Alpbach und die chaotische Weltordnung

Die Eröffnung der Wirtschaftsgespräche am Dienstag stand im Zeichen von Handelskrieg und Klimaschutz. Einig war man sich darüber, dass das bestehende System des Welthandels dringend adaptiert werden sollte.

„Die neue Welthandels(un)ordnung“: das war das Thema bei den gestern eröffneten Wirtschaftsgesprächen. Mit einem prominent besetzten Podium: Alpbach-Vizepräsident Claus Raidl begrüßte Cathryn Clüver Ashbrook, Direktorin des „The Future of Diplomacy Project“; Arancha González vom International Trade Center in Genf; Ex-Voestalpine-Chef Wolfgang Eder und den ehemaligen Präsidenten der Export-Import Bank of the United States, Fred Hochberg. Und sie diskutierten über jene Fragen, die nicht wenige Menschen weltweit beschäftigen: Ist der freie Welthandel in Gefahr? Müssen die Regeln des globalen Miteinander einer Änderung unterzogen werden? Und welche Rolle sollte dabei der Klimaschutz spielen?

Überwiegend wurde die Meinung vertreten, dass der globale Handel einer Kurskorrektur unterzogen werden müsse. Während Amerikaner Hochberg die Ansicht vertrat, dass US-Präsident Donald Trump durchaus den Finger auf die Wunde gelegt habe, schränkte Ashbrook ein: Unter Barack Obama seien vor allem die positiven Seiten des Welthandels beleuchtet worden, Trump habe den Blick auf die Nachteile – doch: „Die US-Strategie geht nicht in Richtung Win-win-Situation.“

Wolfgang Eder unterstrich die Vorteile der Globalisierung: Armut und Hunger hätten weltweit abgenommen, dafür hätten Bildung und Beschäftigung zugenommen. Aber: „Wir müssen das System dennoch adaptieren.“ Die ökologischen Herausforderungen, denen die Welt gerade gegenüberstehe, seien in den vergangenen Jahrzehnten nicht Teil des Systems gewesen. Die weltweiten Emissionen müssten gesenkt werden.

Flugs war die Diskussion bei der CO2-Steuer angelangt: González betonte, wie wichtig da ein internationaler Schulterschluss sei. Räumte aber ein, dass dies schwer zu bewerkstelligen sei, da große Volkswirtschaften dagegen seien. Da müsse also noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, „und es werden auch Menschen auf die Straße gehen müssen.“

Schließlich wurde auch noch die Rolle Europas im Handelskrieg zwischen den USA und China angesprochen. Habe Europa da überhaupt eine Rolle, wurde gefragt. Man einigte sich auf die Rolle des Vermittlers. Und die sei durchaus wichtig: „Andere Länder können es sich nicht leisten, in der Auseinandersetzung Partei für die USA oder für China zu ergreifen“, warnte González.

Wiewohl es dem Alten Kontinent gut zu Gesicht stünde, angesichts der neuen Welt(un)ordnung eine Strategie zu entwickeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2019)

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