen Tagen die Ueberzeugung, daß dieses Attentat gar keinen Einfluß auf den Krieg haben könne, sich bald auch den Feinden aufdrängen werde. Aber nichts könnte die Gerüchte rascher widerlegen und Nachwehen des Mordes sicherer verhüten, als die Tatsache, daß schon wenige Stunden nach dem erschütternden Verbrechen die Verwaltung von einer ruhigen und kundigen Hand geleitet wird. In dem Augenblicke, in dem an der Stelle, wo Graf Stürgkh fünf Jahre gestanden ist, sein Nachfolger die Hand an die Kurbel der großen Staatsmaschine legt, werden von dem Attentate nur die menschliche Rührung, die persönliche Teilnahme und das Problem einer schwierigen Seelenforschung zurückbleiben.   

Der tödliche Anschlag auf den Grafen Stürgkh

Ministerpräsident Graf Stürgkh wurde das Opfer eines Attentats. Der Schriftsteller Friedrich Adler tötete ihn mit drei Schüssen.

Neue Freie Presse vom 22. Oktober 1916

"Wenn die Persönlichkeit des ermordeten Ministerpräsidenten bis in die kleinsten Einzelheiten zerfasert und mit dem letzten Reste ausgeschöpft wird, kann nichts gefunden werden, was ein solches Ende hätte voraussehen lassen. Denn seine politische Gestalt hatte so gar nichts, was sie in den Brennpunkt zügelloser Leidenschaftlichkeit hätte stellen und zu meuchlerischen Überfällen reizen können. Er war in den letzten Jahren selten vor der Oeffentlichkeit, lebte zurückgezogen, hatte eine Scheu vor jedem Aufsehen und die Neigung, wenig aus sich zu machen. (...)

Wie soll erklärt werden, was ein verworrenes Gehirn dazu vermocht hat, den Gedanken an diese verabscheuungswürdige und bei ihrer Verwerflichkeit auch so unsinnige Tat zu fassen und auszuführen? Da hört jede Folgerichtigkeit auf; da beginnt das große Staunen über einen Anschlag, dessen Beweggründe vielleicht darin gesucht werden können, daß ein mit der sozialdemokratischen Partei gänzlich Zerfallener diese im Grafen Stürgkh treffen wollte. Der Ministerpräsident hatte keine feindseligen Beziehungen zur sozialdemokratischen Partei und sicher nicht unfreundlichere als zu den übrigen Gruppen und Verbänden des Parlaments.  (...)

Das Attentat des Parteisekretärs Friedrich Adler macht den Eindruck, als wollte dieser Mann, der sich in seinem Trotze vereinsamt fühlte und in seiner Ueberspannung zum Schicksalsmenschen berufen glaubte, die eigenen Genossen in die von ihm gewünschte Bahn hineinzuzwingen. Er hat sich vor den Ministerpräsidenten wie ein Bote des Todes hingestellt und dabei eine Gewalttätigkeit an der Sozialdemokratie von der er sich zornig losgerissen hatte, verüben wollen.

Das Verbrechen an dem Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh kann daher auch nicht in den Krieg hineingeheimnist werden. Dieser Mord hat seine tiefste Wurzel in einer gewissen Anmaßung, in dem bei zerrissenen Naturen sich nicht selten zeigenden Triebe zur Ueberhebung und zum Bewußtsein eines Apostolats, das die eigene Person erfüllt und Widerspruch leicht für Sünde hält. (...)

Ein Narr, der sich im Dünkel aufbauschte, hat den Ministerpräsidenten erschossen. (...)

Die Fehler in der Politik des Grafen Stürgkh vor und nach der Schließung des Reichsrates haben wir freimütig getadelt. Er hat einen Weg eingeschlagen, den er nicht hätte betreten sollen, und den zu verlassen, er sich nicht entschließen konnte, als schon die äußerste Notwendigkeit drängte. Aber wir möchte heute das Andenken des Verstorbenen nicht verletzen und aus der Stimmung nicht herausfallen, welche die Tat eines Hirnrissigen erzeugt. Der unerbittliche Zwang dieses Krieges nötigt jedoch zur Frage: Kann dieses Verbrechen irgend etwas sein, das uns auf der rauhen Straße zum Erfolge über die Feinde und zur Sicherung eines dauernden Friedens auch nur aufhält? (...)

Ein neuer Ministerpräsident wird kommen und glorreich werden die Armeen ihren Siegeszug fortsetzen und die Mittelmächte durch den Ruhm, der gerade heute wieder in der Dobrudscha aufschimmert, die Stunde vorbereiten, in der Europa von der jetzigen Heimsuchung befreit wird. Wie schmerzlich auch das Unerhörte berührt, daß gerade in Wien eine solche Meuchelei stattfinden konnte, des Dienstes gleichgestellte Uhr wird davon nicht berührt und Wünsche, die schon unter dem Grafen Stürgkh zur Erfüllung reiften, werden nicht zurückgedrängt. (...)

Ein dekadenter Parteisekretär, der nicht auf den Feind, sondern auf den Ministerpräsidenten schießt, hat keine Gemeinschaft mit ihr. Dieser Mord aus Anmaßung soll niemanden belasten als den, der ihn begangen hat.

>>> “Zuerst der Pflaumenkuchen, dann das Attentat”

Die Tragödie einer Mutter

Eine Mutter von drei Kindern steht vor Gericht, weil sie sich in ihrer Verzweiflung in einer Warteschlage vorgedrängt hat.

Neue Freie Presse vom 21. Oktober 1916

Ein großer Schriftsteller hat gesagt, es gebe kein Trauerspiel mit ergreifenderem Inhalt, als wenn in der Zeitung zu lesen sei: Ein junges Mädchen hat sich aus unglücklicher Liebe ins Wasser gestürzt. Ein solches Jammerbild des Alltags, das den Rahmen zu sprengen und über sich selbst hinauszuwachsen scheint, hat sich uns heute enthüllt. Eine Mutter von drei Kindern; der Vater ist seit einem Jahre im Felde, ein Kind ist krank an Lungenentzündung und fiebernd. Welche Fülle von Not, welche Schwierigkeit des täglichen Unterhalts, welches Ringen von Tag zu Tag, beinahe von Stunde zu Stunde. Sie selbst muß den Haushalt besorgen, muß zu den Geschäften gehen, um einzukaufen, muß mühsam ihr Leben aufrechterhalten, damit der Gatte dereinst, wenn er vom Felde zurückkommt, seine Familie wiederfinde und sein karges Werk als Schriftenmaler fortzusetzen vermöge. Da erkrankt auch noch das zweite Kind, und nun reicht ihre Kraft nicht mehr aus und das Kleine muß sterben, vielleicht weil die Mutter nicht mehr die Mittel hatte, die es zur Heilung brauchte, sterben, vielleicht weil sie schon zermürbt und überermattet war von den Schmerzen dieser harten Zeit.

Es ist eine graue Morgendämmerung in der Wohnung. Das Kind der Marie Czech ist gestorben, die beiden anderen schlafen. Leise schluchzt die Mutter in sich hinein, leise, um die anderen beiden nicht zu wecken, um der Kranken mit dem fiebernden Atem nicht die Ruhe zu rauben. Stumm drückt sie dem Kleinen die Augen zu und nimmt Abschied. Aber sie hat keine Zeit zur selbstvergessenen Andacht, die ein verlorenen Leben fordert, zur Untröstlichkeit, die sich in langen Klagen ergießt. Der Tag, der unerbittliche Tag fordert sein Recht, und nur das eine spendet sie dem kleinen Leichnam: das Sterbelicht muß zu seinen Häupten brennen. Die letzte Ehre, das Sinnbild der “schönen Leiche”, darf ihrem Kinde nicht fehlen. Ein kleiner goldener Schimmer muß verklärend auf dieses Totenbett niederfallen.

