Airbus: Funksignale deuten auf dramatische letzte Minuten hin

BRAZIL FRANCE PLANE CRASH
BRAZIL FRANCE PLANE CRASH(c) EPA (Eumetsat/ho)
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Eine brasilianische Zeitung berichtet über automatische Funksignale der über dem Atlantik abgestürzten Air-France-Maschine. Demnach könnte ein Gewitter den Ausfall lebenswichtiger Systeme verursacht haben.

Der Airbus der Air France ist vor seinem Absturz offenbar durch eine starke Gewitterfront geflogen. In den letzten dramatischen Minuten fielen nacheinander lebenswichtige Systeme an Bord der Unglücksmaschine aus. Das geht nach einem Bericht der brasilianischen Zeitung "O Estado de S. Paulo" aus den automatischen Funksignalen der Maschine hervor.

Die Zeitung beruft sich auf Quellen bei Air France. Weder die Fluglinie noch die brasilianische Luftwaffe wollte den Bericht bestätigen.

Die Zeitung druckte eine Chronik der Funksignale ab, die über das bisher Bekannte hinausgeht. Sollte sie sich als korrekt herausstellen, deutet sie darauf hin, dass Flug 447 in tausenden Meter Höhe auseinandergebrochen ist, als die Maschine durch einen gewaltigen Gewittersturm flog, wie ein Experte der Nachrichtenagentur AP sagte.

Der Airbus A330 mit 228 Insassen an Bord war in der Nacht zu Montag auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris von den Radarschirmen verschwunden (mehr ...).

160 Km/h-Sturmböen gegen die Flugrichtung

Dem Bericht zufolge schickte der Pilot gegen 23:00 Uhr Ortszeit ein manuelles Signal, dass der Airbus durch eine Region mit "CBs" flog: schwarze, elektrisch aufgeladene Wolken, die mit starken Winden und Blitzen einhergehen. Satellitendaten haben gezeigt, dass Gewitterwolken zu dieser Zeit bis zu 160 Stundenkilometer schnelle Sturmböen gegen die Flugrichtung der Maschine schickten.

Zehn Minuten später schickte das Flugzeug eine ganze Serie von Funkmeldungen, die darauf hindeuten, dass der Autopilot abgeschaltet und das Computersystem auf eine alternative Energieversorgung umgeschaltet wurde. Kontrollen, die für die Stabilität des Flugzeugs gebraucht werden, waren zu diesem Zeitpunkt bereits beschädigt. Außerdem ertönte ein Alarmsystem, was dem Bericht zufolge auf eine weitere Verschlechterung der Flugsysteme hindeutet.

Ausfall lebenswichtiger elektrischer Systeme

Drei Minuten später deuten weitere automatisch gefunkte Signale darauf hin, dass zwei weitere wichtige Systeme, mit denen die Piloten Geschwindigkeit, Höhe und Richtung überwachen, ausgefallen sind. Dann gibt es eine ganze Flut von anderen elektrischen Ausfällen in den Systemen, die den Hauptflugcomputer und die Tragflächen-Störklappen kontrollieren.

Die letzte Meldung kam dann, wie bereits bekannt, um 23:14 Uhr brasilianischer Zeit. Sie weist auf einen Abfall des Kabinenluftdrucks und einen Ausfall der Elektrik hin. Die Zeitung erklärte, dies könne einen plötzlichen Druckabfall bedeuten oder auch heißen, dass das Flugzeug bereits in den Ozean stürzte.

Trümmer über 100 Kilometer verteilt

Suchflugzeuge über der Absturzstelle im Atlantik haben Trümmer verteilt über fast 100 Kilometer geortet. Das lässt ein Auseinanderbrechen des Flugzeugs in großer Höhe vermuten. Der brasilianische Verteidigungsminister Nelson Jobim hält eine Explosion aber für unwahrscheinlich. Die auf dem Wasser gefundenen Ölspuren sprächen dafür, dass es weder ein Feuer noch eine Explosion gegeben habe, erläuterte er am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Unterdessen sind zwei brasilianische Kriegsschiffe in der Region eingetroffen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten sie aber noch nicht mit der Bergung von Trümmerteilen begonnen.

Über die Unglücksursache gibt es nach wie vor nur Spekulationen. Sollten die Flugschreiber nicht gefunden werden, könnte sie möglicherweise nie ganz geklärt werden. Die Chancen, die Flugschreiber auf dem zerklüfteten Meeresgrund in etwa 3000 Meter Tiefe zu finden, sind allerdings nach Angaben von Experten gering.

(Ag.)

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