Wirtschaftsforscher erarbeiten Vision 2050.
„So wie es jetzt in Europa ist, kann es nicht weitergehen. Wir haben niedriges Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit und wachsende soziale Ungleichheit.“ Die Diagnose von Karl Aiginger zum Zustand Europas lässt keine Fragen offen. Aber der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) geht noch weiter: „Konflikte und die daraus folgende Massenemigration bedrohen das Projekt Europa. Wenn das zur Rückabwicklung der europäischen Einigung führt – das wäre der größte Schaden.“
Vor drei Jahren hat die EU-Kommission mit 34 Forschungseinrichtungen das Projekt „Welfare, Wealth and Work for Europe (wwwforeurope) initiiert, das einen neuen sozio-ökologischen Ansatz für den Kontinent erarbeiten soll. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse des vom Wifo koordinierten Megaprojekts vor.
Um Europa wieder auf den Wachstumspfad mit höherer Beschäftigung, höheren Investitionen in Innovation, einer nachhaltigen Energienutzung und niedrigeren sozialen Unterschieden zu führen, bedürfe es einer ersten Phase der Konsolidierung. Staatsschulden und Arbeitslosenzahl müssten drastisch reduziert, das Wachstum angekurbelt werden. Denn „Ungleichheit bremst das Wachstum um bis zu fünf Prozent“, berichtete Mathilde Mesnard von der OECD.
Das könne allerdings nur gelingen, wenn die Politik Rahmenbedingungen schaffe, die es den Unternehmen ermögliche, wieder mehr Geld für Innovationen in die Hand zu nehmen, sagte Gunilla Almgren, Präsidentin der europäischen Arbeitgeberorganisation UEAPME. In einer zweiten Phase könnte es höheren Wohlstand trotz geringerem Wachstum geben.
Das neue Europa könnte aber nicht von den einzelnen Nationalstaaten, sondern nur in einer gemeinsamen europaweiten Kraftanstrengung – mit einer entsprechend neuen Politik – geschaffen werden, betonte Aiginger. (eid)