Helmut und Jürgen Antrekowitsch

Helmut Juergen Antrekowitsch
Helmut Juergen Antrekowitsch
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Die Brüder Helmut und Jürgen Antrekowitsch verfeinern an der Montan-Uni Leoben die Wiedergewinnung von Metallen.

Ohne Nichteisenmetalle geht heute gar nichts mehr: In einem Handy sind mehr als 35 verschiedene Metalle enthalten. Kein Akku, kein Windrad, kein Fernseher, kein modernes Auto ist ohne Materialien wie Kupfer, Indium, Germanium oder seltene Erden denkbar. Diese Metalle sind sehr kostbar: Europa ist bei den meisten abhängig von Importen aus China oder aus Afrika. Daher gilt es, sorgsam mit ihnen umzugehen und sie aus gebrauchten Produkten zurückzugewinnen.
Österreichs Industrie ist bei vielen Nichteisenmetallen sehr stark, Gleiches gilt für die Wissenschaft. Nichteisenmetallurgie ist hierzulande untrennbar mit der Montanuniversität Leoben verbunden, und dort mit dem Brüderpaar Helmut und Jürgen Antrekowitsch, die als „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie „Forschung“ nominiert sind.
Der Paarlauf der Forscher in derselben Wissenschaftsdisziplin ist äußerst ungewöhnlich. Helmut, der um sieben Jahre ältere Bruder, begann mit der Ausbildung zum Metallurgen an der HTL in seiner Heimat Leoben. Nach der Matura arbeitete er in der Industrie, merkte aber bald, dass man über Metalle viel mehr wissen kann. Also nahm er an der Montan-Uni ein Hüttenwesen-Studium auf. Nach selbstständiger Tätigkeit kehrte er an die Uni zurück, leitete ab 2002 das Christian-Doppler-Labor für „Sekundärmetallurgie der Nichteisenmetalle“ und wurde 2010 zum Professor berufen.
„Wir sind sieben Jahre auseinander, wenn man jung ist, ist das viel, da hat man kaum Gemeinsamkeiten“, erinnern sich die beiden. Dennoch: „Wir haben zu Hause oft über die Faszination der Metalle gesprochen.“ Die offensichtlich übergesprungen ist. Als Helmut schon arbeitete, begann Jürgen seine Ausbildung an der HTL, schloss gleich ein Metallurgiestudium an der Montan-Uni an und wurde Assistent am Institut für Nichteisenmetallurgie. Nach mehreren Jahren als Lehrbeauftragter und Konsulent kehrte er 2007 an das Institut zurück und habilitierte sich 2010, seit 2011 leitet er nun sein eigenes Christian-Doppler-Labor für „Optimierung und Biomasseeinsatz beim Recycling von Schwermetallen“.
Berufliche Reibereien zwischen ihnen gibt es keine, beteuern die Brüder. Jeder arbeitet in einem anderen Bereich: Helmut kümmert sich v. a. um Aluminium und „Technologiemetalle“, Jürgen beschäftigt sich vorwiegend mit Zink, Kupfer, Blei und Edelmetallen. „Wir ergänzen uns perfekt“, sagt Helmut. „Mein Bruder ist weltweit sehr viel unterwegs, und ich beschränke mich zurzeit eher auf den europäischen Raum.“

Metallabfälle der großen Städte nutzen

Beiden liegt das Recycling sehr am Herzen. Unzählige Reststoffe in der Metallindustrie – Stäube, Schlacken, Schlämme, Krätzen – enthalten große Mengen anderer Metalle, die aber bisher großteils als Abfall entsorgt werden. Alljährlich landet dadurch ein Wert von mehreren Milliarden Euro auf Deponien. Um diese nutzen zu können, sind neue Aufbereitungsmethoden erforderlich.
„Derzeit werden bei den Recyclingverfahren nur wenige Metalle, oft lediglich das Hauptmetall, zurückgewonnen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Metalle im gleichen Arbeitsschritt zu erzeugen“, nennt Jürgen Antrekowitsch die große Herausforderung. Um das Recycling einfach und wirtschaftlich zu machen, muss bei den Werkstoffen angesetzt werden: Man müsse bei ihrer Zusammensetzung darauf achten, dass sie nach dem Gebrauch wieder zu trennen sind, erläutert Helmut Antrekowitsch. Große Aktualität erhält das Recycling derzeit durch den Trend zum „Urban Mining“: In Städten fallen sehr viele metallhältige Abfälle und Schrotte an. Das Interessante dabei: Diese enthalten oft höhere Konzentration an Metallen als natürliche Erze. „Das sind zum Teil die Rohstoffquellen der Zukunft.“ Allerdings dürfe man keine übertriebenen Erwartungen haben: Es ist nicht möglich, mit ihnen den gesamten Bedarf an Rohstoffen zu decken – aber immerhin könne man die Abhängigkeit von Importen deutlich verringern.


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