Der Schlüssel knirscht im Schloß. Es ist ein regnerischer Morgen; gleichgültig und kalt starren die Häuser der Vorstadt. Arbeiter eilen an ihr Gewerk, Rolläden werden polternd gehoben, junge Mädchen schreiten plaudernd vorüber, und unter allen wankt sie wie im Traume dahin, ohne Besinnen und ohne Empfindung. Plötzlich reißt sie der Gedanke auf: Das Licht, das Licht! Wenn die Kinder aufwachen, die Tür ist versperrt, sie werfen es um und sind verloren. Sie geht nicht mehr, sie hastet, sie rennt, nur mit dem Feuerschein im Gehirn, mit der bebenden Angst um ihr Einziges und Letztes, mit dem Gefühle, als wäre sie gar nicht auf dieser Straße, als müsse sie fliegen können, um das Aeußerste abzuhalten und retten, retten!

Täglich geht sie diesen Weg, und heute versteht sie nicht, wie sie das Ziel erreichen soll. Ihr Blut braust in den Adern, ihr Atem fliegt; endlich, hier ist es. Jetzt schnell hinein und wieder zurück, vielleicht ist es doch noch nicht zu spät und es ist nichts geschehen und sie wird nur lachen und ihre Kinder küssen. … Was kümmert es sie, daß andere Menschen früher angekommen, vor dem Geschäfte warten, daß drohende Rufe sich wieder sie erheben? Sie sieht nur die springenden Funken, sie hört nur das Schreien ihrer Kinder, sie denkt nur an das Licht, das Tropfen für Tropfen abbrennt, als wäre es ihr eigenes Leben, das mühevoll und armselige, das da in diesem Totenlicht zu Boden fällt.

Da packt sie eine Männerhand am Arm. Sie schreit auf und sich sich ihr entwinden. Ein Wachmann erklärt ihr, sie habe kein Recht, jetzt schon in das Geschäft zu gehen, sie müsse sich ganz hinten an die andern reihen. Er redet ruhig und ohne Aerger, aber sie hört ihn nicht, sie empfindet nur die Angst, daß sie hier bleiben soll, daß die Minuten, die Sekunden ungenützt vergehen. Ihr Leiden wandelt sich in Hochmut: Was sind denn all die Menschen, die hier stehen; und welches Recht haben sie vor ihr? Ist sie nicht die einzige, die überhaupt unter ihnen lebt, sie, die heute nacht ihr Kind verloren hat und Leid trägt um ihre beiden anderen?

Sie stößt den Wachmann zurück, sie schlägt mit ihrer Kanne auf seine Hand, die ihr den Zutritt wehrt, und da ist sie verloren. Niemand versteht ihr Gebaren, niemand begreift, wie sie es wagen kann, die Ordnung zu brechen, und unter dem Beifalle der Zurückbleibenden wird Marie Czech verhaftet. Sie ist gestern zu drei Tagen verschärften Kerkers verurteilt worden.

Gewiß, drei Tage sind nicht viel, und es war die Milde des Gerichtshofes, die unser veraltetes Gesetz dem menschlichen Gefühle anzunähern verstand. Dennoch regt sich im Innersten Mitleid bei dem Gedanken, daß die Arme, die so viel verloren hat, in den Kerker kommen soll - selbst nur für drei Tage, selbst nur für eine Stunde. (...)

Die Franzosen und die Engländer bestrafen die erste Verfehlung nicht und lassen nicht gleich die volle Schwere des Gesetzes auf den Schuldigen niederschmettern, weil der Mensch das wichtigste Kapital darstellt und weil alles gut ist, was den Entschluß erschwert, einem Unbescholtenen das Brandmal auf die Stirne zu pressen und ein unversehrtes Leben an der Wurzel zu zerstören. Auch wir brauchten ein solches Gesetz, am allermeisten nach den Verheerungen des Krieges, durch welche der Wert des Einzelnen noch höher gestiegen ist.

Auflösung des Praterspitals

Das Anfang Juli in der Industrie- und Maschinenhalle des Praters etablierte Feldspital wird aufgelöst.

Neue Freie Presse vom 20. Oktober 1866

Das am 6. Juli d. J. in der Industrie- und Maschinenhalle des Praters etablirte Feldspital wird morgen den 20. October aufgelöst. Die ärztliche Pflege wurde daselbst unter der Leitung des Chef-Arztes Dr. Abel bis Ende September von Civil Aerzten besorgt, welche nach beendetem Kriege von Militär-Aerzten abgelöst wurden. Die Zahl der in diesem Feldspitale Verpflegten belief sich auf 5620 Mann, welche mit geringen Ausnahmen sämmtlich der Nordarmee angehörten. Von diesen wurden 3735 Mann geheilt entlassen; an tausend meist leicht Verwundete wurden in die Privatpflege, in Privat- und Communal-Spitäler abgegeben. Gestorben sind trotz der Cholera-Epidemie, welche aus Zwischenbrücken und von den Floridsdorfer Schanzen viele Erkrankte lieferte, und trotz Lagertyphus nur 66. Die noch übrigen Verwundeten und Kranken wurden in die Garnisonsspitäler transferiert.

Ein Manifest für den Freihandel

Unterschrieben vom Gouverneur der Bank von England, von Morgan und von anderen hervorragenden Finanzleuten aller Staaten.

Neue Freie Presse vom 19. Oktober 1926

Es ist ein mächtiger Posaunenstoß, aber er kommt verspätet. Richtige Erkenntnisse sind immer wohltuend, aber schmerzlich drängt sich doch die Frage auf, warum hat man nicht rechtzeitig so gedacht und nach diesen goldenen Grundsätzen gearbeitet? Warum mußten acht Jahre seit dem Waffenstillstand vorübergehen, damit in allen Ländern der Wunsch wach werde, daß die Zollgrenzen abgebaut, der Handel wieder in seine Rechte eingesetzt, die Kriegsmaßnahmen auf kommerziellem Gebiete beseitigt und die schändliche Idee der barbarischen Abschließung bekämpft werde? (...)

Für Staatsschulden haben die europäischen Länder vor dem Kriege insgesamt etwas mehr als fünfeinhalb Milliarden Goldfrancs geopfert. Im Jahre 1924 war dieser Betrag auf das Dreifache gestiegen. Deutschland und Oesterreich, Bulgarien und die Türkei sind militärisch zu vollkommensten Unfähigkeit herabgesunken, Rußland wurde so tief geschwächt, daß es als Angriffsmacht wohl nicht mehr in Betracht kommt. Trotzdem verschwenden die europäischen Staaten für die Rüstungen um dreiviertel Milliarden Goldfrancs mehr als im letzten Friedensjahr. Damals machte diese Post achteinhalb Milliarden aus, jetzt neunzweizehntel Milliarden! Die Gesamtausgaben der Völker, auch diese Ziffer ist höchst instruktiv, haben sich verdoppelt. Dabei sind die Lasten, die auf die Einzelnen drücken, entsetzlich und der Prozentbetrag, der für Steuern abgeht, ist auf den Kopf berechnet, in Großbritannien dreiundzwanzig in Frankreich zwanzig, in Italien neunzehn, in Belgien siebzehn, in Deutschland sogar beinahe dreißig von hundert, in Amerika dagegen - nicht mehr als elfeinhalb Prozent!

