Bei der Investorenkonferenz der Hypo Oberösterreich in Linz habe ich die Bühne mit Thomas Hofer geteilt: Ich habe über die Auswirkungen von Donald Trumps Wahlsieg auf die Investoren gesprochen, er über die politischen Aspekte dieses Wahlsiegs.
Dabei hat Hofer - wie immer außerordentlich gescheit - in einer seiner zehn Thesen vor der „Dämonisierung“ Trumps gewarnt und sich unter anderem auf den oben zitierten Titel von Kehlmanns Zeit-Artikel bezogen.
Was für den politischen Diskurs gilt, gilt umso mehr für die Aktienanalyse. Die Versuchung ist immer groß sich von Emotionen und reißerischen Meinungen mitziehen zu lassen. Die berühmte „Echokammer“ der sozialen Medien, in der man immer nur seine eigene Meinung widergespiegelt bekommt, ist auch ein Risiko im Markt. Im technischen Jargon der Behavioral Finance Theory heißt dieses Problem Confirmation Bias: die Tendenz, den Informationen, die eigenen vorgefassten Meinungen entsprechen, mehr Gewicht zu geben als den gegenteiligen Meinungen. Kahnemann widmet dem Thema in seinem wunderbaren „Thinking, Fast and Slow“ breiten Raum.
Was heißt das für uns als Investoren?
Wir müssen uns vor vorgefassten Meinungen dadurch schützen, dass wir Research betreiben. Bei Fidelity machen das für uns über hundert Analysten, die über ein durchschnittliches Jahr ca. 17,000 Gespräche mit Unternehmen führen (im Durchschnitt eines alle acht Minuten). Die Ergebnisse dieser Gespräche fließen dann in die Entscheidungen unserer Portfoliomanager ein. Einmal im Jahr publizieren wir auch den Fidelity Analyst Survey, eine breit angelegte Befragung unserer Analysten dazu, was denn Unternehmen in ihrem Sektor und ihrer Region zu den Aussichten 2017 denken. Im März finden Sie diese Analyse dann auf unserer Website, aber ich kann Ihnen jetzt schon die Trump-bezogenen Ergebnisse verraten: Knapp 70% der Analysten, die US-Unternehmen folgen, sagen, dass ihre Unternehmen die Auswirkungen der Trump-Maßnahmen über die nächsten zwei Jahre positiv (10%) oder sehr positiv (60%!) einschätzen. Dementsprechend bleiben wir auch positiv für US-amerikanische Aktien (wie ich schon gesagt habe: Auch im Aktienmarkt gilt für 2017 „America First“) und bleibe daher weiter im FF-America investiert, der mit seinem Value-tilt auch entsprechende Risikomargen gegen unerwartete Korrekturen einbaut.
Ähnlich sehen das auch knapp 40% der europäischen Unternehmen, von denen nur 10% die Auswirkungen der Trump-Maßnahmen als negativ sehen (und 50%, die keine großen Auswirkungen sehen).
Chart 2: What impact are your companies expecting from Trump's presidency over the next two years?
Regional breakdown (% of global responses)
Source: Fidelity International, January 2017
Note: Analysts who responded 'no impact' are not displayed in the chart
Nach Sektoren gewichtet sind knapp 80% der Antworten im Rohstoffsektor positiv oder sehr positiv und nur IT und Versorger (höhere Zinsen!) sind netto negativ.
Chart 3: What impact are your companies expecting from Trump's presidency over the next two years?
Sector breakdown (% of global responses)
Source: Fidelity International, January 2017
Note: Analysts who responded 'no impact' are not displayed in the chart
Sehr klare Antworten gibt es aber auch zur Auswirkung möglicher protektionistischer Trump-Politik (sehr negativ in allen globalen Regionen und allen Sektoren).
Charts 4/5: What impact would protectionist trade policies in the US or elsewhere have on your companies?
(% of global responses)
Klare Aussagen gibt es auch zu Brexit, wo die Bereitschaft in Großbritannien zu investieren in allen Weltregionen (mit Ausnahme der nicht-asiatischen Entwicklungsländer!) sehr negativ ist.
Charts 6/7: How has the Brexit referendum impacted the willingness of your companies to invest specifically in the UK
(% of global responses)
Nichts hilft gegen die Echokammer so sehr wie viele, viele Gespräche und Analysen auf den Ergebnissen dieser Gespräche. Was sich Thomas Hofer für die Politik wünscht können wir für die Aktienmärkte schon umsetzen.
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