Das Nervengift soll nicht nur gegen Falten, sondern auch gegen Migräne wirken. Das ist definitiv einen Versuch wert.
Zum zweiten Mal bei Woman & Health: Wieder bin ich ein bisschen aufgeregt. Ein bisschen? Um ehrlich zu sein, fährt mein Puls schneller rauf als der Lift. Aber ich habe ein Ziel. Ich bin am Laurenzerberg im 1. Bezirk, um meinen Stirnfalten den Garaus zu machen. Meine lieben Kolleginnen in der Redaktion behaupten zwar, sie kaum sehen zu können. Aber Botox soll ja auch gegen Migräne helfen. Und die quält mich definitiv regelmäßig.
Ich bekomme einen Termin gegen zehn Uhr morgens. Die meisten Botox-Behandlungen finden am Vormittag statt. Man soll sich nämlich danach acht Stunden lang nicht hinlegen, damit sich das unterspritzte Nervengift nicht in andere Muskelregionen verteilt. Wenn, dann darf man höchstens gerade auf dem Rücken liegen. Als obsessive „Am-Bauch-Schläferin“ ist mir das aber natürlich unmöglich.
Ich setze mich mit Herzklopfen auf den mir bereits vertrauten Behandlungsstuhl und runzle meine Stirn, um die hier befindliche Muskulatur gut sichtbar zu machen. Frau Dr. Wichlas, die sich ihre Falten übrigens selbst wegspritzt und daher mein volles Vertrauen genießt, injiziert das Präparat direkt in die wieder entspannten Muskeln. Die Anwendung erweist sich im Nachhinein als ziemlich unspektakulär; kurz und abgesehen von einem leichten Brennen, schmerzlos.
Anders als nach meiner Hyaluronsäure-Unterspritzung ist hier kein sofortiger Effekt zu erwarten. Dieser wird sich erst in einigen Tagen zeigen. Überraschenderweise meint mein Freund jedoch noch am gleichen Abend, keine Falten mehr sehen zu können. Das war wohl die Wiedergutmachung für seinen Fauxpas nach meiner letzten Verschönerung.
Endlich, vier Tage später, entdecke ich beim Blick in den Spiegel einen leichten Glättungseffekt. Die Zornesfalte ist merklich schwächer konturiert und meine Stirn lässt sich nicht mehr runzeln. Gefühlsmäßig bemerke ich keinen Unterschied, da sich die Augenbrauen weiterhin ganz normal heben lassen. Und meine seltenen bösen Blicke müsste ich jetzt notfalls eben mit bösen Worten ersetzen.
Zweieinhalb Wochen nach der Injektion ist ein vollständiges Ergebnis zu erwarten. Dann findet auch die Kontrolluntersuchung statt. Die Wirkung hält vier bis sechs Monate an. Bei regelmäßiger Anwendungen degeneriert die Muskulatur (meine Kollegen hoffen, nur die Muskulatur) und die Behandlungsintervalle werden länger.
Neben der Glättung meiner zugegebenermaßen schwach ausgeprägten Stirnfalten erhoffe ich mir vor allem eine Besserung meiner Migränebeschwerden. Eine Botox-Injektion im Stirnbereich soll die Schmerzen bei drei Viertel aller Migränepatienten abschwächen oder sie sogar komplett verschwinden lassen. Angeblich übernehmen Zusatzversicherungen sogar die Kosten für diese „Migränetherapie“.
Momentan gehöre ich noch zu dem einen Viertel, bei dem es nichts nutzt. Nur wenige Tage nach der Behandlung habe ich wieder einen meiner „Komplettausfälle“ wegen Migräne. Die gute Nachricht: Bei den Schläfen spüre ich wesentlich weniger Schmerzen. Die Ärzte sagen, die potenzielle Verbesserung der Migräne wird sich erst in einigen Wochen zeigen. Ich kann es kaum erwarten.
Bei meinem nächsten Test, der übrigens ganz ohne Nadeln stattfinden wird, riskiere ich einen Blick auf die Wimperndauerwelle, und Sie können hier wieder fast hautnah dabei sein.