Eine neue Therapie zeigt Fortschritte in der antihormonellen Behandlung für besonders gefährdete, junge Brustkrebspatientinnen.
Eine neue Behandlungsform für junge Frauen mit Brustkrebs und einem besonderen Risiko haben Wissenschaftler um Rupert Bartsch vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des Wiener AKH entwickelt. So lässt sich durch eine neuartige antihormonelle Kombinationstherapie die Krankheit länger stoppen, bevor zu belastenderen Chemotherapien gegriffen werden muss, erklärte der Experte von der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Mittwoch beim Europäischen Brustkrebskongress in Wien.
Brustkrebs vor der Menopause
Es ist eine ganz besondere Gruppe von Patientinnen, um die es in der Studie geht, die Bartsch bei einer Pressekonferenz vorstellt. Der Experte: "Es handelt sich um Frauen mit Brustkrebs vor der Menopause, bei denen der Tumor hormonrezeptorpositiv und bereits metastasiert ist. Das ist eine kleine Gruppe, da Brustkrebs häufiger im fortgeschrittenen Alter und damit bei postmenopausalen Frauen auftritt. Zudem ist der Tumor bei jungen Frauen seltener hormonrezeptorpositiv."
Hormonabhängiger Brustkrebs
Insgesamt 26 Frauen mit dieser speziellen und seltenen Konstellation wurden mit einer neuen antihormonellen Kombinationstherapie behandelt: Sie erhielten die Substanz Fulvestrant als Hemmstoff für die Östrogenhormonrezeptoren und den Wirkstoff Goserelin, welcher durch Lahmlegung der Funktion der Eierstöcke einen künstlichen Wechsel herbeiführt. Hormonabhängiger Brustkrebs ist von den Wachstumsimpulsen des körpereigenen Östrogens abhängig.
Über ein halbes Jahr stabil
"Die neue Therapieoption erwies sich bei diesen jungen Patientinnen als sinnvoll", berichtete Bartsch. Die Frauen hatten zum Teil bereits eine andere antihormonelle Behandlung hinter sich, die aber an Wirksamkeit verloren hatte. "Ein komplettes Ansprechen konnte bei einer Patientin erzielt werden, ein partielles bei drei weiteren und bei elf Patientinnen konnte die Erkrankung über mindestens ein halbes Jahr stabilisiert werden."
Länger ohne Chemotherapie
Zusammen ergebe das eine Wirksamkeit die bei 58 Prozent liege. Michael Gnant (MedUni Wien am AKH), lokaler Organisator der Europäischen Brustkrebskonferenz in Wien, betonte, dass man mit dieser Studie jetzt erstmals eine zusätzliche antihormonelle Therapie für diese kleine Patientengruppe zur Verfügung habe, mit der man die Krankheit eben länger noch ohne Chemotherapie unter Kontrolle halten könne. Bei der behandelten Patientengruppe betrug die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung durchschnittlich sechs Monate, die Frauen überlebten im Durchschnitt 32 Monate.
Eine weitere Chance
Gnant, Spezialist an der Universitätsklinik für Chirurgie in Wien und Präsident der Österreichischen Studiengruppe für Brust- und Darmkrebs (ABCSG): "Die Resultate zeigen, dass bei biologisch ausgewählten hormonrezeptorpositiven Patientinnen die antihormonelle Therapie auch im jungen Lebensalter eine vielversprechende Option darstellt. Selbst wenn die bisher behandelte Patientinnenzahl aufgrund der relativen Seltenheit dieser Situation noch klein ist, steht damit eine weitere Therapiechance zur Verfügung."
(APA)