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Innovation in der Firmen-DNA verankern

(c) TANZER
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Round Table. Unternehmen, bei denen Innovationen zur Firmenphilosophie gehören, sind für die Zukunftsherausforderungen deutlich besser aufgestellt.

In ihrer gemeinsamen Veranstaltungsserie bitten „Die Presse“ und KPMG Austria heimische Familienunternehmer zu einem Round-Table-Gespräch, um über aktuelle Wirtschaftsthemen zu diskutieren. Diesmal stand die „Innovation“ im Mittelpunkt. Mit Team 7, Fussl Modestraße und Kreisel Systems saßen sich diesmal gleich drei erfolgreiche Familienunternehmen aus Oberösterreich gegenüber. Die Mischung der Firmen zeigt, dass Innovationswille keine Frage des Unternehmensalters ist und sowohl in lang eingesessenen Firmen als auch jungen dynamischen Start-ups verankert sein sollte. Werner Girth, Partner KPMG Österreich, brachte seine Expertise als Unternehmensberater in die Diskussion ein.

Die Alteingesessenen

Das Mode-Einzelhandelsunternehmen Fussl Modestraße (gegründet 1871) mit Sitz in Ort im Innkreis und Naturholzmöbelproduzent Team 7 (gegründet 1959) aus Ried im Innkreis blicken auf eine lange Firmentradition zurück und haben sich in ihren Sparten zu Marktführern etabliert. Beide Unternehmen machen Umsätze über 100 Millionen Euro. „Wollen wir weiterhin in unserem Bereich die Besten sein, sind wir nahezu gezwungen, innovativ zu sein“, betonte Georg Emprechtinger, der Team 7 seit 2006 als alleiniger Eigentümer führt. Der Möbelhersteller verknüpft zwei Spannungsfelder, die man nicht nebeneinander in einem Unternehmen erwarten würde – altes Holzhandwerk und Tradition mit zeitgemäßem Design und innovativer Technik. „Das macht uns einzigartig. Hinzu kommt, dass wir nichts in Serie produzieren, sondern auftragsbezogen.“

Fussl Modestraße überzeugt ebenfalls mit klarem Alleinstellungsmerkmal durch die Kombination aus Qualität, leistbarer Ware und Beratung. „In Österreich gibt es in der Mode nur noch Diskonter oder Luxusanbieter. Wir bedienen als Einzige die Mitte“, sagte Ernst Mayr, der Fussl Modestraße mittlerweile in fünfter Generation führt. Für Team 7 wie auch für Fussl Modestraße ist Innovation ein starker Motor, auch wenn die Herausforderungen andere sind. In der Modebranche hat sich der Verkauf stark Richtung Internet verschoben. Die Kundenberatung bleibt dadurch auf der Strecke und gerade in diesem Bereich punktet der Modeproduzent aus Oberösterreich. „Menschen sehnen sich nach sozialen Kontakten. Wir setzen bewusst auf persönliche Kundenberatung, um unseren Kunden ein Wohlfühlambiente zu bieten.“

Allerdings kostet Service viel Geld. Nach der Produktion ist Personal der größte Kostentreiber des Unternehmens – und hier kommt die Innovation ins Spiel. „Mit Automatisierungen entlasten wir unsere Mitarbeiter, die sich stärker auf ihre Hauptaufgabe – die Kundenberatung – konzentrieren können“, so Mayr. Fussl rüstet seine Mitarbeiter mit Smartphones und Apps aus, mit denen sich die Qualität der Beratung verbessern lässt.

Die Innovation bei Team 7 spannt sich über mehrere Bereiche. Das beginnt beim Material. „Holz ist der Stoff, aus dem wir unsere Möbelträume gestalten und wir sehen es als unsere Aufgabe, das Material ständig weiterzuentwickeln. Zu diesem Zweck arbeiten wir u. a. mit der Boku Wien zusammen“, berichtete Emprechtinger. Aber Innovationen finden bei Team 7 auch in den Bereichen Wertschöpfungskette, bei den Produkten und im Vertrieb statt. Die Strategie des Unternehmens ist stark auf Internationalisierung ausgerichtet. Mittlerweile gibt es Geschäfte von Melbourne über Peking, von Moskau bis New York.

Das Start-up

Ganz anders der Weg von Kreisel. Das Start-up aus Freistadt erobert mit seiner Elektrifizierungstechnologie die Welt. Es unterscheidet sich von Team 7 und Fussl nicht nur durch seine wesentlich jüngere Existenz, sondern auch dadurch, dass es sich an B2B-Kunden richtet. „Kreisel beschäftigt sich mit zwei großen Themen: Electric mit der Kerntechnologie Batterie und mobile Applikationen und Systems mit stationären Systemlösungen für Infrastruktur und Gebäude“, sagte Walter Kreisel, CEO von Kreisel Systems. „Dabei geht es immer um Energiespeicherung und intelligente Energieverteilung.“ Die Energiewende bringe das Unternehmen auf die Siegerstraße. „Energie ist die Mutter von so vielem, wie etwa Wärme, Kälte, Luft, Mobilität, Musik, Internet und immer stärker auch von Geld, wenn man an Bitcoin denkt.“

Kreisel hilft den unterschiedlichsten Branchen. „Wir bringen dem Kunden Lösungen und gestalten für ihn die Innovation mit“, erzählte Kreisel. Reicht ein bestehendes Produkt nicht für eine Lösung aus, baut Kreisel dem Kunden ein individuelles Produkt. Dabei zeige sich, dass Firmen, die neue Geschäftsmodelle auf der Elektrifizierung und Digitalisierung entwickeln, sich den Weg für die nächsten 15 Jahre eher ebnen als jene, die stehen bleiben und von der Disruption eingeholt werden.

