Mode und Punk: Mit Westwood auf die Alm

(c) Tirol Werbung/Erich Spiess
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London-Tirol-Connection: Heute spricht Mode-Ikone Vivienne Westwood beim Forum. Ins Alpbachtal kommt sie aber jeden Sommer.

Eigentlich stellt man sich Viviennne Westwood ja nicht gerade als Almbewohnerin vor. Die legendäre britische Designerin, die „Queen of Punk“, die Rebellin, die einst „unten ohne“ zur Ordensverleihung bei der Queen erschien, die Menschenrechts- und Umweltaktivistin – beschaulich zwischen Kuhweiden und in Bauernstuben? Ihre intensivste Tirol-Connection ist bekannt, seit 1992 ist sie mit dem Zillertaler Modedesigner Andreas Kronthaler verheiratet, der bei ihr, damals Gastprofessorin, in der Modeklasse der Angewandten in Wien, studiert hatte. Heute, Donnerstag, sprechen die beiden bei der Special-Lecture „InEquality as Elixir of Life“ beim Forum Alpbach.

Inkognito auf Sommerfrische

Ins Alpbachtal kommt sie aber nicht nur zum Forum: Westwoods Schwager besitzt einen alten Hof und eine Alm im hinteren Alpbachtal, Westwood und Kronthaler verbringen dort jeden Sommer ein paar Wochen. Die Geschichte, die man in Alpbach hört, wonach die beiden dort zur Zeit ein Haus planen würden, stimme laut Gemeinde aber nicht. Lediglich ein Innenausbau des alten Hofes sei geplant.

Wann die beiden da sind, das erfahren in der Gegend aber nur die wenigsten. Das berühmte Mode-Paar erscheint bei offiziellen Anlässen üblicherweise in großer Inszenierung, zelebriert Auftritte in schrillen Kostümen – all das findet in Tirol nicht statt. Ohne großen Wirbel, quasi inkognito, ziehen sich die Westwood/Kronthalers nach Tirol zurück, ohne Luxus oder Hotels, auch im Ort trifft man sie dann kaum.

In Österreich ist Westwood ohnehin regelmäßig zu sehen: Allein voriges Jahr hat sie die Tänzer des Neujahrskonzerts ausgestattet, trat bei einer UN-Konferenz in Wien gegen Menschenhandel auf, besuchte den Life Ball und zeigte ihre Kollektion bei der Wiener Fashion Night. Im Kunsthistorischen Museum nennt man sie eine „Freundin des Hauses“, ein, zwei Mal im Jahr komme sie zu Inspirationszwecken vorbei. Ideen holt sie sich nicht nur dort: Auch in Vorarlberg, etwa im Schwarzenberg Museum im Bregenzerwald, haben Westwood und Kronthaler schon Ausstellungen besucht.

Schriller Dirndl-Fan

Trotz der ausdrücklichen Privatheit im Alpbachtal gilt die exzentrische Lady mit den orangefarbenen Haaren mittlerweile als Botschafterin der Tracht. „Würde jede Frau ein Dirndl tragen, gebe es keine Hässlichkeit mehr auf der Welt“, hat sie einmal zu Protokoll gegeben.
Auch an ihrem heutigen Ehemann soll es – so erzählt man das zumindest in dessen Heimat – zunächst das archaisch-tirolerische gewesen sein, das sie beim ersten Treffen gleich gefesselt habe. Auch Kronthaler – die beiden sind Geschäftspartner, er ist für die Männerkollektion des Hauses verantwortlich – wurde als „kühner Träger der Lederhosen“ von Gexi Tostmann wie seine Frau zum „Botschafter der Tracht“ ernannt.

Dabei spricht Westwood, die ihr erstes Label in den 1970ern gegründet hat, als Mode-Institution und eine der wichtigsten Designerinnen unserer Zeit gilt, heute gar nicht mehr so gern über Mode. Die sei Mittel zum Zweck – man müsse den Frauen Kleider geben, um sie zu Heldinnen zu machen – soll ihre Philosophie lauten. Und am allermeisten langweilt sie angeblich Mode von der Stange. Besser, eine Frau kaufe sich alle paar Jahre ein handgemachtes Dirndl als dauernd Kleider aus der Massenproduktion – auch so ein überlieferter Satz von ihr, den man in Tirol gern wiedergibt.

Exzentrisch, aber bescheiden

Der trifft ihren aktuellen Aktivismus gut: Setzt sich Westwood doch seit Jahren für Umweltschutz, für Menschenrechte und auch für Themen wie Konsumverzicht ein. Und so schließt sich dann irgendwie auch der Kreis von der exzentrischen Londoner Designerin zum bescheidenen Leben auf der Tiroler Alm.

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