Metropole

Stadtbild: Als die Stadt zur Bühne wurde

Die Presse
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Bühne, Klassenzimmer, Aufmarschgebiet, Podium und knappe Ressource: Wie der öffentliche Raum das Lebensgefühl der Stadt definiert. Und was Mode und Stadtplanung gemeinsam haben.

Was ist eine Metropole? Die Stadtforschung sagt: eine Stadt mit „Bedeutungsüberschuss“ – im Verhältnis zu ihrer Größe. Festgemacht wird das an der Wirtschaftskraft, Verkehrsverbindungen oder auch Kunst und Kultur. Aber nie an dem, was der Metropole eigentlich Leben einhaucht. Dem, was zwischen all den Konzernzentralen, Sehenswürdigkeiten und Flughäfen liegt. Die Plätze, wo das Lebensgefühl nistet, das unsichtbare Raumgewebe, das die Einzelteile zur Stadt zusammenfügt, die Bühne, auf der wir alle uns bewegen. Oder nüchterner formuliert: der öffentliche Raum.

In Wien kann dessen Geburt auf den 1. Mai 1865 datiert werden. Das kommt – wie auch die Industrialisierung – reichlich spät. Während in Paris, Budapest oder auch München Stadterweiterungsprojekte längst Platz für Urbanität schaffen, verschanzt sich Wien – beengt, überfüllt – lange hinter den Basteien. Erst mit der Eröffnung der Ringstraße, an der der „Presse“-Gründer und Immobilienspekulant August Zang übrigens publizistisch mitwirkt, bekommt das (Groß-)Bürgertum seine Bühne. Die Stadt, pardon die Metropole, legt ihr Korsett ab. Die Damen der Zeit atmen allerdings weiter flach. Die reichen Frauen, die mittags flanieren, sind die Hauptdarstellerinnen der neuen Ringstraße.

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