Türkei: Wieder Razzien gegen Gülen-Anhänger

Seit dem Umsturzversuch im Juli 2016 wurden mehr als 50.000 mutmaßliche Gülen-Anhänger inhaftiert, zehntausende weitere wurden aus Justiz, Polizei, Militär und Verwaltung entlassen.

Die türkische Polizei ist erneut mit einer Reihe von Razzien gegen die verbotene Gülen-Bewegung vorgegangen. Die Staatsanwaltschaft in Ankara, Istanbul und anderen Städten habe 267 Haftbefehle ausgestellt, von denen bis Dienstagmittag 137 vollstreckt worden seien, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Die Regierung macht die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch von Juli 2016 verantwortlich. Seit dem Umsturzversuch wurden mehr als 50.000 mutmaßliche Gülen-Anhänger inhaftiert, zehntausende weitere wurden aus Justiz, Polizei, Militär und Verwaltung entlassen. Laut der Zeitung "Daily Sabah" sollen die meisten Prozesse zum Putschversuch bis Ende des Monats zu Ende gehen, doch werden ständig neue Verdächtige festgenommen. Kritiker betrachten das Vorgehen als unverhältnismäßig und sehen die Rechte der Angeklagten nicht gewahrt.

Mit aller Kraft gegen Gülen

Die Regierung gibt sich aber entschlossen, die "Unterwanderung" des Staatsdienstes durch die religiöse Bruderschaft zu beenden. Laut Anadolu wurden allein in Istanbul 96 Haftbefehle im Zuge von Ermittlungen gegen Unternehmen aus dem Umfeld der Gülen-Bewegung ausgestellt. In Ankara wurden 48 Verdächtige gesucht, die den verschlüsselten Messengerdienst ByLock benutzt haben sollen, über den die Gülen-Anhänger kommuniziert haben sollen.

Bei weiteren Razzien in den zentralen Provinzen Konya und Kayseri sowie in Kocaeli im Westen und Zonguldak im Norden der Türkei wurden laut Anadolu mehrere aktive Soldaten und frühere Militärangehörige festgenommen. Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft Gülen vor, das Militär und andere Institutionen systematisch "infiltriert" zu haben. Die Opposition verweist dagegen darauf, dass Erdogan lange mit Gülen verbündet war und seine Anhänger gefördert habe.

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