Hana Zanin: Weißes Haus, Staatsoper, Tanzfestival

Hana Zanin
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Der Verein „Ich bin O.K.“ beweist seit Jahren, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung künstlerische Leistungen vollbringen können – und international anerkannt werden.

Wien. Hana und Attila Zanin verstehen einiges vom Tanzen: Hana hat in Prag eine klassische Ballettausbildung absolviert, dann im Staatstheater getanzt, ehe sie nach Österreich gekommen ist.
Attila ging in Wien zehn Jahre in die Ballettschule der Wiener Staatsoper, erlebte dann eine Zäsur namens Bundesheer und stieg daher auf zeitgenössischen Tanz (Hip-Hop) um. Beide sind Tanzprofis: Wenn sie heute in ihren Kursen oder bei Aufführungen mit behinderten Menschen tanzen, dann geraten aber auch sie noch ins Schwärmen. „Sie tanzen einfach los, haben natürliche Bewegungen und so viel Freude dabei. Mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten und zu tanzen ist bereichernd und positiv. Von ihnen können wir wirklich noch viel lernen“, sagen beide.

Vor 30, 40 Jahren war das Bild von Menschen mit Behinderung in Österreich noch ein anderes, ein sehr traditionelles. Viele wurden abgeschoben, in der Öffentlichkeit wurden sie nicht wirklich anerkannt. Für die Psychologin Katalin Zanin war das ein unhaltbarer Zustand. Und so gründete sie 1979 eine Tanzgruppe namens „Ich bin O.K.“. Ihre Vision damals: Menschen mit Behinderung sollten nicht länger diskriminiert werden – und vor allem sollten sie in der Gesellschaft deutlich sichtbarer werden.

Von Anfang an legte sie Wert darauf, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen und zusammen auftreten zu lassen – sei es beim Tanzen, sei es im Theater. Inklusion ist der moderne Begriff für diese Form der Integration.

Auftritt im Weißen Haus

Der Erfolg gab ihr recht. „Ich bin O.K.“ veranstaltete in den folgenden Jahren nicht nur zahlreiche Kurse für Menschen mit und ohne Behinderung, Künstler des Vereins traten bei Veranstaltungen in Österreich und auch weltweit auf: in Israel, England, Frankreich, Indien, Spanien, Deutschland, um nur einige Länder zu nennen. 1984 stand sogar ein Auftritt im Weißen Haus in Washington auf dem Programm. Einer der absoluten Höhepunkte war aber zweifellos 2001 der Auftritt bei der Eröffnung des Opernballs in Wien.
Vor vier Jahren legte Katalin Zanin die künstlerische Leitung des Vereins in die Hände ihres Sohnes Attila und ihrer Schwiegertochter Hana, die zudem auch Obfrau des Vereins wurde.
Heute bietet „Ich bin O.K.“ zahlreiche Kurse für zeitgenössischen Tanz und moderne Tanztechniken an. So zum Beispiel Hip-Hop (Locking and Popping), aber da „die alte Schule, in der man ähnlich wie im Ballett auch die Schritte gut üben muss“, betont Attila Zanin.

Zeitgenössische Aufführungen

Neben dem Tanzstudio, das jedes Jahr Dutzende Kurse anbietet, gibt es innerhalb des Vereins seit drei Jahren auch die „Ich bin O.K. Dance Company“. Das ist sozusagen die repräsentative Schiene, bei der professionelle Künstler mit den talentiertesten Tänzern des Vereins zeitgenössische Aufführungen erarbeiten.
„Unter anderem auch in Anleitung von international bekannten Choreografen“, betont Hana Zanin. Dafür gab es beispielsweise Einladungen zu der internationalen Tanzwoche in Dresden oder zum Musikfestival von Avinyó in Spanien.

Ganz besondere Freude rief bei den Teilnehmern die Einladung zum Pro-Art-Festival in Prag hervor. „Das ist ein international sehr erfolgreiches Tanzfestival – und da wird man als Tänzer akzeptiert, nicht als soziale Gruppe“, sagt Attila Zanin.

Respekt vor den anderen

Tanzen sei etwas ganz besonders Wichtiges für die Entwicklung von Behinderten. Sie lernten dadurch Teamarbeit, Respekt vor den anderen, Ausdauer und Pünktlichkeit, meint Obfrau Zanin.
Außerdem hätten Auftritte bei Events oder Festivals – viele davon in Österreich – auch eine Vorbildwirkung für andere Menschen mit Behinderung. „Und langsam sickert es ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen künstlerisch anspruchsvolle Leistungen erbringen können.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2013)


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