Wer da nicht einsieht, daß das jetzige System Wahnsinn und Verbrechen ist, dem ist nicht mehr zu helfen. Aus all diesen Beispielen ist offenkundig, daß dieser Erdteil sich in einem Zustand der Urnatur befindet, mit der zweifellosen Gefahr sozialer Erschütterungen und revolutionärer Kämpfe. (...) Tief betrübende Vorgänge, schauerliche Zeichen, daß wir eigentlich noch mitten im Kriegsbolschewismus leben, im Regime des grauen Brotes, wie es Guglielmo Ferrero in unserem Blatte geschildert hat, in einer ununterbrochenen Krise der Anpassung zwischen dem wirtschaftlichen Schöpferwillen und der Kraft derer, die das Geschaffene aufnehmen, die Ware kaufen und werdenden sollen.

Schuld an all diesen schweren Uebeln ist, das stellt das Manifest der Finanzleute überzeugend dar, neben allem andern die Zerreißung der Wirtschaftsgebiete. Zum erstenmal wird vor der ganzen Welt der Untergang der ökonomischen Einheit in Oesterreich als ein ungeheures Verbrechen klargelegt, ein Verbrechen, das schon Lanton und Rist gegeißelt haben, als sie mitteilten, Oesterreich habe beinahe zwei Drittel seines Handels mit den wichtigsten ehemaligen Verkehrsgebieten verloren. (...)

Wir wissen ganz genau, daß selbst das Manifest von Männern mit so ungeheurer Macht, wie sie der Gouverneur der Bank von England und der Chef des Hauses Morgan besitzen, nicht viel an den tatsächlichen Verhältnissen zu ändern vermag. Denn die Grenzen können nicht mehr verschoben werden und sehr langsam erst wird man sich dazu entschließen, das Ueberflüssige abzubauen, die Hyperthrophien zu beseitigen und den Handel anders aufzufassen als einen Krieg. Warum muß die Donau, um ein uns naheliegendes Beispiel zu gebrauchen, tot und verlassen sein im Vergleich zum Frieden? Warum kann England nicht den beispiellosen Sturz der Baumwollpreise genießen? Warum müssen die rasenden Kämpfe auf dem Arbeitsmarkte ausgefochten werden, die nur in eine Vergrößerung des Elends münden?

Bewegung für Wiederbeginn des parlamentarischen Lebens

Das Volk wünscht die Rückkehr zum parlamentarischen Leben.

Neue Freie Presse vom 18. Oktober 1916

Die Erklärung im Wiener Gemeinderate und die daran geknüpfte Bitte um die Wiederaufnahme des parlamentarischen Lebens haben einen besonderen Vorzug. Sie bereiten den Weg zu einer Verständigung zwischen den Gruppen des Herrenhauses und des Abgeordnetenhauses. Die Obmänner des Gemeinderates haben sicher nicht ohne Absicht vermieden, über den Vortritt des Reichsrates oder der Delegationen zu sprechen. Sie wollen das parlamentarische Leben um den Zusammenhang zwischen Volk und Regierung wieder herzustellen. (...)

Das Volk wünscht die Rückkehr zum parlamentarischen Leben und die Wähler möchten, daß ihre Vertreter die Sorgen teilen, die in jedem Hause nisten. Wovon reden die Menschen, die sich begegnen, was schlägt beständig an unser Ohr? Die Nahrungspolitik. Deshalb müssen wir das parlamentarische Leben haben und die Delegationen als Einleitung zum Reichsrate hinnehmen, wenn ein anderer Weg vorläufig nicht gangbar wäre.

Wie beseitigen wir die Gefahr neuer Kriege?

“Bekämpfung der Armut als bester Weg zur Erhaltung des Friedens”, schreibt Henry Ford, Gründer des US-Autobauers Ford, in der “Neuen Freien Presse”.

Neue Freie Presse vom 17. Oktober 1926

Der Samen für den nächsten Krieg wird jetzt gesät. Wir sollten diese Tatsache erkennen und uns darauf vorbereiten, diesen Krieg, wenn wir können, zu verhindern, und wenn wir es nicht können, ihn rasch und entscheidend zu gewinnen. Ich bin nicht ein Pazifist in dem Sinne, daß die die andere Wange darbieten wollte, wenn ich einen Schlag erhielte. Ich bin ein Pazifist, weil ich die zwecklosen, die sinnlosen Zerstörungen durch den Krieg verabscheue und alles täte, um ihn zu verhindern. Die traurigste Art, einen Menschen zu erledigen, ist, ihn niederzuschießen. Es ist viel besser, ihm Arbeit zu geben und ihm guten Lohn zu zahlen. Die einfachen Leute sind nicht gegen uns. Oder sie wären nicht gegen uns, wenn sie die Wahrheit kennen würden. Aber die Berufspolitiker und ihre Führer, die internationalen Bankiers und Munitionsfabrikanten sind gegen uns, weil dieses Land das schwere Verbrechen der Abschaffung der Armut begangen hat. Wenn unser Beispiel allgemein befolgt würde, könnte es keine Kriege mehr geben, und das wäre eine sehr traurige Lage für viele internationale Finanzleute. Denn wir haben das “Erzeugen” an Stelle des “Wegnehmens” gesetzt. Viele der großen Vermögen Europas aber sind aus Krieg gewonnen worden. Der Krieg ist eine Industrie.

Unser Beispiel wird die alte Ordnung zerbrechen. Die Löhne von heute sind noch nichts im Vergleich zu den Löhnen, die in Zukunft gezahlt werden dürften. Wie Edison so oft sagte, liegt die Rettung der Welt in den Maschinen. Wir nutzen die Maschinen aus und beginnen so hohe Löhne zu zahlen und so viel freie Zeit zu gewähren, daß die Produkte unserer maschinellen Fabrikation auch konsumiert werden können. Wir bewegen uns in einer Richtung, die den Krieg unmöglich machen wird, und wir kämpfen gegen die Theorie, daß die Armut ebenso einen notwendigen Teil des Lebens bildet wie die Luft, die wir atmen. Die Kriege entspringen nur der Armut - und wir schaffen die Armut ab. So schaffen wir den Krieg ab auf dem einzigen Wege, auf dem er abgeschafft werden kann. (...)

Die Welt außerhalb der Vereinigten Staaten versteht uns überhaupt nicht. Sie glaubt, daß wir unser Geld durch den Krieg gewonnen haben und begreift nicht, daß selbst wenn wir Geld durch den Krieg gewonnen hätten, und wir haben keines gewonnen, dieser Gewinn verschwindend wäre im Vergleich zu dem, der aus unserem jährlichen industriellen Umsatz entspringt. Unser Wohlstand ist allgemein. Die Fremden, die zu uns kommen, um unsere Industrien zu studieren, erfassen das nicht. Sie wollen herausbekommen, wie man mehr Gewinn einheimsen und dabei die Arbeiter trotz niedriger Löhne in Ruhe halten könne. Die ausländischen Finanziers und Politiker sehen nicht die wahren Gründe unseres Wohlstandes, noch wollen sie sie sehen. Sie wollen in ihren Ländern die Industrie kontrollieren, während die amerikanische Industrie sich von der Kontrolle durch die Banken befreit.

Heute vor 80 Jahren: Belgiens Rückkehr zur Neutralität

Belgien will sich davor sichern, in den Wirbel möglicher Ereignisse hineingezogen zu werden.

