Florian Gschwandtner, Alfred Luger, René Giretzlehner, Christian Kaar

Florian Gschwandtner Alfred Luger
Florian Gschwandtner Alfred Luger
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Vier österreichische Jungunternehmer bringen die Hi-Tech-Welt auf Trab: Zehn Millionen User nutzen bereits die App Runtastic. Jetzt schielen die Gründer nach Silicon Valley.

Vor nicht allzu langer Zeit wirkte Florian Gschwandtner bei einem ganz besonderen Sportgroßevent mit: Am 22. Juli lief der Oberösterreicher einen Straßenabschnitt in London und trug dabei die olympische Fackel in seiner Hand. In seinem Blog bezeichnet er dieses Erlebnis als „den besten Moment meines Lebens“. Nun ist Gschwandtner zwar kein Profisportler, diese Episode fügt sich aber trotzdem nahtlos in die Erfolgsgeschichte, die ihn mit seinen Kollegen Christian Kaar, Alfred Luger und René Giretzlehner in den letzten Jahren verbindet. Die vier, man hatte sich beim Studium „Mobile Computing“ an der FH Hagenberg sowie bei der Fachrichtung „Supply Chain Management“ kennengelernt, gründeten 2009 das Start-up-Unternehmen „Runtastic“. Ihre Zielgruppe waren technologieaffine Läufer, die ihre Trainingsroutine mittels App verfolgen wollten. Mittlerweile hat sich das Kundenprofil verbreitert, zum Laufsport sind auch Anwendungen gekommen, die auf Wintersport, Mountainbiking und Walking ausgerichtet sind – oder Menschen dabei unterstützen, ein Mindestmaß an Bewegung zu treiben.

Auch ohne Investoren. An die Phase nach der Firmengründung erinnert sich Gschwandtner als eine „intensive Zeit“. „Wir haben tagsüber gearbeitet oder unsere Studien abgeschlossen und in nächtlichen Treffen das Konzept finalisiert“, blickt er zurück. „Dass wir uns auf Breitensport spezialisieren wollten, war klar. Anfangs hatten wir noch vor, in Städten wie Wien fixe Laufstrecken zu installieren, entlang derer die Läufer mit Mikrochips ihre Trainingsdaten aufzeichnen konnten.“ Von dieser Idee, die schon aufgrund der notwendigen Genehmigungsflut ungeheuren Aufwand bedeutet hätte, kamen die vier aber bald ab und verlagerten sich auf Mobile-Computing. Vonseiten potenzieller Investoren kamen anfangs wenig positive Reaktionen: „Das App-Business war damals so gut wie inexistent, und von den meisten wurde Runtastic als bloßes Gadget abgetan.“ Da er wie seine Kollegen Kaar, Luger und Giretzlehner aber an die Idee glaubte, wurde „Runtastic“ aus eigener Energie weitergetrieben: Im Tagesgeschäft entwickelten die Jungunternehmer Businessanwendungen für Dritte, parallel dazu bastelten sie an ihrem neuartigen Produkt für die hightech-verliebte Fitnessfraktion. Anfang 2010, so Gschwandtner, hätten erste Investoren ihr Interesse bekundet, da stand die Firma aber schon auf eigenen Füßen. Um für Auftraggeber klare Verhältnisse zu schaffen, wurde die Entwicklerfirma „All About Apps“ ins Leben gerufen und von „Runtastic“ getrennt.
Als nächster Schritt ist die massive Expansion nach Übersee geplant: „Seit Ende 2011 haben wir einen eigenen Mitarbeiter im Silicon Valley. Wir sind auch in ständigen Gesprächen mit Google und Apple und pflegen, würde ich sagen, einen guten Kontakt.“ Um eben diesen zu intensivieren, plant Gschwandtner, demnächst selbst für einige Monate in die USA zu gehen. Stolz ist er auch auf die „Runtastic“-Hardwarekollektion, die Anfang 2012 lanciert wurde, denn „wir sind weltweit das erste Unternehmen, das aus dem App-Segment in die Fitnesshardware gegangen ist, und nicht umgekehrt“. Produziert werden die Endgeräte mit integrierter Funktionalität von einem österreichischen Partner, um so viel Know-how wie möglich aus nächster Umgebung zu beziehen.

Für die Zukunft plant das „Runtastic“-Quartett Großes – Gschwandtner fasst zusammen: „Bis jetzt haben wir zehn Millionen Downloads und vier Millionen registrierte Nutzer, ab 1. März 2013 wollen wir 100.000 Downloads täglich erreichen. Das ist eine harte Vorgabe, aber im Business ist es wie beim Sport: Man braucht solche Ziele.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2012)


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