Dieter Siegel: „Wasser marsch“ in 105 Ländern der Welt

Dieter Siegel
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Dieter Siegel leitet in sechster Generation den Feuerwehrfahrzeug-Hersteller Rosenbauer. Der Weltmarktführer ist in 105 Ländern vertreten.

Wien. 1200 PS, 15 Liter Hubraum, 50 Tonnen schwer, achtfach Allrad-betrieben, in 22 Sekunden beschleunigt das Ungetüm auf 80 Kilometer pro Stunde. Die Rede ist vom Panther, dem Aushängeschild des oberösterreichischen Feuerwehrfahrzeuge-Herstellers Rosenbauer. Das futuristisch anmutende Hightech-Gerät verwandelt Männer in staunende Buben. Der Bubentraum in Rot kostet allerdings 1,1 Millionen Euro.

„Etwa ein Drittel unserer Mitarbeiter sind selber bei der Freiwilligen Feuerwehr“, erzählt Dieter Siegel. Seit Herbst vergangenen Jahres leitet er den börsenotierten Betrieb in Leonding bei Linz. Das Unternehmen ist nach wie vor mehrheitlich in Familienbesitz. 1866 von Johann Rosenbauer als Handelshaus für Feuerwehrbedarf gegründet ist es heute der größte Feuerwehrauto-Produzent der Welt. Und mit Dieter Siegel ist mittlerweile die sechste Generation am Steuer.

Sein Sprung an die Konzernspitze glich übrigens auch einem Löscheinsatz. Zwar ging es dem Unternehmen wirtschaftlich gut, aber das bis dahin strahlende Image war ramponiert. Rosenbauer war in Deutschland zu 10,5 Millionen Euro Bußgeld verurteilt worden, weil der Konzern in illegale Preisabsprachen verwickelt war.

Aus Schaden klug geworden


Siegel ging das heikle Thema offensiv an. Rosenbauer installierte einen Compliance-Manager und arbeitete für die Mitarbeiter klare Verhaltensregeln aus. Verkäufer müssen bei Messen und Präsentationen penibel Protokoll führen, mit wem sie worüber gesprochen haben, berichtete Siegel jüngst bei einem Symposium in Wien. Heute steht Rosenbauer als Beispiel dafür, dass auch Konzerne aus Schaden klug werden können.
2200 Mitarbeiter beschäftigt Rosenbauer, knapp die Hälfte davon in Österreich. 90 Prozent des Umsatzes von 541 Millionen Euro 2001 machte das Unternehmen im Ausland. Neben Leonding gibt es Produktionen in Spanien, Deutschland und in den USA. In 105 Ländern wurden Feuerwehrautos ausgeliefert. Einer der wichtigsten Absatzmärkte ist seit Ende vorigen Jahres Saudiarabien. Der Wüstenstaat bescherte Rosenbauer den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte und Neo-Vorstandschef Siegel einen Einstand nach Maß. 1125 Fahrzeuge im Wert von 245,3 Millionen Euro wurden bestellt. Rosenbauer musste die Produktion in Leonding ausbauen.

80 Panther für die Fußball-WM


In einer Zeit, in der die öffentliche Hand immer mehr sparen muss, blickt Rosenbauer optimistisch in die Zukunft. Die Auftragsbücher sind voll. Auch aufgrund anderer Großaufträge. So wappnet sich etwa der staatliche Flughafenbetreiber in Brasilien mit 80 Panther für die anstehende Fußballweltmeisterschaft 2014.
Trotzdem ging auch die Schuldenkrise nicht ganz spurlos an Rosenbauer vorüber. Die Kommunen müssen sparen. Viele alte Feuerwehrautos müssen ein paar Jahre länger durchhalten, bis neue angeschafft werden können. Im vergangenen Jahr verzeichnete Rosenbauer neun Prozent Umsatzrückgang. Heuer will Siegel allerdings wieder „die 600-Millionen-Umsatzmarke knacken“. „Im ersten Halbjahr haben wir so viele Fahrzeuge ausgeliefert wie noch nie“, erzählt er.

Damit der Feuerwehrauto-Hersteller in Zukunft konjunkturelle Dellen besser umfahren kann, setzt Dieter Siegel stark auf Internationalisierung. Vor allem in Frankreich und Großbritannien will er noch präsenter sein als bisher. Ob Internationalisierung nicht zugleich bedeutet, dass in Österreich weniger produziert und dementsprechend weniger Mitarbeiter benötigt werden? „Nicht notwendigerweise“, antwortet Siegel. „Wir haben in Österreich die Produktion kontinuierlich erhöht – trotz Internationalisierung.“

Auf einen Blick

Dieter Siegel wurde 1964 in Linz geboren und entstammt der Leondinger Unternehmerfamilie Rosenbauer, seit vergangenem Herbst ist er Vorstandschef des börsenotierten Feuerwehrfahrzeug-Herstellers, der mehrheitlich im Besitz der Familie ist. Siegel studierte Handelswissenschaften an der WU Wien und war bis zu seinem Wechsel in den Rosenbauer-Vorstand 2009 Manager des RHI-Konzerns.


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