Georg Riedel -Ein Sir mit harter Hand und den Gläsern im Koffer

Georg Riedel
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Georg Riedel gab dem rund 250 Jahre alten Familienunternehmen den notwendigen Kick für die Globalisierung. Kaum eine andere Marke Österreichs steht so für intelligenten Luxus wie Riedel Glas.

Es ist eine der stärksten Marken des Landes und in ihrer durchaus breiten Nische die klare Nummer eins. Doch der Erfolg von Riedel Glas kommt nicht allein vom schönen mundgeblasenen Glas. Nein, Konzernchef Georg Riedel macht auch einiges dafür: „Wenn ich in den neuen Märkten in ein Nobelrestaurant gehe, den Koffer auf den Tisch stelle und Gläser auspacke, gehört die Aufmerksamkeit des gesamten Lokals mir“, beschrieb Riedel in einem Interview in der Presse sein simples, aber effizientes Marketing-Konzept. Kein anderer Name in der Branche wird derart stark mit stilvollem Weingenuss assoziiert, es sind vor allem die 1973 auf den Markt gebrachten Sommelier-Gläser, die die Weinwelt begeisterten.

Es war Georgs Riedels starker Vater Claus, der die mundgeblasene und handgefertigte Serie erfand. Er hatte die Weisheit, dass die Form des Trinkglases den Geschmack des Weines im Mund beeinflusst, in aller Konsequenz umgesetzt. Dass der Vater dem Sohn – übrigens durchaus widerstrebend – Unternehmen und Handwerk weitergibt, ist gute gelebte Tradition im Hause Riedl. Georg ist bereits die zehnte Generation der Glasbläser-Dynastie, die ursprünglich aus Böhmen stammt – auf 1756 wird die Gründung des Unternehmens datiert. Georgs Großvater Walter Riedel wurde aus seiner Heimat 1945 von der Roten Armee nach Sibirien verschleppt, die Familie des gesamten Besitzes und der Firma enteignet.

Claus Riedel landete mehr durch Zufall in Tirol: 1945 flüchtete er als Kriegsgefangener mittels eines Sprungs aus dem Zug, er befand sich im Unterinntal bei Kufstein. Die nicht weit entfernten Swarovskis halfen mit Hilfe eines Kredits eine Glashütte zu finanzieren und zu starten. Bis zum 70. Lebensjahr führte er die Firma mit harter Hand.

Georg Riedel führt das Unternehmen ganz ähnlich, aber mit einem kleinen Unterschied: „Mein Beitrag zur Familienhistorie war, die Globalisierung optimal zu nutzen“, sagt Riedel. Er hatte schon in den späten 70er Jahren das US-Tochterunternehmen Crystal of America gegründet. (Heute führt es Georgs Sohn Max Riedel.) 2004 war es dann Georg Riedel, der den deutschen Glaskonzern Nachtmann kaufte und damit das Unternehmen endgültig zum Global Player machte. „Für uns ist das Glas das Instrument für den perfekten Genuss, den: je besser der Wein, desto wichtiger sind die Gläser. Als Weinliebhaber habe ich diese Botschaft ehrlich transportieren können, und ich werde auf diesem Gebiet weiterhin kreativ sein und mir alles abverlangen. Ehrgeiz ist für die elementare Triebfeder meines Lebens.“

Riedel Glas steht mit seinen Gläsern natürlich vor allem auch für ein Lebensgefühl, das mit „edel“, „elegant“, „puristisch“ am besten zu beschreiben ist. Es mag unzählige schlechte und weniger schlechte Kopien geben, ein Riedel Glas gehört zu einer Luxus-Grundausstattung einfach dazu. Der Mann verkörpert dies alles äußerst authentisch, egal ob er – was er nicht öffentlich tut – über seine Maßhemden spricht, durch seine Kunstsammlung führt oder gar Zugang zu seinem unglaublichen Weinkeller gibt. Dann fällt die altmodische Bezeichnung „Sir“ schnell.

Das Krisenjahr 2009 stand Riedel durch, Jobs und eine Glashütte musste er abbauen. Heute zählt er 12000 Mitarbeiter. Riedel gibt vergleichsweise selten Interviews. Er sagt: „Wir sind diskret und stehen nicht gerne im Mittelpunkt. Wenn, dann muss es um die Firma geht.“

Bei der Wahl zum „Österreicher des Jahres“ tut es das.

Auf einen Blick

Seine Gläser sind Synonym für perfekte Trinkkultur - weltweit: Das Familienunternehmen Riedel Glas gibt es schon seit mehr als 250 Jahren, doch vor allem unter Firmenchef Georg Riedel wurde es ezu einem Weltkonzern. Heute zählt Riedel 1200 Mitarbeiter und vier Werke, der Jahresumsatz erreicht 220 Millionen Euro. Unter Riedels Ägide wurden Tochterfirmen rund um den Globus gegründet. Jetzt ist er auf dem Sprung nach China.


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