Neue Freie Presse vom 16. Oktober 1936

Die bedeutsame Rede, die König Leopold III. vorgestern im Ministerrate hielt, hat mit der vollen Kraft einer Sensation gewirkt und sie beschäftigt die europäische Oeffentlichkeit in stärkstem Maße. Die Worte des Königs setzten einen neuen Kurs der äußeren Politik fest. Sie erklären, daß Belgien keine Neigung besitze, ein Bündnis mit irgendeinem Staat, und sei es auch nur ein Defensivbündnis, einzugehen, und daß alles geschehen solle, das Land von den Streitigkeiten seiner Nachbarn fernzuhalten. Die Neutralität, die durch viele Jahrzehnte maßgebend war, müsse wieder aufleben. Ihre Geburtsstunde fällt in die Zeit, in der der Staat seine Selbständigkeit erkämpfte, und sie bildete einen wesentlichen Punkt des Vertrages, der die Unabhängigkeit begründete und verankerte. Er wurde von den fünf Großmächten Oesterreich, England, Frankreich, Preußen und Rußland mit Belgien geschlossen und es besteht kein zweifel darüber, daß er heilsame Folgen hatte. (...)

Belgien will sich davor sichern, in den Wirbel möglicher Ereignisse hineingezogen zu werden, es will in Ruhe leben können und vor drohenden Gefahren nicht erzittern müssen. Den Staaten ergeht es ebenso wie dem Einzelwesen. Nach allen Aufregungen, Sorgen und Drangsalen der letzten Jahrzehnte sehnt man sich nach Frieden, nach gesicherter Ordnung. Die Gemeinschaft strebt nicht anders als das Individuum nach festen Boden unter den Füßen.

Anmerkung: Belgiens Erfahrungen mit der Neutralität waren bereits im Ersten Weltkrieg zwiespältig, als das Land von der deutschen Armee fast gänzlich eingenommen wurde. Auch im Zweiten Weltkrieg konnte die Neutralität nicht verhindern, dass Deutschland im Mai 1940 Belgien besetzte.

Eine Rede Clemenceaus

Der französische Politiker vergleicht die Minister mit “Holzstücken, welche auf den Wellen treiben”.

Neue Freie Presse am 15. Oktober 1906

Der Minister des Innern Clemenceau hat heute, nachdem er vor vierzehn Tagen Worte für republikanische Ideen gefunden, im der Republik freundlichen Süden zu den Wählern gesprochen, welche ihn in den Senat entsendet haben. Er hielt in Draguignan eine glänzende Rede und bot ein herrliches Stück rhetorischer Prosa. Die allgemeinen Prinzipien, welche er in wahrhaft anziehender Weise darstellte, erhoben sich weit über die Politik des Tages, welche er nur vom höchsten Standpunkte aus gestreift hat. Celemceau sprach über seine Stellung als Minister. Seine Worte galten für alle Länder, und sein freimütiges Bekenntnis muß die Machthaber in der ganzen Welt zum Nachdenken anregen. Er sagte: „Wie Holzstücke, welche auf den Wellen treiben, so ist ein Minister. In der Nähe ist es nichts mit der Macht, seine, wie man sagt, Magnifizienz ist für einen Mann, der fähig ist, sich zu beobachten, nichts anderes als eine große Lektion in der Bescheidenheit. Durch euch, meine Wähler, vermögen wir manchmal viel, oft vielleicht zu viel, denn der Wille eines jeden Souveräns, mag es nun die Menge oder ein Monarch sein, nimmt es übel auf, daß das Hindernis des Rechtes sich vor ihm erhebt. Durch uns selbst, durch unsere eigenen Fehler, durch die Fehler unserer Umgebung, durch die Beschaffenheit der Kraft selbst, die uns übertragen ist, sind wir trotz der besten Absichten oftmals mächtiger für das Böse als für das Gute. Ihr könnt uns niemals genug dankbar sein für das Uebel, welches wir nicht tun, und die Menge, welche noch in der alten Auffassung des Autoritätsregiments steckt, erwartet alles von der Regierung, ohne zu begreifen, daß gerade das Resultat der Freiheit eine Verschiebung der Macht zu Gunsten der Bürger ist. Wie von einem afrikanischen Fetisch erwartet das Volk von uns Regen und Trockenheit, kaltes und warmes Wetter, und wenn Erde und Himmel sich ungnädig zeigen, so wird der arme Eintagsgott an seinem Körper bald die traurigen Folgen der menschlichen Enttäuschung verspüren.“

Dann besprach Clemenceau den Bureaukratismus, die Ueberzahl von Beamten und betrat im weiteren Verlaufe seiner Rede ein äußerst heikles Gebiet, in dem er die Belagerung der Minister durch stellensuchende und ehrgeizige Streber kennzeichnete. Der Minister sprach über diese Frage mit Freimut, wie es noch kaum jemals ein regierender Mann gewagt hatte. Er frage: „Allzuviele Gewohnheiten aus vergangener Zeit wuchern noch in unserer Demokratie. Die Begünstigungen, die vom Hofe kamen, sind verschwunden, aber nur um sich in eine Menge von kleinen Vorteilen aufzulösen, die manchmal dazu dienen, das geringe Gehalt eines Beamten denjenigen zuzuwenden, die im Lebenskampfe besiegt worden sind und welche nicht gerade als die Tauglichsten erschienen, um das Leben anderer als Beamte zu regeln. Der Deputierte wird belagert von Bittstellern, und dieser belagert den Minister. (…) Wer keinen Platz hat, will einen, wer einen hat, will einen besseren. Die jungen Sprößlinge unserer Bourgeoisie sehnen sich nach dem Fauteuil des Souspräfekten und glauben sich als Kaufleute erniedrigt. Ein schlimmes Zeichen, diese Furcht vor freier Initiative, diese Sucht nach Abhängigkeit. Ich zeige Ihnen das Uebel und würde mit Vertrauen sein baldiges Verschwinden erwarten, wenn ich nicht hier unter den Herren, die mit Beifall klatschen, so manchen sehen würde, der nach dem günstigen Augenblick späht, um mit liebenswürdigen Worten ein Stellengesuch in meine Rocktasche zu schieben.“

(..) Im Schlusse wandte sich Clemenceau gegen die Beamten von Rom, wie er die Geistlichen nannte. Er führte aus: „Wenn es vorkäme, daß der Friede der Republik durch die Beamten einer internationalen Theokratie gestört würde, welche niemals Ordnung schaffen konnte als durch die Gewalt und gegenwärtig den Anspruch erhebt das französische Gesetz nach ihrer Willkür zu beugen, so zweifelt nicht daran, Mitbürger, daß das Recht der Franzosen, sich selbst zu regieren, den Beamten des Auslandes zum Trotz mit voller Strenge aufrechterhalten werden wird.“ Clemenceau fand stürmischen Beifall, als er schloß: „Arbeiten wir!“

Anmerkung: Georges Clemenceau war von 1906 bis 1909 (und noch einmal von 1917 bis 1920) französischer Premierminister. In dieser Zeit setzte er die abschließende Regelung der Trennung von Kirche und Staat durch.

Das Königspaar im Keller

Ein Luftangriff soll das britische Königspaar in den Untergrund gezwungen haben.

