Heiko Maas, der deutsche Außenminister, fuhr dem US-Präsidenten scharf in die Parade. "Wir können uns auf das Weiße Haus nicht mehr uneingeschränkt verlassen."
Nach der Generalkritik Donald Trumps an Deutschland beim Nato-Gipfel in Brüssel und seiner jüngsten Attacke auf die EU schlägt die Regierung in Berlin nun mit Wucht zurück. Außenminister Heiko Maas fordert eine Neujustierung der Partnerschaft zu den Vereinigten Staaten. "Wenn der amerikanische Präsident die Europäische Union als 'Gegner' bezeichnet, zeigt das leider einmal mehr, wie breit der politische Atlantik geworden ist, seit Donald Trump im Amt ist", sagte der SPD-Politiker in einem Interview mit der "Funke Mediengruppe". "Wir können uns auf das Weiße Haus nicht mehr uneingeschränkt verlassen."
Um die Partnerschaft mit den USA zu bewahren, müsse sie neu justiert werden. Das sei nur mit einem selbstbewussten und souveränen Europa möglich. "Europa darf sich nicht spalten lassen, so scharf die Verbalattacken und so absurd die Tweets auch sein mögen."
"Das können wir uns nicht bieten lassen"
Maas verstärkt die Kritik seines Vorgängers Sigmar Gabriel. "Er gibt dem nordkoreanischen Diktator eine Bestandsgarantie und will gleichzeitig in Deutschland einen Regimewechsel. Das können wir uns schwer bieten lassen", hatte der frühere SPD-Chef in einer Titelgeschichte des "Spiegel" erklärt, die sich der transatlantischen Zerrüttung widmet.
"Wir dürfen uns keine Illusionen mehr machen. Donald Trump kennt nur Stärke. Dann müssen wir ihm zeigen, dass wir stark sind", sagte Gabriel. "Wenn er von uns Milliarden zurückfordert für die Militärausgaben der USA, dann müssen wir von ihm Milliarden zurückfordern, die wir für die Flüchtlinge ausgeben müssen, die gescheiterte US-Militärinterventionen zum Beispiel im Irak produziert haben."
Zugleich urgiert Gabriel Investitionen in die USA und verstärkte Kontakte zu den Demokraten, wo sich eineneue Generation abzeichne. Auch Kanzlerin Angela Merkel hatte angesichts der Präsidentschaft Trumps mehrfach erklärt, dass sich Deutschland und Europa nicht mehr vollständig auf den Bündnispartner USA verlassen könnten. Europa müsse sein Schicksal in die eigene Hand nehmen.
(APA/Reuters)