Nach heftiger Kritik: Wikimedia-Chefin tritt zurück

Plant Wikipedia eine eigene Suchmaschine?
Plant Wikipedia eine eigene Suchmaschine?(c) imago stock&people (imago stock&people)
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Angebliche Pläne über eine eigene Suchmaschine sorgten bei Wikipedia wiederholt für Probleme. Jetzt tritt die Geschäftsführerin Lila Tretikov zurück.

Plant Wikipedia eine eigene Suchmaschine, um den Konkurrenten Google anzugreifen? Das Unternehmen kämpft gegen heftige Diskussionen in der Chefetage. Jetzt tritt Lila Tretikov, Chefin der Wikimedia Foundation, der gemeinnützigen Organisation hinter Wikipedia, von ihrem Posten zurück. Sie wird voraussichtlich noch bis Ende März arbeiten. Das gab das Unternehmen in einem Blogeintrag bekannt.

In den vergangenen Monaten gab es vermehrt Beschwerden über ihren Führungsstil, der Grund für ihren Abgang soll aber ein anderer sein: eine vermeintliche Wikipedia-Suchmaschine. Gerüchte über die "Wikimedia Knowledge Engine" tauchen immer wieder im Netz auf und sollen wiederholt zu Streitigkeiten innerhalb des Unternehmens geführt haben.

Eine Konkurrenz zu Google?

Im September 2015 gewann Wikimedia ein Stipendium der Knight Foundation über 250.000 Dollar. Der Auftrag: ein System zu bauen, "um verlässliche und vertrauenswürdige öffentliche Informationen im Netz zu entdecken". Die "Wikimedia Knowledge Engine" sollte die erste komplett transparente Suchmaschine werden. Das ging aus einem Dokument hervor, das Wikimedia im Februar veröffentlichte. Tretikov bestritt bis dahin jegliche Gerüchte, eine eigene Suchmaschine starten zu wollen.

Der schlechte Umgang mit der Wikipedia-Community könnte mit entscheidend für Tretikovs Rücktritt sein: Die ehrenamtlichen Wikipedia-Schreiber wussten lange nichts von Suchmaschinen-Plänen und wurden kaum informiert. Dabei ist radikale Transparenz die wichtigste Leitlinie der Online-Enzyklopädie.

Kampf um Leser

Wikipedia, das im Jänner seinen 15. Geburtstag feierte, kämpfte in den vergangenen Jahren erheblich gegen Leser-Verluste. Viele Wikipedianer gaben dafür auch Google die Schuld, da es Wikipedia-Informationen direkt auf seiner Seite veröffentlicht. Eine eigene Suchmaschine wäre demnach eine Möglichkeit, die Relevanz der Online-Enzyklopödie zu bewahren.

Ob und wie Wikipedia eine Suchmaschine herausbringen möchte, ist immer noch unklar. Zahlreiche Wikimedia-Äußerungen stehen im Gegensatz zu mittlerweile veröffentlichten Dokumenten. Pläne seien geheim entwickelt worden, um den Konkurrenten Google nicht aufzuschrecken, hieß es in einer Aussendung des Wikimedia-Entwicklers Brion Vibber. Wie die Technologieplattform Heise schreibt, arbeiteten bereits seit Mai 2015 Wikipedia-Entwickler an einem Suchmaschinen-Projekt namens "Search and Discovery".

Der Wikipedia Gründer Jimmy Wales nannte hingegen Gerüchte um einen Konkurrenten für Google "eine absolute Lüge". Das berichtete der deutsche Spiegel. Vielmehr sollte das Online-Lexikon für seine Leser besser durchsuchbar gemacht werden.

>>> Wikimedia-Suchmaschine auf heise.de

(Red.)

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