Eveline Pupeter-Fellner: „Das Superprodukt ist deine Munition“

Eveline PupeterFellner
Eveline PupeterFellner
  • Drucken

Unternehmertum. Die Linzer Firma Emporia entwickelt und produziert Handys für Senioren – und ist damit trotz wachsender Konkurrenz zum Weltmarktführer aufgestiegen.

Wien. Es gibt sie auch hierzulande: Die Firmen, die in einer Garage anfangen, eine brillante Idee haben und nach ein paar Jahren den Weltmarkt dominieren. Da muss man nicht ins Silicon Valley fahren, auch ein Trip nach Linz reicht. Dort hatte Albert Fellner, der 1991 die auf Festnetztelefone und Zubehör spezialisierte Firma Emporia gegründet hat, zehn Jahre später eine zündende Idee: ein Handy für Senioren, mit dem die „Best-Ager“ gut umgehen können, das sie aber nicht als alte Deppen diskriminiert.

Den Anstoß dazu gab die Mutter: Fellner hatte ihr ein Handy geschenkt, was auch sein Leben änderte. Denn er musste ihr andauernd erklären, wie das kleine Ding funktionierte. Bald merkte der Techniker, dass nicht die Mutter das Problem ist, sondern das Gerät. Worauf er beschloss, die Sache in die Hand zu nehmen. Er baute ein Handy – mit großem Display, großen Tasten, großer Schrift und einfacher Bedienung.

Das Emporia Life war sofort ein Erfolg. „Wir waren die Ersten und haben eine Marktlücke gefunden“, erzählt Eveline Pupeter-Fellner, die jetzt das Unternehmen führt. Ihr Mann hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, er fungiert aber als „Mastermind“ bei neuen Entwicklungen. Und diese gibt es ununterbrochen, fast möchte man sagen: täglich. Jeder Jahr kommt ein neues Modell heraus – jetzt wird gerade das erste Seniorensmartphone entwickelt, das im Februar 2014 bei der Welthandymesse in Barcelona präsentiert wird. Der Vorläufer, das Klapphandy Emporia Connect, ist gerade bei der Berliner IFA vorgestellt worden. Die Produktpalette umfasst rund zehn Modelle.

Preisverfall bremst Ertrag

Ganz so einfach sei der Start aber nicht gewesen. „Die Mobilfunker waren interessiert, aber sie haben sich nicht darüber getraut, schließlich ist ein Seniorenhandy nicht sexy“, lacht Pupeter. „Da haben wir auch ein Marketingkonzept mitgeliefert.“ Das habe Großkunden wie die Telekom Austria oder die Deutsche Telekom überzeugt.

Eine Million Geräte wird das Unternehmen, das zu 100 Prozent im Besitz von Eveline Pupeter und Albert Fellner steht, heuer verkaufen und damit im laufenden Geschäftsjahr 2013/14 rund 50 Million Euro umsetzen. Das Betriebsergebnis soll wieder 2,5 Mio. Euro erreichen. „Auch wir spüren den Preisverfall bei Handys“, erklärt Pupeter den stagnierenden Ertrag. Außerdem stecke man überdurchschnittlich viel in die Entwicklung.

150  Mitarbeiter beschäftigt Emporia, die Hälfte arbeitet in der Entwicklung. Dazu kommt die Vertriebsmannschaft – die Handys werden in 30 Ländern über rund 60 Mobilfunker verkauft, gerade erfolgt der Schritt in die USA. Der größte Auslandsmarkt ist Deutschland – „trotz 40 Nachahmern sind wir dort mit Abstand Marktführer“.

Produziert wird in Shenzhen in China. „Wir machen alles selbst – von der Idee bis zum Design und Werbekonzept, aber das Assembling haben wir aus Kostengründen ausgelagert“, sagt Pupeter. Bei einem Kostenverhältnis zwischen Österreich und China von 10:1 ist das kein Wunder.

In den Seniorenhandys steckt aber nicht nur Hightech, sondern auch viel Hirnschmalz. Das liefert auch der Beirat aus Robert Bauer (Uni Linz), John Clarkson (Uni Cambridge) und Boris Nemsic (Ex-Telekom-Austria-Boss).
„Es geht nicht nur darum, dass ältere Menschen an moderner Mobilität teilhaben können, womit der Kontakt zu ihren Kindern besser wird. Sie sollen auch so lange wie möglich zu Hause bleiben können“, erklärt Pupeter. Mit Emporia-Geräten kann man daher nicht nur telefonieren und SMS schicken, diese haben sogar eine Notfalltaste. Neue Modelle haben auch Funktionen (Pupeter sagt absichtlich nicht Apps), die es Familienmitgliedern ermöglichen, auf das Handy der „Oldies“ aus der Ferne zuzugreifen. So kann etwa eine unabsichtliche Sperre oder Lautlos-Stellung wieder aufgehoben werden.

Was Pupeter, die 2003 ihren Job als Medienmanagerin im Landesverlag an den Nagel hängte, um zu Emporia zu wechseln, anders machen würde? „Noch mehr Geld in die Forschung stecken.“ Denn nur „ein Superprodukt ist deine Munition“.

Zur Person

Eveline Pupeter ist eine von fünf Kandidaten in der Kategorie Unternehmertum. Sie ist Mitbesitzerin und Geschäftsführerin der Linzer Firma Emporia, die binnen weniger Jahre zum Weltmarktführer bei Seniorenhandys aufgestiegen ist. Das Unternehmen hat 150 Beschäftigte und verkauft heuer rund eine Million Geräte in 30 Ländern. Die Handys sind nicht nur einfach bedienbar, sie sollen auch „Generationen verbinden“, so das Motto der Firma.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.