Goldener Mittelbau Österreich 2016

Heldeco punktet mit seiner Breite und hohen Fertigungstiefe

Sabine und Helmut Dettenweitz führen das Familienunternehmen im steirischen Aflenz/Turnau. Die 60 Mitarbeiter sind auf industrielle Auftragsfertigung spezialisiert.
Sabine und Helmut Dettenweitz führen das Familienunternehmen im steirischen Aflenz/Turnau. Die 60 Mitarbeiter sind auf industrielle Auftragsfertigung spezialisiert.(c) Guenther Peroutka
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Österreich-Sieger Mittelbau: Die Heldeco CAD/CAM Fertigungstechnik GmbH ist Spezialist für industrielle Auftragsfertigung. Das steirische Familienunternehmen mit seinen rund 50 Mitarbeitern ist seit 25 Jahren erfolgreich.

Heldeco – das steht für Helmut Dettenweitz: schnell und unspektakulär, aber selbstbewusst war der Firmenname gefunden. Das war vor 25 Jahren, als der heutige Firmenchef mit seinem gleichnamigen Vater und vier weiteren Gesellschaftern die Heldeco CAD/CAM Fertigungstechnik GmbH gründete.

„Startkapital war ein Bankkredit von damals 18 Millionen Schilling. Im ersten Monat haben wir eine Million Schilling Umsatz gemacht“, erinnert sich Helmut Dettenweitz. „in dreieinhalb Monaten haben wir den Kredit zurückgezahlt und waren schuldenfrei.“

Seit 2003 gehört Heldeco ausschließlich der Familie Dettenweitz. Das Unternehmen ist Spezialist für industrielle Auftragsfertigung. „Wir sehen uns als Dienstleister der Industrie mit Schwerpunkt auf mechanische Bearbeitung für Teile mit hoher Fertigungstiefe und großen Ansprüchen“, sagt Dettenweitz, der das Familienunternehmen mit seiner Frau Sabine führt.

Heldeco produziere im Endeffekt Dinge fürs tägliche Leben. „Vielleicht nicht unmittelbar für den Nutzer sichtbar“, sagt der Chef, „aber unsere Teile sind überall drinnen, wo jeder irgendwo Berührungen hat: zum Beispiel bei der Energieerzeugung, im Fahrzeugbau und auch im Flugzeugbau.“

Der steirische Familienbetrieb aus Aflenz/Turnau macht Kleinserien und Einzelteilfertigungen. Schwierigste Kundenvorgaben werden umgesetzt. Man punktet mit hoher Fertigungstiefe. Heldeco kann auch Komplettbearbeitungen machen: Drehen, fräsen, bohren und schleifen können in einer Aufspannung durchgeführt werden.

„Wir sind breit gefächert – auch das ist unsere Stärke“, betont Dettenweitz, „aber auch sehr speziell aufgestellt.“ Die Heldeco-Präzisionsteile kommen unter anderem auch im Offshore-Bereich zur Anwendung, für den die Steirer ein ganz spezielles Produkt liefern: Verstellelemente für Ölplattformen. Bohrinseln, die 75.000 Tonnen haben, werden mit 54 bis 72 solcher Elemente gehoben oder gesenkt.

Der nachhaltige Erfolg von Heldeco hat auch damit zu tun, „dass wir uns immer über Dinge getraut haben, bei denen andere Nein gesagt haben, weil es zu schwierig war“, sagt der Chef. Dadurch habe Heldeco in manchen Bereichen ein Alleinstellungsmerkmal.

Kapital sind die Mitarbeiter

Und schnell spricht Dettenweitz beim Erfolg auch über seine derzeit 55 Mitarbeiter, die topmotiviert und langjährig beim Unternehmen sind. „63 Prozent unserer Mitarbeiter haben bei uns gelernt“, betont der Heldeco-Chef. „Es ist ein irrsinniges Know-how, technisches Wissen angesammelt worden. Dadurch haben wir die Manpower und die Möglichkeit gehabt, solche großen Projekte, die in den vergangenen fünf, sechs Jahren auf uns zugekommen sind, wirklich zu vollen Kundenzufriedenheit abzuwickeln.“

In den vergangenen 15 Jahren hatte Heldeco fast 600 Kunden. „Ständig arbeiten wir mit 60 Kunden.“ Gepunktet werde mit Zuverlässigkeit und Schnelligkeit sowie mit einem lösungsorientierten Zugang auf die schwierigsten Aufgaben. „Weil immer funktioniert das nicht so wie sich die Kunden das vorstellen“, erzählt Dettenweitz. Es gibt oft kürzere, einfachere und günstigere Wege. „Und da scheuen wir uns nicht davor, den Kunden darauf hinzuweisen, warum macht ihr es nicht so, nehmt diesen Vorschlag – und das wird auch akzeptiert.“

