Stefan Pleger - Initiative fördern, ohne Mentalität des Handaufhaltens

Stefan Pleger
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Stefan Pleger ermöglicht mit seiner Organisation „Kindern eine Chance“ mehr als 400 verwaisten Kindern in Uganda den Schulbesuch

Stefan Pleger führt ein Doppelleben. Die Hälfte des Jahres arbeitet er als Projektleiter beim Innsbrucker Tanzsommer, die restlichen sechs Monate betreut er ehrenamtlich in Uganda die Organisation „Kindern eine Chance“, die er vor zwei Jahren mit Lebensgefährtin Gabi Ziller ins Leben gerufen hat.

Pleger, einer der Kandidaten für die „Presse“-Wahl der „Österreicher des Jahres“, war schon als Pfadfinder bei Sozialprojekten aktiv. Mitte der 1990er stieß der gebürtige Tiroler zu „Ärzte ohne Grenzen“. „Vor vier, fünf Jahren entstand der Wunsch, etwas Längerfristiges für Kinder aufzubauen. Es war klar, dass es mit Waisenkindern und Bildung zu tun haben sollte“, so Pleger. Dass es Uganda wurde, war Zufall.

Ein junger Mann, selbst einst Waisenkind, sprach Pleger in Uganda an. Der 21-Jährige hatte 40Waisenkinder bei sich aufgenommen. Dann ging ihm das Geld aus. „Ich dachte mir, das ist Eigeninitiative, die will ich fördern.“ Ian Mutebi, der alles ins Rollen gebracht hat, ist heute noch bei dem Projekt dabei. Uganda ist, was die Bevölkerung anbelangt, ein junges Land. Die Hälfte der Einwohner ist jünger als 15 Jahre. Da verwundert es nicht, dass Bildung bei „Kindern eine Chance“ die Hauptrolle spielt. Die Grundschule ist in Uganda zwar kostenlos, oft fallen aber Jausengebühren an, die sich Familien schlicht nicht leisten können. „Kindern eine Chance“ übernimmt für 420Kinder das Schulgeld; 85 leben im Internat der Organisation. Die Organisation betreibt in Bongole auch eine eigene Schule mit 276Kindern. „Es heißt ja ,Was nichts kostet, ist nichts wert‘. Wir bemühen uns deshalb, einen Euro pro Monat einzuheben. Das hat einen großen pädagogischen Effekt.“ Sollte das nicht möglich sein, übernimmt die Organisation die Gebühr. Da 80 Prozent der Bevölkerung Ugandas von der Landwirtschaft leben, legt Pleger Wert darauf, den Kindern landwirtschaftliche Grundkenntnisse zu vermitteln.

Probleme mit Korruption

Die hauseigene Schule verfügt über eine Farm. „Die Kinder lernen hier auch, Verantwortung zu übernehmen. Es ist uns wichtig, keine ,Hand-aufhalten-Mentalität‘ zu vermitteln, sondern sie zu Selbstständigkeit und Aktivität zu erziehen.“ Die Jugendlichen müssen pro Woche rund drei Stunden auf der Farm arbeiten.

Leicht hatten es Pleger und sein Team nicht immer. „Anfangs wurden uns viele Steine in den Weg gelegt, weil wir den Ansatz verfolgt haben das Geld ,on the ground‘ auszugeben, das heißt, direkt den Bedürftigen zu helfen.“ Was dort aber die Ausnahme darstelle. Das Geld werde oft auf höherer Ebene platziert und erreiche erst über mehrere Verwaltungsebenen die Bedürftigen. „Die Beamten haben sich um ihren Anteil betrogen gefühlt“, drückt es Pleger diplomatisch aus. Eineinhalb Jahre hat er um Akzeptanz gekämpft. Mittlerweile steht die gesamte Dorfgemeinschaft hinter der Organisation. Immerhin werden Aufträge, egal ob an einen Tischler oder eine Näherin, in der Region vergeben. Und das Engagement hat sich herumgesprochen. Nachdem einige Schulen bei Pleger um Unterstützung angesucht haben, hat er das Projekt „School Support Network“ initiiert, bei dem „Kindern eine Chance“ andere Schulen unterstützt. „Derzeit sind das elf Schulen. Die Unterstützung reicht von Gebäuden bis zu Wassertanks.“

Die Mitarbeiter in Österreich, rund ein Dutzend ist eng eingebunden, arbeiten ehrenamtlich. Einzig die zwölf Mitarbeiter in Uganda, vom Fahrer bis zur Farmerin, erhalten ein landesübliches Gehalt.

AUF EINEN BLICK

Stefan Pleger ist einer der fünf Kandidaten, die sich in der Kategorie Humanitäres Engagement für die von der „Presse“ veranstaltete Wahl der „Österreicher des Jahres“ stellen. Er ist Gründer der Organisation „Kindern eine Chance“.


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