Fan Bingbing: Chinas Top-Star fällt vom Himmel

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Monatelang war sie verschwunden. Nun bestätigen sich die Gerüchte: Chinas meist bezahlte Schauspielerin hat in hohem Maß Steuern hinterzogen. Peking statuiert ein Exempel am Publikumsliebling.

Die Botschaft ist klar: Es kann jeden treffen - auch erfolgreiche Publikumslieblinge. Bis vor Kurzem noch standen die Sterne gut für Fan Bingbing. Mehr als 20 Jahre hatte sie sich in die Herzen des chinesischen Publikums gespielt und mit Auftritten in Hollywood-Streifen wie "X-Man" und "Iron Man" auch international Bekanntheit erlangt. Mit 63 Millionen Followern auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo, als Gesicht für Mercedes und Cartier und mehreren Filmpreisen war sie seit Jahren die am besten bezahlte Schauspielerin Chinas.

Doch im heurigen Mai begann sich das Blatt zu wenden: Ein bekannter TV-Moderator spielte Dokumente an die Öffentlichkeit, die belegten, dass chinesische Filmproduktionsfirmen häufig Schauspielern zwei verschiedene Verträge aushändigten. Ein niedrig dotierter Vertrag wurde den Steuerbehörden präsentiert, während eine zweite Vereinbarung die wahre Höhe des Honorars enthielt.

Und auch Fan soll von dem sogenannten "Yin Yang System" profitiert haben. In vier Tagen soll sie bei Dreharbeiten des Filmes "Cellphone 2" 60 Millionen Yuan (ca 7,5 Mio. Euro) verdient haben, aber nur 10 Millionen Yuan (ca. 1,2 Mio. Euro) versteuert haben. Nur einen Tag, bevor die chinesische Steuerbehörde Anfang Juni offiziell Ermittlungen zu ihren Steuererklärungen einleitete, verschwand die 37-Jährige daraufhin wochenlang aus der Öffentlichkeit - gefolgt von wilden Spekulationen, sie sei eventuell sogar außer Landes geflohen.

"Ohne die gute Politik der Partei..."

Am Mittwoch nun bestätigte die chinesische amtliche Nachrichtenagentur zumindest einen Teil der Gerüchte: Fan müsse wegen Steuerhinterziehung umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro bezahlen. Sie könne mit einer rechtzeitigen Nachzahlung bis Jahresende allerdings einer Strafverfolgung entgehen.

(c) REUTERS (Jean-Paul Pelissier)

Am selben Tag brach auch Fan, erstmals seit Sommerbeginn, ihr Schweigen. "Ich entschuldige mich bei allen", schrieb sie auf ihrem Social-Media-Account. "Als Person der Öffentlichkeit sollte ich mich an Gesetze halten und ein Vorbild für die Gesellschaft und die Industrie sein." Und weiter: "Ohne die gute Politik der [Kommunistischen, Anm.] Partei und des Staates, ohne die Liebe der Bevölkerung, gäbe es keine Fan Bingbing."

Peking verordnet Stars eine Honorar-Kur

Ob sie nach diesem Geständnis die Gunst Pekings zurückgewinnen wird, ist fraglich: Die Regierung will mit Fan jedenfalls ein Exempel statuieren. Die Ermittlungen gegen sie sind auch als Warnsignal an andere hochbezahlte Stars zu sehen. In einem Bericht der öffentlichen Beijing Normal University und der staatsnahen Chinese Acadamy of Social Sciences über die Sozialverantwortung chinesischer Stars erreichte sie nur Null von 100 Punkten - und stand damit ganz unten auf der Liste.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Frühjahr hat die chinesische Regierung eine rigorose Kampagne gestartet: Sie hat die Steuern auf Honorare für Celebrities von rund 7 auf 42 Prozent erhöht und eine Deckelung für deren Gehälter eingeführt. Stars dürfen nunmehr nicht mehr als 70 Prozent der Gage des gesamten Sets verdienen.

Doch einige Social-Media-Nutzer sind skeptisch, ob die Kampagne der Regierung gegen die Aushängeschilder der chinesischen Filmbranche ernst gemeint ist. Warum sonst werde ihnen erlaubt, ihre Steuern nachzuzahlen und sei die Nachricht mitten in den Herbstferien veröffentlicht worden, wenn ganz China auf Urlaub sei, fragten sich User nach Bekanntwerden der Anzeige.

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