Neue Freie Presse am 14. Oktober 1916

Unser Amsterdamer Korrespondent schreibt uns: Ein in London lebender Norweger, der in der britischen Hauptstadt Zeuge eines der letzten deutschen Zeppelinanfälle war, erzählt das folgende Abenteuer der englischen Königsfamilie, von dem die Londoner Zeitungen schweigen und das deswegen noch nicht unwahr zu sein braucht. Selbstverständlich überlassen wir dem Erzähler die Verantwortung für seine Angaben, die im wesentlichen folgendermaßen lauten:

Das Londoner Geschäftsleben wickelt sich mit Einbruch der Nacht in den Kellern ab. Da gegenwärtig in der Londoner Geschäftswelt Hochkonjunktur ist, wird auch die Nacht zur Arbeit genommen. In den Kellern befinden sich Kontore und Musterlager, Bars und auch einige Musikhalls, die wegen der „Zeppelin-Sicherheit“, die sich marktschreierisch annoncieren, ganz gute Geschäfte machen. Auch Geschoßdrehereien sind in großen geräumigen Kellern untergebracht. Hier herrscht besonders reger Betrieb. Wer irgendeine Drehbank besitzt, macht Munition. Leute, die früher mit Heringen, Kakao oder Baumwolle gehandelt haben, werden reich an Munitionslieferungen, denn es wird nicht nur für England, sondern auch für Frankreich, Rußland, Italien und die anderen Verbündeten gearbeitet, und es wird auch dementsprechend an dem Staat und seinen Bundesgenossen verdient. Tatsächlich stellt London ein einziges riesiges Arsenal dar, das fieberhaft für den Krieg arbeitet und ganz ungeheure Mengen von Kriegsmaterial herstellt. Es gibt beinahe kein Haus ohne Kriegsindustrie. Ich befand mich gerade in den Lagerräumen eines großen Lebensmittelhauses, als der Zeppelinangriff ziemlich unvermutet einsetzte. Ganz überraschend waren die deutschen Luftschiffe gekommen. Man konnte zuerst nicht unterscheiden, ob nur ein Luftschiff da war, oder ob sich mehrere Zeppeline über der Stadt befanden. Aber nach den schnell aufeinander folgenden furchtbaren Detonationen mußten es mehrere sein. (…) Wir horchten mit angehaltenem Atem, dicht in unserer Nähe mußte eine Bombe gefallen sein, denn es gab einen entsetzlichen Donner und eine Erschütterung, als ob die Erde auseinanderbrechen wollte. Alle Anwesenden waren vor Schreck kreideweiß. Plötzlich wurde die Tür zu unseren Kellerräumen aufgerissen, der König, die Königin und der Herzog von Connaught traten ein in Begleitung eines kleinen Gefolges. Der König war soeben auf der St. Pankratz-Station angekommen und wollte die Nacht im Buckinghampalast verbringen. Doch die königlichen Automobile konnten den Weg dahin nicht ohne die größte Gefahr für das Leben ihrer Insassen zurücklegen. Die Bomben der Zeppeline hatten die Straßen an vielen Stellen tief aufgewühlt und es hätte nicht viel gefehlt, dann wären die königlichen Wagen in eine solche Bombengrube gestürzt. Man konnte unmöglich weiterfahren, denn auch die herabfallenden Geschosse der Abwehrgeschütze bildeten eine schwere Gefahr. Der König hatte auf Wunsch der Königin befohlen, sofort in dem nächsten Keller Unterkunft zu suchen. Dieser Keller war der unserige. Dem König und der Königin ging es nicht besser als uns.

Anmerkung: Angriffsfahrten per Zeppelin gegen England wurden bereits seit Ende 1914 nur noch im Schutz der Dunkelheit durchgeführt. Ab dem Jahr 1916 konnten die neuen Zeppeline in größeren Höhen operieren.

Frieden zwischen Österreich und Italien

Die “Neue Freie Presse” wurde als Verräter gebrandmarkt, weil sie den Ausgleich mit Italien empfahl.

Neue Freie Presse vom 13. Oktober 1866

Die Ratificationen des Friedensvertrages zwischen Oesterreich und Italien wurden heute zu Wien ausgetauscht, und von nun an wird Friede und Freundschaft sein zwischen Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich und Sr. Majestät dem Könige von Italien. Wer hätte das heute vor einem Jahre noch gedacht, als die officiösen Paukenschläger Jeden schonungslos niederwirbelten, der es schüchtern wagte, eine Politik des Friedens und der Freundschaft gegen Italien zu empfehlen! Diesem Blatte selbst, welches seit seinem Bestande unermüdlich und furchtlos die Nothwendigkeit einer friedlichen Auseinandersetzung mit dem Königreich Italien empfohlen, haben dieselben officiösen Lohnschreiber, welche sich heute in ekelhafter Weise vor dem Erfolge Italiens prosterniren und gleich jenen italienischen Soldaten, die bei Aschaffenburg die Gewehre wegwarfen und zu den Preußen überliefen, jetzt die Regierung und die Sache Italiens mit Liebkosungen überhäufen, die niederträchtige Insulte ins Angesicht zu schleudern gewagt, die “Neue Freie Presse” sei von der italienischen Regierung bestochen, weil sie die verblendete Politik bekämpfte, zu deren Organ unser Auswärtiges Amt sich Italien gegenüber gemacht hatte.

Heute wahrhaftig wären wir versucht, die Frage zu stellen, wer denn die besseren Freunde Oesterreichs waren: jene, die als es noch Zeit war, einem billigen Ausgleiche mit Italien das Wort redeten, oder jene, die jedes versöhnende Wort an die Adresse unseres Nachbars im Süden in lakaienhafter Entrüstung als Vaterlandsverrath zu brandmarken nicht ermüdeten? Nein, auch heute nicht vermögen wir es, uns dessen aufrichtig zu freuen, was mit diesem Friedensvertrage erreicht wurde, denn noch sind wir nicht im Stande, uns von den furchtbaren Erinnerungen loszureißen, welche die diesem Vertrage vorhergegangenen Ereignisse in uns zurückgelassen haben. Mögen diejenigen, welche uns vor Jahr und Tag Verräther nannten, weil wir den Ausgleich mit Italien gewollt, heute es als ein Glück für Oesterreich preisen, daß es seines venetianischen Besitzes ledig geworden - in uns zuckt jeder Nerv, wenn wir jetzt vernehmen müssen, daß das für unüberwindlich gehaltene Festungsviereck nun an Italien übergeben wird. Wir vermögen uns nicht darüber zu freuen, daß jener, mit dem edelsten Blute der Söhne Oesterreichs zu allzu reich getränkte Boden, den ein übermächtiger Feind selbst nach der für ihn siegreichen Schlacht bei Solferino nicht zu betreten gewagt, nun denjenigen ausgeliefert wird, die bei Custozza und Lissa unter den Hieben unserer Waffen ohnmächtig zusammenbrachen.

Man sage uns nicht, daß es so kommen mußte, und daß wir nur als Sieger Venetien abtreten konnten. Die Abtretung, versichert man uns ja, war eine beschlossene Sache lange vor Königgrätz, und durften wir nach dem verhängnisvollen 3. Juli Venetien auf dem Präsentirteller nach Paris tragen, ohne uns damit etwas zu vergeben, so konnten, so mußten wir angesichts des Kampfes mit Preußen diesen Besitz fahren lassen und damit einen Strich ziehen durch die preußisch-italienische Allianz. Aber der Graf Bismarck rechnete richtig; er zählte darauf, daß unsere Staatskanzlei bis zum Aeußersten in ihren Vorurtheilen beharren werde, und so war es auch. Dasselbe Venetien, für welches uns, einer authentischen Angabe zufolge, noch am 16. April d. J. eine halbe Milliarde Franken in Gold offerirt wurde, es ist sang- und klanglos dahin um den Preis von zwei herrlichen Siegen und unter Bedingungen, die nicht ungüstiger sein könnten, wenn wir von den Truppen und Panzerfregatten Victtor Emanuel’s geschlagen worden wären.

Anmerkung: Der Frieden von Wien wurde am 3. Oktober 1866 zwischen Österreich und Italien geschlossen. Der Friedensvertrag beendete den Deutschen Krieg endgültig. Ratifiziert wurden der Vertrag am 12. Oktober 1866.