Kreisel wendet heute bei seinen Kunden genau dieselbe Methode an, wie sie es selbst gemacht haben. „Wir haben so lange an der Lösung gearbeitet, bis das Ergebnis für den Kunden ein Problem löst oder einen Mehrwert hat“ Der erste Prototyp oder das erste Leuchtturmprojekt sei immer mit höheren Investitionen oder Vorleistungen verbunden, die kleinen Nachserien würden schon deutlich weniger kosten, aber erst in der Masse ließe sich damit Geld verdienen. „Viele Unternehmen sind für diesen Schritt nicht bereit und wollen gleich einen Prototyp in Serie kaufen, aber das funktioniert nicht“, so Walter Kreisel.

Kürzere Zyklen

„Der Begriff Innovation ist Unternehmern nicht neu, hat aber gerade in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen“, sagte Werner Girth, der in seiner Tätigkeit bei KPMG vor allem Unternehmen der Branchen Telekom & Media, Industrie, Handel und Dienstleistungen in Hinblick auf die Bereiche Produktivitätsberatung, Lean Management und Optimierung von Entscheidungsprozessen berät. „Grund für die stärkere Bedeutung von Innovation ist das Gesetz der schneller werdenden Ergebnisse. Lernzyklen gehen immer schneller vonstatten.“

Zur besseren Verständlichkeit genügt ein Blick auf die technologischen Veränderungen. Zwischen 1955 und 1985 tat sich wesentlich weniger als zwischen 1985 und 2015. „Die Frage ist, wie gut bewältigt es ein Unternehmen, in den immer schneller werdenden Zyklen selbst innovativ zu sein.“ Laut Girth habe die Start-up-Welle klargemacht, dass es sich lohnt, in mehrere Ideen zu investieren, damit sich eine durchsetzen könne. „Auch große Unternehmen beschreiten immer öfter diesen Weg und stellen fest, dass es sich lohnt, sich zu öffnen und Innovationen auch von außen zuzulassen“, so der KPMG-Partner.

Herausforderung der Zukunft

Um die Führungsrolle zu behaupten, muss man dem Mitbewerber stets ein Stück voraus sein. Nie zu weit, denn den Ersten fressen bekanntlich die Hunde. „Im Idealfall ist man immer um den entscheidenden Schritt voraus“, sagte Team-7-Chef Emprechtinger. Sein Unternehmen investiert gegenwärtig in ein Logistikzentrum aber auch in mehrere parallel laufende Digitalisierungsprojekte, für die man die besten Ingenieure aus dem Unternehmen abgestellt hat. „Das zeigt, wie wichtig uns diese Schritte sind, aber wir sehen die Chancen und wollen sie auf keinen Fall verschlafen“, so Emprechtinger.

Kreisel sieht in drei bis fünf Jahren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Die Technologien und Lösungen der Zukunft schon heute für den Markt zu entwickeln und zu liefern, welche die Probleme von morgen löst, ist eine gewaltige aber spannende Zukunft. „Momentan erhalten wir deutlich mehr Anfragen renommierter Firmen als wir bewältigen können. Es ist eine schwere Aufgabe, aus all den Möglichkeiten die richtigen Partner zu wählen.“

Nicht minder spannend ist das Vorhaben von Fussl Modestraße. „Wir wollen einen Onlineshop aufbauen, der die Vorteile unserer Filialen mit dem eines Onlineshops perfekt verknüpft“, sagte Mayr.

Motivation zur Innovation

Die Leistungen der drei Unternehmen sind umso höher einzuschätzen, als sie ihre Zentralen im Hochlohnland Österreich belassen. „Gerade ein Bestehen am Wirtschaftsstandort Österreich verlangt nach Innovationen“, sagte Emprechtinger. „Wir sind verdammt dazu, die Besten zu sein und müssen ständig hinterfragen, denn was heute richtig ist, kann morgen schon wieder überholt sein. Flexibilität ist gefragt.“ Fussl beschreitet durch seine Expansion nach Bayern auch nicht gerade einen Schritt in ein Niedriglohnland. Kreisel besteht durch seine schlanke Firmenstruktur und kann dadurch sehr effizient sein. Das Business Modell bei Kreisel Systems ist auf Partnerschaften aufgebaut und ermöglicht es Partnern auf der ganzen Welt ihre Wertschöpfung zu erhöhen.

Für Girth sind alle drei Unternehmen echte Vorbilder. „Sie demonstrieren, dass man stets aufmerksam sein muss.“ Seine Empfehlung ist nicht auf ein Zukunftsbild zu schauen, sondern Kompetenzen aufzubauen, damit man mit den immer schneller werdenden Marktveränderungen umgehen kann. „Agilität ist dabei eine unerlässliche Eigenschaft. Unternehmen müssen auf den Zehenspitzen bleiben und beweglich sein.“

KPMG

KPMG ist als Verbund rechtlich selbstständiger, nationaler Mitgliedsfirmen mit ca 197.000 Mitarbeitern in 154 Ländern eines der größten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen weltweit. In Österreich ist KPMG eine der führenden Gruppen in diesem Geschäftsfeld und mit mehr als 1450 Mitarbeitern an acht Standorten präsent. Die Leistungen sind in Audit, Tax und Advisory unterteilt. Im Mittelpunkt von Audit steht die Prüfung von Konzern- und Jahresabschlüssen. Tax steht für die steuerberatende Tätigkeit. Der Bereich Advisory bündelt das fachliche Know-how zu betriebswirtschaftlichen, regulatorischen und transaktionsorientierten Themen.

Der Round Table fand auf Einladung von „Die Presse“ statt und wurde finanziell unterstützt von KPMG Austria GmbH.


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