Iris Spitzenstätter

Iris Spitzenstaetter
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Humanitäres Engagement: Die Tiroler Behindertentherapeutin Iris Spitzenstätter ermöglicht seit vier Jahren mittellosen autistischen Kindern in Mexiko kostenlose Delfintherapien.

[Innsbruck/Wien] Sie bittet nicht nur nicht um Geldspenden, sie akzeptiert sie nicht einmal – um nicht von Sponsoren abhängig zu sein und sich keine Vorgaben machen zu lassen. Seit 2008 verbringt die Behindertenbetreuerin Iris Spitzenstätter (34) aus Wattens in Tirol zwei Mal im Jahr mehrere Wochen in Mexiko, um mittellosen behinderten Kindern und ihren Familien eine kostenlose Delfintherapie zu ermöglichen.
„A Smile of a Dolphin for Cozumel Kids“ nennt sich das Projekt. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Freundin Ramona Demont (36) und vom Touristikunternehmen „Dolphin Discovery“. Spitzenstätter und Demont sind beide ausgebildete Delfintherapeutinnen und können auf jahrelange Erfahrung in Therapiezentren in der Türkei, Mexiko und der Dominikanischen Republik zurückblicken.
„Ich mache seit vielen Jahren Urlaub auf der Insel Cozumel und bin dort zufällig auf das Schicksal von autistischen Kindern aufmerksam geworden“, sagt Spitzenstätter. „Da ich durch meine langjährige Arbeit mit geistig und körperlich behinderten Menschen um die oft enormen Fortschritte nach einer Delfintherapie weiß, war es mir ein Anliegen, auch diesen Kindern zu helfen.“

Therapie in natürlichem Umfeld

Delfintherapien aber sind ausgesprochen teuer. Die Kosten von bis zu 15.000 Euro übersteigen bei Weitem die finanziellen Möglichkeiten einer durchschnittlichen mexikanischen Familie. Spitzenstätter suchte daher nach einem Förderer und fand das Unternehmen „Dolphin Discovery“, das weltweit Delfinzentren als Touristenziele betreibt. Die Firmenleitung willigte ein, Delfine, Becken und Trainer kostenlos zur Verfügung zu stellen. Da auch sie selbst für ihre Arbeit keinen Cent verlangt und ihre sämtlichen Ausgaben selbst bezahlt, kann zwei Mal im Jahr einer Gruppe von fünf bis acht Kindern eine komplett kostenlose zwei- bis dreiwöchige Therapie ermöglicht werden. „Voraussetzung für meine Arbeit ist, dass die Delfine in natürlichen Meeresbecken untergebracht sind und genug Freiraum haben“, betont die Tirolerin. Mit Delfinen, die eingepfercht in größeren Swimmingpools ihr Dasein fristen müssen, würde ich diese Therapien nie durchführen. Ein natürliches Umfeld, in dem es allen Beteiligten – Mensch und Tier – gut geht, ist das Wichtigste für mich.“

Bei einer Delfintherapie verbringt jeweils ein Kind mit beiden Betreuerinnen täglich etwa 40 Minuten im Wasser. Die Arbeit mit den Delfinen verlangt den kleinen Patienten viel Kraft und Konzentration ab. Darüber hinaus gibt es Abenteuerausflüge und Gesprächstermine, bei denen die Fortschritte bewertet werden. Und Fortschritte konnten bei allen Kindern festgestellt werden. „Die Eltern der Kinder haben uns nach der Therapie erzählt, dass ihre Kinder besser schlafen, sich stärker konzentrieren und längeren Unterhaltungen folgen können“, so die 34-Jährige. Außerdem seien sie aufmerksamer und ausgeglichener geworden, hätten eine bessere Fein- sowie Grobmotorik, und auch ihre Hyperaktivität habe nachgelassen.

Diese Fortschritte werden hauptsächlich auf die Geschmeidigkeit des Wassers und die harmonischen Bewegungen der Delfine zurückgeführt. Heilungsprozesse werden um das Zwei- bis Zehnfache beschleunigt.
„Ich habe schon so oft beobachtet, wie viel Hoffnung diese Therapien den betroffenen Familien gegeben haben. Dieses Glück darf keiner Familie in einer Notsituation vorenthalten werden“, sagt Spitzenstätter. „Wir haben darüber hinaus den Vorteil, dass meine Kollegin Ramona zusätzlich auch Physio- und Myoreflextherapeutin (Regulationstherapie für Muskeln) ist und wir damit eine Rundumtherapie anbieten können. Und solange wir die Kraft haben zu helfen, werden wir jedes Jahr nach Mexiko fliegen.“ Bereits für Dezember ist die nächste Reise geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2012)


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