Sturmtag im Grazer Landhaus

Turbulente Szenen im Grazer Landhaus: Landeshauptmann Rintelen geht zu einem Gegenangriff auf seine Kritiker über.

Neue Freie Presse vom 12. Oktober 1926

Starke Nerven sind heute das wichtigste Instrument der Politik. Die Gemeinheit brüstet sich frech auf der Gasse, die Verleumdung spritzt hoch auf, und die Gefahr ist gegeben, daß in diesem wüsten Hin und Her, in diesem Bankerott des Wertegefühles jedes Unterscheidungsvermögen verloren gehe; daß man schließlich den Reinen mit dem Schmutzigen, den listigen Betrüger mit dem Ehrlichen zusammenwerfe. Da muß einer schon einen Stiernacken haben und harte Fäuste, um sich durchzufechten, um unbekümmert um Pech und Schwefel seinen Weg zu gehen. Dr. Rintelen hat gestern gezeigt, daß er diese Nerven hat. Sturmtag war angesagt im Grazer Landhaus, der Hof war voll Menschen, die Demonstration war Folie zu den Ereignissen im Saale. Die Opposition begleitete jedes Wort Rintelens mit wildem Schreien, die Abgeordneten drängten sich in der Mitte des Hauses, und wenig fehlte, sie wären handgemein geworden und hätten mit den Fäusten aufeinander logeschlagen wie in dem vielverlästerten und verachteten Wien.

Wir hätten gewünscht, daß nach allem, was der Untersuchungsausschuß gebracht hat, die Krise in der Steiermark friedlich beendigt worden wäre. Wir glauben, es ist für einen Landeschef sehr schwer, auf seinem Posten zu bleiben, wenn der Landeshauptmannstellvertreter mit riesigen Beträgen spekuliert und soviele höhere Beamte kompromittiert und vor den Augen der Welt herabgesetzt sind. Aber Doktor Rintelen mag es gerade reizen, das Paradoxe zu tun, er kehrt zurück in die Fechterstellung der früheren Jahre, und seine Rede war nicht etwa eine Verteidigung, ein scheues Zurückweichen, im Gegenteil, er antwortete der Opposition mit schweren Säbelhieben. Er brachte ein förmliches Dossier von Anklagen gegen die Sozialdemokraten, die er selbst der Verbindung zwischen Geschäft und Politik beschuldigt und der ernstesten Vergehen in den Fragen der Geschäftsmoral und der Wahrheitsliebe.

Anmerkung: Anton Rintelen (1876-1946), steirischer Landeshauptmann von 1919 bis 1926 und 1928 bis 1933, war eine der schillerndsten Figuren der österreichischen Zwischenkriegszeit. Er soll mit den Nationalsozialisten konspiriert haben, die ihn im Zuge des Juliputschs 1934 sogar zum Bundeskanzler erklärten. Rintelen leugnete allerdings stets, vom dem Putsch gewusst zu haben.

Ein Motorwagen für den Lama von Tibet

Eine der neuesten Erfindungen der Zivilisation hält im Himalaya Einzug.

Neue Freie Presse vom 11. Oktober 1906

Londoner Blätter berichten: Vor wenigen Jahren noch war Tibet für alle Europäer das verbotene Land und in diesem Jahre wird zur Weihnachtszeit in dem Palast des Lama ein Motorhorn erklingen, und es wird damit eine der neuesten Erfindungen der Zivilisation den Gebirgsgürtel des Himalaya überschritten haben. Der von Engländern als Großlama anerkannte junge Mann von 23 Jahren hatte vor seinem Besuche in Indien niemals einen Eisenbahnzug oder einen Motor gesehen. Um Eisenbahnzüge zu verschenken, müßte man eine Bahn bauen; für einen Motorwagen ist diese Umständlichkeit nicht nötig. Und wenn auch der Lama auf tibetanischen Wegen keinen großen Genuß von dem modernen Fuhrwerk haben wird, so wird er doch in dem Geschenk einen Freundschaftsbeweis der indischen Regierung erblicken müssen. Der Motor wird in Stücke geteilt und von Kulis von der letzten Eisenbahnstation Darleeling getragen werden. Die schwersten Stücke haben acht bis zehn Träger nötig. Die Hauptschwierigkeit bietet der Marsch über den Natulapaß, der 14.5000 Fuß über dem Meere liegt, und durch ein Land führt, in dem kaum Spuren von einer Karawanne zu sehen sind.

Ausbreitung der Jesuiten in Österreich

Jesuiten aus Venetien suchen in Österreich Asyl.

Neue Freie Presse vom 10. Oktober 1866

Die P. P. Jesuiten in Venetien, welche in dieser Provinz sich nicht mehr aufhalten dürfen, wenn dieselbe an das Königreich Italien übergegangen sein wird, scheinen sich in Oesterreich niederlassen zu wollen. Wie die Feldkircher Zeitung erfährt, ist für die betreffenden Jesuiten von einem Grafen Breda bereits ein in Vorarlberg befindliches Landgut um den Preis von 140.000 Franken angekauft worden. Auch in Währing, Meidling und in einer dritten Ortschaft nächst Wien sollen in den letzten Tagen für Rechnung des Jesuiten-Ordens Realitäten angehäuft worden sein. Bekanntlich befindet sich die hiesige Universitätskirche bereits seit lange im Besitze dieses Ordens und hat sich letzterer in neuester Zeit in Prag ein neues Asyl gegründet. In den letzten Tagen sind in Triest sehr viele Jesuiten aus Italien angekommen, jedoch, wie die Triester Zeitung begütigend hinzufügt, nur auf der Durchreise.

Anmerkung: Im Zuge der Märzrevolution 1848 wurden die Jesuiten aus dem Kaiserreich Österreich verbannt. Erst nach dem Regierungsantritt von Kaiser Franz Joseph konnten die Jesuiten wieder zurückkehren: 1856 wurde dem Orden die Jesuitenkirche (Universitätskirche) in Wien übergeben.

Der Mittelpunkt Frankreichs

Der “geographische Mittelpunkt” des Landes befindet sich in Bruère bei Fontainbleau. Zur Erinnerung an das Ergebnis wurde eine mächtige Pyramide errichtet.

Neue Freie Presse vom 9. Oktober 1916

Unser Brüsseler Korrespondent schreibt uns: Unter den vielen Ansichtskarten, die zur Hebung der moralischen Kraft und Zuversicht unter der Bevölkerung Frankreichs verbreitet werden, befindet sich auch eine Karte mit einer einfachen Pyramide, neben der die dreifarbige Fahne aufgepflanzt ist. Diese Pyramide wurde in den letzten Regierungsjahren Napoleons III. errichtet, als es den französischen Geographen und Mathematikern nach eifrigen Berechnungen und Vermessungen endlich gelungen war, den “geographischen Mittelpunkt” Frankreichs genau und einwandfrei festzustellen. Dieser Mittepunkt befand sich damals in dem kleinen Flecken Bruère bei Fontainbleau und zur Erinnerung an dieses wissenschaftliche Ergebnis wurde auf dem Marktplatze des Ortes eine mächtige Pyramide errichtet.

Wenige Jahre später brach der Deutsch-französische Krieg des Jahres 1870/71 aus, und die Abtretung Elsaß-Lothringens beraubte Bruère der Ehre, Mittelpunkt der französischen Republik zu sein, wie es vordem Mittelpunkt des französischen Kaiserreichs gewesen war. Aber trotzdem blieb den Bewohnern von Bruère der Stolz ihres Ortes, die Pyramide, erhalten. Wie durch schweigende Übereinkunft haben sich seit dem Frankfurter Frieden weder Mathematiker noch Geographen um den Mittelpunkt Frankreichs bekümmert; man ließ die Frage ruhen, bis sie jetzt, nach fast einem halben Jahrhundert, zu neuem Leben erwacht ist.