Im vergangenen Jahr 2015 wurden bei Heldeco 11,5 Millionen Euro umgesetzt. Um vorn zu bleiben hat Dettenweitz in den vergangenen Jahren fünf Millionen Euro in seinen Maschinenpark seines Unternehmen investiert.
Für die Zukunft nimmt sich der erfolgreiche Firmenchef vor, „noch stärker erster Ansprechpartner für mechanische Bearbeitung in Österreich zu werden“. Im Werk werde versucht, die betrieblichen Abläufe weiter zu verbessern. „Wir haben das Glück, dass die Mitarbeiter, die zu uns kommen, leistungsorientiert sind, handwerklich geschickt, firmenloyal und sich mit Aufgaben beschäftigen und identifizieren, die eigentlich über ihren normalen Arbeitsvertrag hinausgehen.“

Mittelbau: Die weiteren Platzierungen

2. Wiener Müllabfuhr vertraut Europlast-Tonne
Die Europlast Kunststoffbehälterindustrie GmbH startete ihre Produktion 1997. Firmengründer Helmuth Kubin ist auch nach dem Verkauf seiner Drautaler Firma vor vier Jahren nach Italien noch als Geschäftsführer tätig. Europlast fertigt Abfallsammelbehälter, Großkisten für die Landwirtschaft, Lagerboxen für die Industrie und Absperrgitter. Durch die vielen Standbeine spüre man keine Krise. In Österreich ist die Wiener Magistratsabteilung 48 der Hauptkunde. „Seit acht Jahren kauft die MA 48 über Ausschreibungen ausschließlich bei uns“, so Kubin. Im Vorjahr beschäftigte Europlast 112 Mitarbeiter und setzte 43 Mio. Euro um.

3. Maßgenaue Software führte ETM zum Erfolg
Seit zehn Jahren ist das Softwareunternehmen ETM professional control eine 100-prozentige Tochter des Siemens-Konzerns und bietet Programme für die Steuerung und Überwachung von Großanlagen im Infrastrukturbereich an. Seit der Übernahme ist das Personal auf heute 134 Mitarbeiter gewachsen. Siemens habe der ETM die Autonomie gelassen, sagt Geschäftsführer Bernhard Reichl. Darin liege das Geheimnis des Unternehmens mit einem Umsatz von 26,16 Mio. Euro im Jahr 2015. Der Name Siemens helfe dem in Eisenstadt beheimateten Unternehmen auch im Ausland – das Geschäft ist heute zu 90 Prozent international.

4. Halb Europa kauft bei Top Chem Rohstoffe
Top Chem aus Wien-Liesing beliefert Unternehmen in Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn und der Slowakei mit Rohstoffen, die man zur Papier-, Faser-, Beton- und Stahlerzeugung braucht. Das kleine Unternehmen hat nur neun Mitarbeiter, die Hälfte davon sind Verwandte von Geschäftsführerin Katerina Vcklova, deren Mutter das Unternehmen gegründet hat. Dass die Chemie stimmt, ist Top Chem wichtig: „Wir versuchen den Großfamiliengedanken auch im Büro zu leben. Wenn das Klima stimmt, stimmt auch die Leistung“, sagt Vcklova. Das Unternehmen setzte vergangenes Jahr 24,62 Millionen Euro um.

5. Techem: Die faire Energierechnung
Die Techem Messtechnik GmbH bietet Systeme und Dienstleistungen für die Erfassung und Abrechnung von Wärme und Wasser an. In Österreich hat sie nach eigenen Angaben so gut wie alle großen Hausverwaltungen als Kunden. Das Angebot reicht von der Ausstattung mit Zählern für jede Wohneinheit bis zum Know-how für komplizierte Abrechnungen. Das Unternehmen, das zur internationalen Techem-Gruppe gehört, wurde 1956 gegründet und wird von den Geschäftsführern Karlheinz Egger, Barbara Jäger und Regina Wibmer geleitet. Aktuell hat Techem 145 fest angestellte Mitarbeiter. Zeitweilig kommen bis zu 400 freie Dienstnehmer für Zählerablesungen dazu. Der Umsatz betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 26,7 Mio. Euro.

6. Maltech Arbeitsbühnen GmbH
Der Salzburger Spezialist für fahrbare Arbeitsbühnen wächst trotz der schwierigen Umstände in der Baubranche konstant. 2017 soll der mietbare Fuhrpark aufgerüstet werden.

7. RELAX Natürlich Wohnen GmbH
Das Unternehmen mit Sitz in Obertrum stellt seit 1976 hochwertige Massivholzbetten und die patentierten Relax-Naturbetten her. 2015 machte es 10,5 Mio. Euro Umsatz und beschäftigte 30 Mitarbeiter.

8. Loxone Electronics GmbH
Das Mühlviertler Unternehmen produziert Miniserver, die Hausbesitzern bis zu 50.000 Handgriffe pro Jahr sparen. Etwa 40.000 Loxone-Smart-Homes in 99 Ländern wurden bis heute realisiert.

9. Planai-Hochwurzen-Bahnen GmbH
Die Schladminger Planai-Bahnen sind die Erfinder der Flutlichtrennen. 2015 erzielte die Liftgesellschaft mit 289 Mitarbeitern 38,6 Mio. Euro Umsatz.

10. MEWA Textil-Service GmbH
Der europaweit marktführende Textildienstleister aus Sachsen hat in Schwechat seine Österreich-Zentrale. 2015 beschäftigte er hier durchschnittlich 231 Mitarbeiter und setzte 36,95 Mio. Euro um.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2016)


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