Einberufung nach Wien, um Flächenbrand zu vermeiden.
WIEN (ewi). „Es geht um Schadensbegrenzung.“ Mit dieser Aussage erklärt Kardinal Schönborn die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung der Diözesanbischöfe für Montag. Schönborn hat als Vorsitzender der Bischofskonferenz zudem eine äußerst ungewöhnliche Vorgangsweise gewählt: Es sind nur die Leiter der Diözesen, nicht aber die Weihbischöfe (die Mitglieder der Bischofskonferenz sind) eingeladen. Damit wird auch der designierte Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner nicht nach Wien kommen.
Die Zahl der Kirchenaustritte ist in allen Diözesen im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen. „Die Katholiken haben ein Recht darauf, dass wir unser Bestes geben, um die Krise zu überwinden“, sagt Schönborn. Der Themenkreis der eintägigen Sitzung spannt sich von der Exkommunikation der Pius-Bruderschaft und der Bestellung Wagners zum Weihbischof in Linz über die Proteste bis zu der angekündigten Verweigerung der Kirchenbeitragszahlung und der Austrittswelle. Ursprünglich wollte man die gesamte Causa erst bei der Frühjahrskonferenz der Bischöfe vom 9. bis 12. März in Innsbruck behandeln.
Schönborn hat am vergangenen Montag in Rom mit Papst Benedikt XVI. über die österreichische Situation gesprochen, am Mittwoch konnte Diözesanbischof Egon Kapellari im Rahmen der Generalaudienz den Papst kurz informieren. Der Konflikt ist im Vatikan freilich angesichts der „großen“ Fragen – Pius-Bruderschaft, Holocaust-Leugnung durch Lefebvre-Bischof Williamson und der Tod der Koma-Patientin Eluana Englaro – kein Thema, in der Vatikan-Hierarchie wissen die maßgeblichen Personen aber sehr wohl über die österreichische Krise Bescheid.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2009)