Nach den “großen Erfolgen” der französischen Waffen kann es für denkende Franzosen keinem Zweifel mehr unterliegen, daß die beiden verlorenen Provinzen dem Mutterlande wiedergewonnen sind. Bruère gilt heute wieder als Mittelpunkt Frankreichs, wie der Ort es ehedem war, und dem blindlings vertrauenden französischen Volke wird in dem Bilde der Pyramide von Bruère das glorreiche Ergebnis des Krieges, die Rückeroberung von Elsaß-Lothringen, schon jetzt vor Augen gestellt.

Neues über Wolfgang Amadeus Mozart

Der Erzbischof war eifersüchtig, der Vater unverschämt – so steht es in nun aufgetauchten Schriften.

Neue Freie Presse vom 8. Oktober 1876

In den Mittheilungen der überaus thätigen „Gesellschaft für Salzburger Landeskunde“ theilt der Archivar Herr Friedrich Pickmayer eine Reihe höchst interessanter, bisher unbeachtet gebliebener, nunmehr in den Acten der altsalzburgischen Hofkammer aufgefundener Schriftstücke mit, die sich auf die Lebensgeschichte Mozart's beziehen. Es sind drei eigenhändige Bittschriften Leopold Mozart's (des Vaters) an Erzbischof Sigmund 1769, an das Domcapitel 1771 und Erzbischof Hieronymus 1778, dann zwei eigenhändig geschriebene Gesuche Wolfgang Amadeus Mozart's an Hieronymus von 1777 und 1779, und die darauf bezüglichen Decrete. Wir machen Musikgelehrte und Mozart-Verehrer auf die Mittheilungen aufmerksam. Bemerkenswerth ist, daß Erzbischof Hieronymus es sich angelegen sein ließ, die Mozarts an Salzburg zu fesseln , gern mit dem Genie des jüngeren prunkte und eifersüchtig war auf die Huldigungen, welche von anderen Höfen dem jungen Mozart dargebracht wurden.

Von Leopold Mozart ist zu erfahren, daß er allzu gerne fixe Aemter und Besoldungen in Salzburg erhalten hätte und dabei dich die Freiheit haben wollte, den größten Theil des Jahres mit dem Sohne in der Fremde umherzuziehen und daraus Geld zu ziehen. Die Mozarts legten sich, trotz des submissen Tones, nur eine geringe Gêne im Ausdrucke auf. So schreibt Wolfgang Amadeus an den Erzbischof: „Den Talentenwucher lehrt uns das Evangelium.“ Der Erzbischof resolvirt hierauf: „Vater und Sohn haben nach dem Evangelio die Erlaubnis, ihr Glück weiter zu suchen.“

Die Arbeitsfreude des erkrankten Bürgermeisters

Wiens Stadtchef hat Wunden an seinen Füßen, doch er arbeitet weiter.

Neue Freie Presse am 7. Oktober 1906

Von rathausoffiziöser Seite wird gemeldet: Im Verlaufe des heutigen Vormittags hat Professor Dr. Hochenegg Bürgermeister Dr. Lueger abermals besucht und den Verlauf des Heilungsprozesses als einen vollkommen normalen und zufriedenstellenden bezeichnet. Der Bürgermeister befindet sich in bester Laune, erledigte seine Amtsgeschäfte und empfing eine Reihe von Besuchen. - Ueber den Krankheitszustand des Bürgermeisters meldet die „Reichspost“: „Die eine Wunde befindet sich auf dem Ballen des rechten Fußes, die zweite am linken Fuße unterhalb des Knöchels; bei beiden Wunden heilen schon die Ränder, und es bildet sich bereits die Oberhaut. Das ist ein sehr erfreuliches Zeichen. Die Schmerzen sind fast ganz verschwunden, und wenn es nach dem Wunsche des Bürgermeisters ginge, so würde er schon in den allernächsten Tagen , seine Arbeiten in gewohnter Weise verrichten. Die Aerzte haben ihm jedoch Schonung anempfohlen; sie mußten seiner Arbeitsfreude zwar das Zugeständnis machen, daß er Akten erledigen und konferieren dürfe, allein sie haben ihm geboten, im Zimmer zu verbleiben und auf dem Sofa zu liegen, um durch die horizontale Lage die Blutzirkulation zu erleichtern. Die Aerzte werden aller Voraussicht nach vor acht Tagen ihrem Patienten nicht gestatten, längere Zeit stehend oder gehend zu verbringen, und so wird Dr. Lueger noch mehrere Tage in seiner Wohnung sich schonen müssen. Da die Heilung in erfreulicher Weise so rasch fortschreitet, hat man im Gemeinderatspräsidium nicht daran gedacht, daß ein stellvertretender Bürgermeister die Geschäfte der Stadt provisorisch übernehme; es wurde auch nicht der offizielle Empfang am 11. Oktober (Tag der Ueberreichung kommunaler Auszeichnungen, Vornahme von Beeidigungen ec.) verschoben. Voraussichtlich wird der Bürgermeister sich keiner Nachkur unterziehen müssen; bis jetzt ist eine Kur in einem Badeorte nicht in Aussicht genommen worden.“

Anmerkung: Karl Lueger war von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister.

Ist der Name den Engländern zu Deutsch?

Die Prinzessin Heinrich von Battenberg hat sich in eine Prinzessin Beatrice von Großbritannien und Irland zurückverwandelt.

Neue Freie Presse am 6. Oktober 1916

Unser Korrespondent schreibt uns: Die Blätter der Entente bezeichnen seit einiger Zeit die Prinzessin Beatrice von Battenberg geborene Prinzessin von Großbritannien und Irland nur mit dem Namen und Titel ihrer Geburt, also als englische Prinzessin, vermeiden jedoch sorgsam den Namen Battenberg. So neuerdings wieder bei der Erwähnung, daß diese jüngste der Schwestern des Königs Eduard VII. einem französischen Lazarett einen Besuch abgestattet hat. Die Prinzessin Beatrice ist seit 1896 die Witwe des Prinzen Heinrich von Battenberg, der ein Sohn des Prinzen Alexander von Hessen aus dessen morganatischen Ehe mit der Gräfin Julie Hauke und ein Bruder des ersten Bulgarenfürsten war. Prinz Heinrich von Battenberg zog infolge dieser Heirat den Officiersrock der preußischen Garedes du Corps aus und trat in englische Dienste, die Königin von Spanien ist seine Tochter. Battenberg – ein hessisches Städtchen – klingt englischen Ohren offenbar zu deutsch, zu sehr „boche“ würden die Franzosen sagen. Deshalb hat die Prinzessin Heinrich von Battenberg sich nunmehr in eine Prinzessin Beatrice von Großbritannien und Irland zurückverwandelt.

Wie man in England Dienstpflichtverweigerer behandelt

Ein englischer Soldat wurde derart geschlagen, dass an seinem ganzen Körper keine Stelle mehr war, die nicht eine Beule zeigte.

