Life-Ball-Organisator Gery Keszler spricht über Alltagsdiskriminierung, erste Erfahrungen mit den rezeptfreien HIV-Selbsttests - und die Folgen seines HIV-Coming-Outs vor drei Jahren.
Die Presse: Wenn Sie den Begriff „HIV-positiv“ hören, woran denken Sie?
Gery Keszler: An die 35 Millionen Betroffenen, die ungefähr gleich vielen Toten, an Tabu und Diskriminierung.
Der Psychotherapeut Christian Michelides sagte kürzlich, das Thema HIV-positiv sei „ein Spielfeld für Schuldzuweisungen“, nach dem Motto: „Wer als Mann einen Mann liebt, wird bestraft.“ Ist das die Art Diskriminierung, die Sie meinen?
Schwule haben AIDS – dieses Vorurteil stigmatisiert. Aber ich betrachte HIV und Aids global und hier ist die Krankheit primär weiblich und hetero. Das Thema gibt unterschwellig die Möglichkeit, Menschen mit anderen Lebensmodellen zu diskriminieren. Nach all den Jahrzehnten hält sich das Phänomen der Angstmacherei, welches in den 80ern und 90ern über die Medien geschürt wurde, anstatt einer gelungenen Aufklärung. Vielen fehlt noch immer das Wissen, dafür gibt es Schuldzuweisungen. Die Leute sagen: Es geht mich nichts an, das betrifft die anderen.