Neue Freie Presse am 5. Oktober 1916

Der „Manchaster Guardian“ berichtet über einen neuen Fall brutaler Mißhandlung eines englischen Soldaten, der aus Gewissensbedenken den Gehorsam verweigert. Es handelt sich um einen Mann, der von dem Gerichte mit seinem Anspruch um Freispruch zurückgewiesen worden war, weil angeblich sein Anspruch gegen die Dienstpflicht nicht ein moralischer, sondern ein politischer sei. Die Appellationen in weiteren Instanzen wurden zurückgewiesen. Der Mann sollte nun zum Gehorsam gezwungen werden. Ihm war der Befehl erteilt worden, über einen Schienenstrang und einen Wassergraben zu springen. Als er sich weigerte, wurde er derart geschlagen, daß an seinem ganzen Körper keine Stelle mehr war, die nicht eine Beule zeigte. Die Nahrung wurde ihm versagt, und als er sich weiterhin weigerte, schlug man ihn derart fortdauernd auf die Knöchel, daß die Füße dick anschwollen. Dann zog man ihn über den Schienenstrang und tauchte ihn fortdauern in den Wassergraben, ohne ihn zu Atem kommen zu lassen. Der Mann wurde dann in einem öffentlichen Park an den Pranger gestellt. Doch die Torturen waren hiermit keineswegs erschöpft. Man zog ihn auf die Spitze einer Umzäunung und warf ihn auf der anderen Seite wieder herab, was zu wiederholten Malen geschah. Schließlich brach der Mann völlig erschöpft zusammen. Seiner Frau und seiner Schwester, die gegenüber dem verantwortlichen Officier Einspruch erhoben, sagte man, er werde am nächsten Morgen erschossen. Das geschah nun nicht, aber die Torturen wurden am nächsten Tag fortgesetzt. Der Gewerkschaftsausschuß von Liverpool hat anläßlich dieses Falles eine scharfe Entschließung gefaßt, und auch der „Manchaster Guardian“ widmet dieser Angelegenheit einen scharfen tadelnden Artikel.

Opernstar Enrico Caruso weilt in Wien

Gleich nach seiner Ankunft ließ sich der Sänger für die Proben entschuldigen.

Neue Freie Presse am 4. Oktober 1906

Bald nach seiner heute vormittags erfolgten Ankunft in Wien erschien Caruso in der Hofoper und stattete Direktor Mahler einen Besuch ab. Die Begegnung der beiden Künstler trug einen sehr herzlichen Charakter. An der Klavierprobe für „Rigoletto“, die heute vormittags in der Hofoper stattfand, nahm Caruso nicht teil, er wird auch zu der Orchesterprobe, die morgen vormittags stattfindet, nicht erscheinen. Erst an der letzten Orchesterprobe, die Samstag stattfindet, dürfte Caruso teilnehmen, wenn er es übrigens nicht vorziehen sollte, sich auch bei dieser Probe durch seinen Sekretär vertreten zu lassen, der mit Carusos Ausschaffung und Spielweise der Rolle des Herzogs vollkommen vertraut ist und auch sonst den Künstler bei den Proben zu vertreten pflegt.

Neue Regeln für den Umgang mit Leichen

Die Cholera macht Änderungen bei der Beisetzung notwendig.

Neue Freie Presse am 3. Oktober 1866

Die Statthalterei hat auf Ansuchen der verstärkten Sanitäts-Section die Bewilligung ertheilt, daß die Leichen der außer den Linien Wiens an der Epidemie Verstorbenen, wie z.B. vor der Favoriten-Linie, an der Himbergerstraße, deren Bewohner zum Gemeindeverbande der Stadt Wien gehören, nicht mehr in die Pfarrkirchen innerhalb der Linien, um dort eingesegnet zu werden, sondern gleich auf die Friedhöfe gebracht werden sollen. Ebenso sind die in den Communal-Rothspitälern Verstorbenen nach einem Zeitraume von drei Stunden auf die Friedhöfe zu transportiren und in den dortigen Capellen einzusegnen. Auch in Betreff der Leichenkammern, welche während der Epidemie große Uebelstände darbieten, hat sich der Obmann der Sanitäts-Section, Dr. Ratterer, an das fürsterzbischöfliche Consortium dringend um Abbitte gewendet, Auf den Friedhöfen wurden bereits Baraken errichtet, worin die dorthin gebrachten Leichen bis zur Einsegnung aufbewahrt werden können.

Anmerkung: Wien wurde in den Jahren 1836, 1849, 1854/55, 1866 und 1873 von schweren Cholera-Epidemien heimgesucht.

Das letzte Geldstück für den Krieg

Das “große Ringen der Völker” hat seinen Schauplatz auch auf finanziellem Gebiet.

Neue Freie Presse am 2. Oktober 1891

Die spärlichen Nachrichten, welche die russischen Blätter über den im Innern des Landes herrschenden Nothstand veröffentlichen, entwerfen ein entsetzliches Bild der wirtschaftlichen Lage, in welcher sich ein großer Theil des russischen Reiches befindet. Die Nothlage in den 17 von der Hungersnoth heimgesuchten Gouvernements scheint jeder Beschreibung zu spotten, und hiebei muß noch nachdrücklich darauf hingewiesen werden, daß die Schilderungen nicht den vollen Sachverhalt wiederbringen, da die Berichte der russischen Presse bekanntlich nur nach großen Wilderungen die Zensur passieren. Die Hilfsaction, welche die Regierung und zahlreiche humanitäre Vereine zur Linderung des Elends eingeleitet haben, scheint vollständig unzureichend zu sein und wegen der mangelhaften Verwaltung der gewidmeten Beträge ihrem Zweck vielfach nicht zu enstprechen. Das Finanzministerium hat dem Ministerium des Innern weitere 8 Millionen Rubel behufs Verpflegung der nothleidenden Bevölkerung gestellt. Bisher wurden zu diesem Zwecke vom Finanzministerium 22 Millionen Rubel angewiesen, so daß sich die gesamte Hilfsleistung auf 30 Millionen Rubel beläuft. Allgemein wird jedoch in Rußland hervorgehoben, daß daß kaum ein Betrag von 100 Millionen Rubel hinreichen würde, um die Bevölkerung vor dem Hungertode zu schützen und in genügender Menge Saatkorn zu beschaffen. Die für die Nothleidenden bestimmten Spenden werden sehr häufig ihrer Bestimmung nicht zugeführt, so daß die russische Presse über die “unzulängliche” Organisation der Hilfscomites täglich Klage führt und das Ministerium des Innern sich bemüßigt sah, hohe Beamte in das Hungergebiet zu entsenden, um die Vertheilung der Spenden zu überwachen.

Das letzte Geldstück für den Krieg

Das “große Ringen der Völker” hat seinen Schauplatz auch auf finanziellem Gebiet.

Neue Freie Presse am 1. Oktober 1916

Am nächsten Donnerstag wird die Zeichnung auf die fünfte deutsche Kriegsanleihe abgeschlossen werden, unmittelbar darauf wird die zweite Kriegsanleihe Frankreichs folgen, das reiche England tritt mit einer sechsprozentigen kurzfälligen Schuld auf den Plan. Das große Ringen der Völker hat seinen Schauplatz auch auf finanziellem Gebiete; nicht bloß der letzte Mann, auch das letzte Geldstück wird aufgeboten, um die Entscheidung im Weltkriege zu sichern. Wären wir selbst nicht mit unserem ganzen Lebensinteresse, mit unserer politischen und wirtschaftlichen Existenz an dem Ausgange beteiligt, so wäre für jeden von uns der finanzielle Wettkampf der Weltmächte ein Schauspiel, das wie kein zweites die Aufmerksamkeit fesseln müßte. Deutschland hat bisher 36 Milliarden Mark in vier Anleihen aufgebracht. Auch auf die fünfte Kriegsanleihe sind bereits Milliarden angemeldet worden.

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